(Ms) So langsam kann man sich auf den Herbst vorbereiten. Die Sonne geht immer früher unter, vielleicht schon mal die Jacken waschen, bevor sie bald wieder regelmäßig genutzt werden. Spaziergänge werden mehr, Draußenabende weniger. Auch wenn die vielfältigen Sommeraktivitäten immer eine Menge Spaß machen, heißt es ja nicht, dass nun mit dem Herbst plötzlich automatisch die Melancholie einzieht. Aber ja, es wird eventuell ein wenig stiller und ein klein wenig Wehmut um der Sommertage ist nicht zu leugnen.
Mitten in diese Stimmung veröffentlicht Chantal Acda mit The Whale ein unglaubliches Album! Für überschwänglich gute Laune ist die niederländische Musikerin, die mittlerweile in Belgien lebt, nicht unbedingt bekannt. Aber die Stimmungslage auf dem neuen Album ist deutlich gedämpft. Dass ihre Wurzeln im Jazz liegen, ist auf jeden Fall (wieder mehr) zu hören. Mystisch und dunkel geht es auf den acht neuen Stücken zu. Die Gitarre bekommt einen prominenteren Platz und die Arrangements sind insgesamt dichter gestrickt.
The Whale heißt auch der erste Track des Albums und es beginnt überaus jazzig, lässig, aber nicht unbedingt fröhlich. Ein andächtiger Klang bahnt sich seinen Weg, auf dem sich ihre Stimme breit macht. Je weiter das Lied voran schreitet, desto mehr Details sind zu vernehmen: Bläser und unterstützender Gesang im Hintergrund. Zusammen entfacht dies ein Sound, der warm und weich ist, eine gewisse Geborgenheit ausstrahlt. Safety dringt immer weiter vor in eine dunkle Sphäre. Ein Stück, das klar vom Rhythmus dominiert ist. Durchs Hören stelle ich es mir wahnsinnig schwer vor, das Schlagzeug zu diesem Stück zu spielen. Doch mitten in dieser Dunkelheit machen sich Melodien breit, die von großer Schönheit strotzen. Und das ist das große Geheimnis dieser herausragenden Platte. Das Nebulöse ist wunderschön und verströmt große Faszination - zumindest bei mir. Auf Heads kumuliert dies aufs Beste zusammen. Die Gesangslinien fließen durch meinen Körper und sind auf seltsame Weise erbaulich. Die vielschichtigen Gitarren halten dieses Lied zusammen, das Schlagzeug bricht immer wieder mal aus. Fast sieben Minuten erstreckt sich dieser Track und in meinen Ohren könnte er endlos weiter gehen, weil die Magie so groß ist. Das Stück hat so eine große Kraft, dass danach eine kleine Pause tatsächlich ganz gut tut. Hit The Verge ist leichtfüßiger im Arrangement und weniger mystisch. Das Klavier spielt ein paar frohgemute Töne an und der Puls fährt ein wenig runter. Ah, das tut gut. Und wenn sich zu ihren wunderbaren Gesangsmelodien noch Bläser gesellen, erfährt die Seele auch ein wenig Heilung. Richtig viel Jazz steckt in Togetherness - das ist schon fast frech, wie dieser Song aufgebaut ist. Hier gibt es ganz viele, verschachtelte Ebenen, die zusammen richtig viel Spaß machen! Der Bass, der zu Beginn recht präsent ist, schleicht sich zwischendurch immer wieder in den Hintergrund und das Klavier verbreitet wohlige Klänge. Hier sind wirklich herausragende MusikerInnen am Werk!
Im letzten Stück, Make It Work, steckt noch mal richtig viel Energie. Mehr rockige Gitarre, auch ein wenig mehr Popattitüde. In den Momenten, wenn ihre Band beim Gesang einsteigt, wird die Stimmung groß. Und am Ende dieses eher düsteren Albums findet es einen wahrlich versöhnlichen, aufbauenden Abschluss. Selbst der Bass tanzt zwischendurch in den Takten. Das ist einfach ganz große Kunst, was hier passiert!
Ja, in diesem Text geht es nicht ansatzweise um die Texte. Da mich der Sound von The Whale sofort ganz stark angesprochen hat und etwas in mir auslöst, was nur wenigen MusikerInnen gelingt, ist mir so gut wie egal, worüber sie singt. Das wird der Kunst von Chantal Acda überhaupt nicht gerecht, aber ich gehe davon aus, dass es andere Texte gibt, die sich damit stärker auseinandersetzen. Ihre beiden Deutschlandkonzerte sind mir zu weit weg, aber ich empfehle allen Menschen, diese Musikerin mit ihrer phantastischen Band mal live zu sehen!
(Ms) Sie sind schon seit mindestens zwei Wochen zu sehen, doch es ist immer noch eindeutig zu früh! Draußen ist es ja eher durchwachsen, anstatt dass der krasse Kälte- und Dunkelheitseinbruch begonnen hat. Auch liegen die dicken Jacken noch gut verstaut im Keller. Da dürfen sie gerne auch noch ein paar Wochen bleiben. Auch brauche ich morgens noch kein Licht am Rad, wenn ich los fahre, aber es wird zugegebenermaßen knapp. Doch die ganzen Weihnachtssüßigkeiten in den Supermärkten können doch nochmal abgeholt und zwischengelagert werden, oder? Ich wäre sehr dankbar drüber, denn die Sonne hat noch lange nicht das Feld überlasse.
Die Sterne
(Ms) Es gibt sie, diese Menschen, die zu allem eine Meinung haben. Sie ist in vielen Fällen recht schlecht begründet oder halt durch die BILD geformt. Ein Pärchen aus der Straße ist so. Viel Meinung und dadurch viel Düsternis im eigenen Weltbild. Vor zwei Jahren meinten sie tatsächlich, dass sie auswandern würden, wenn das mit den Grünen so weiter geht. Puh. Ja. Die Grünen waren und sind die größte Gefahr hierzulande. Klar.
Ja, aber was sind denn die ganzen Gründe, warum wer was sagt und tut und macht und kommentiert?! Darüber hat sich wohl auch Frank Spilker Gedanken gemacht und ein Lied geschrieben. Wenn Es Liebe Ist heißt der neue Song von Die Sterne. Ganz oldschool-Sterne-mäßig nimmt er uns auf diesem Track auf eine Gedankenreise mit, die so auch nur aus dieser Feder stammen können. Gut, dass Frank Spilker dieses Projekt so eifrig am Leben hält. Wir brauchen diese Band ganz dringend immer noch!
Carebender
(Ms) Interesse an ein wenig Gänsehaut? Kommt gleich, versprochen!
Wenn Bands erweiterte Versionen ihrer Alben veröffentlichen, sind da meist Akustikversionen dabei. Spannende Einblicke, wie ein Track ohne Verstärker, Kabel, Elektronik funktionieren kann. Und vielleicht ein Einblick wie die Idee eines Songs mal begann. Was aber, wenn alle Instrumente weg sind? Dann bleibt eines: Die Stimme. Welch Kraft sie auslösen kann, sollte allen klar sein. Es braucht eine ruhige, leise, entschleunigte Umgebung, dass sie ihre Kraft entfalten kann. Aber dann so richtig. Carebender ist ein Chor, der im Leisen wirkt. Die Summe seiner einzelnen Teile ist das Geheimnis seiner Kraft. Nicht mal zweieinhalb Minuten geht Sun In und doch ist es leicht, sehr tief in ihren Klang einzutauchen, durchzuatmen, klar zu werden. Wie wunderschön, wenn Musik ganz pur wird. Am 10. Oktober erscheint mit Bags ihr neues Album und wie schon ein Chor selbst aus vielen Parts besteht, wirken dabei vier Labels mit. Da kommt etwas Tolles, Leises, Großes!
Black Sea Dahu
(Ms) Stecke die größte Kraft, die stärkste Umarmung, das kräftigste Aufbauen in den sanften Stücken? Ich bin fest davon überzeugt. Denn wenn im Kopf etwas spukt, das Energie saugt, dann braucht es eine starke, aber leise ausgestreckte Hand, die einen dort wieder heraus holen kann. So auch im neuen Stück von Black Sea Dahu. Superpower hat es und wie viel Superpower in diesen Minuten steckt, ist kaum in Worte zu fassen, so viel sanfte Kraft steckt in dieser Musik. Dieses Lied ist ein Weg, die eigene Vergangenheit zu packen und mir ihr umzugehen. Wahrscheinlich hat jeder ein vergangenes Ich, das immer wieder mal anklopft und Energie saugt. Wenn die ersten Worte dieses Liedes „Don‘t live in fear“ sind, dann ist alles klar, oder?! So viel Schönheit in Musik verpackt, so viel Menschlichkeit, so viel Staunen und sich sanft fallen lassen. Hui! Im kommenden Jahr folgt ein neues Album und ich glaube, das wird ganz, ganz großartig!
Sophia Kennedy
(Ms) Geiler Effekt, wenn ein Festivals auch einige Wochen später nachwirkt. Auf dem Watt En Schlick sah ich dieses Jahr fast nur Acts, die mir unbekannt waren oder die ich zumindest noch nie live sah. Es gab also viel Überraschungspotential. Am stärksten hallt Sophia Kennedy bei mir nach, weil ihr Auftritt sehr beeindruckend war. Die Abwechslung in der Intensität, ihre Energie, die sie ins Publikum brüllt. Da spielte der ganze Regen keine Rolle. Diesen Freitag veröffentlichte sie eine neue 3-Track-EP. Very Far Away heißt sie und zeigt erneut, wie talentiert und einfach gut diese Musikerin ist. Da steckt so viel Gespür für Arrangements und Dynamiken drin. Wie kann man sich dem nur entziehen? Ich bin dem Sound machtlos ausgeliefert.
08.10. - Köln, Gebäude 9
09.10. - Offenbach, Hafen 2
10.10. - Stuttgart, Merlin
11.10. - St. Gallen, Palace
13.10. - München, Kranhalle
14.10. - Wien, Flucc
15.10. - Dresden, Tonne
16.10. - Leipzig, Conne Island
19.10. - Berlin, Lido
25.10. - Hamburg, Knust
26.10. - Husum, Speicher
19.11. - London, Shacklewell Arms
17.02. - Kiel, Hansa48
18.02. - Hannover, Pavillon
19.02. - Bremen, Schlachthof
20.02. - Münster, Gleis22
DJ Koze & Dirk von Lowtzow
(Ms) Wenn Tocotronic läuft, dann drehe ich meist die Lieder etwas lauter, in denen Dirk von Lowtzows Bariton noch ein bisschen mehr zur Geltung kommt als in den anderen Tracks. Dann ist Gänsehaut angesagt. Dass seine Stimme nicht nur im Rockgewand hervorragend funktioniert, wird auf einer gemeinsamen Single mit DJ Koze deutlich. Beide kennen sich länger, daher war es nur eine Frage der Zeit, bis da etwas Hörbares herauskommt. Nur Um Liebe heißt der Track, den sie in einer tanzbaren und in einer sanften Version aufgenommen haben. Von Romantik ist aber wenig zu spüren, vielmehr zeigt dieses Stück die dunklen Seite der Liebe auf. Hui, das wirkt an so einem verregneten Wochenende wie hier im Norden doppelt stark. Kopfhörer auf und Augen zu:
Kapa Tult
(Ms) Komplett verzettelt. Die Liste ist voll. Die Bemühungen im Beruf und privat riesengroß. Aber was kommt dabei herum?! Oft wesentlich weniger als erhofft. Oft wesentlich weniger, als Energie dafür drauf gegangen ist. Es Bringt Mir Nichts singen KapaTult auf ihrer neuen Single und liefern die Hymne der Resignation im beginnenden Herbst. Der Track ist natürlich super gut gemacht, weil der Text ganz schön direkt den Kopf in den Sand steckt, aber die Musik eben zum Tanzen einlädt. Die Dualität der Dinge. Wie also mit den ganzen Mühen und der verschwendeten Energie umgehen? Versumpfen oder doch irgendwie das beste draus machen? Der zweite Weg scheint mit diesem Track geebnet zu sein. Am allerbesten funktioniert das, wenn viele Menschen zusammen kommen, am allerbesten bei Kapa Tult-Konzerten. Ein Glück, dass die Leipziger Band im kommenden Jahr weiter fleißig tourt und ich bin sehr, sehr froh, dass sie nach Bremen kommen, um sie endlich live zu sehen. Große Vorfreude!
(Ms) Wuchtige Gitarren, düstere Stimmung, knarzige Riffs, Energie. All das sind doch die Zutaten, die wir Rockfans doch so lieben, oder? Eine der Bands, die das aus meiner Sicht am stärksten verinnerlicht haben, ist The Joy Formidable aus Wales. Eine Gruppe, die hierzulande eher seltener zu hören ist. Ich sage euch: Es lohnt sich sehr! Das Trio legt als Trio eine kleine Pause ein und Bassist Rhydian Dafydd geht ein paar Solopfade. Vor Kurzem ist seine erste Single Make The Sign herausgekommen und sie ballert richtig gut! Ein Track, der genau auf die richtige Art unangenehm ist, wenn es quietscht und knattert und die hohen Gitarrenriffs sich mit einzelnen Synthies-Sounds verbinden. Insbesondere das Video dazu lohnt sehr und zeigt ziemlich gut auf, in was für einer Welt wir leben und in welcher wir gerne leben würden.
(Ms) Ein Text über die Liebe zur Musik, Pausen, die passende Venue und Rock‘n‘Roll.
Dass ein Abend mit Thees Uhlmann in Bremen nur großartig sein kann, ist klar, oder? Insbesondere wenn er über zwei Stunden Uhliwitsch-Geschichten, Tomte-Klassiker und Solo-Hits performt. Er ist ja nicht nur eine hervorragende Rampensau, sondern ja mindestens auch mit einem Beim (dem rechten wohl, weil das linke beim singen immer so hin- und herzappelt) ganz brutal auf dem Boden stehen geblieben. Die Anerkennung von anderen berührt ihn wirklich, das ist nicht nur eine gute Story. Diese emotionale Offenheit macht ihn nahbar, auch wenn man in der Glocke eventuell etwas weiter weg sitzt (siehe Foto).
Da kommen die nächsten Themen daher: Rock‘n‘Roll ist ja mittlerweile auch, wenn in einem klassischen Konzerthaus wie der Glocke in der Pause das Bier leergetrunken ist. Erschreckend oder genial? Rock‘n‘Roll ist auch, wenn aus dem Publikum jemand den Mundharmonikapart erstaunlich gut performt. Rock‘n‘Roll ist erst recht, wenn Thees Uhlmanns Mama mit im Publikum sitzt und sicher ganz doll stolz daher grinst.
Doch ist diese Location für so einen Abend die richtige? Insbesondere wenn es ein Akustikgitarren-Solo-Set ist?! Da geht der Rock‘n‘Roll ein wenig flöten. Denn am Mittwoch stieg die verbrauchte Luft doch merklich an im großen Saal und staute sich. Will sagen: Es war ganz schön warm. Wenn man dann zweieinhalb Stunden zum Sitzen angehalten ist, wird es zäh. Da kann auch die E-Gitarre zu Avicii noch so geil ertönen, irgendwie passt das alles nicht zusammen. Bei einem Thees Uhlmann-Konzert will ich nicht sitzen und kein Bier trinken können. Da möchte ich in einem Club oder einer Halle oder einer Kneipe (liebe Grüße an Nando) stehen, ein erfrischendes Getränk dabei haben und aus voller Kehle mitgröhlen, wie viel Bock ich denn gerade aufs Schwören in der Kirche habe. Das schickt sich im Konzertsaal nicht so sehr. Und dann muss da immer eine Pause sein. Herrje, wieso denn?! Das hätte man sich wirklich schenken können. Ich denke, das sind die Regeln im Hause. So kommt halt wenig Stimmung auf, auch wenn das Herz super glücklich ist, diesen wunderbaren Zeilen zu lauschen und jedes Mal etwas Neues drin zu entdecken.
Natürlich war das künstlerisch toll. Natürlich haben die Lacher gesessen. Natürlich ist es gut und richtig, dass Thees Uhlmann darauf aufmerksam macht, dass Therapie gut und hilfreich ist. Das wird niemand je bestreiten. Doch es knallt halt viel geiler, wenn der Ort diese Energie zum bersten bringt. Die Glocke ist da leider der falsche für gewesen.
PS: Aber er hat ja „Ich muss mal eine Woche nur in Bremen spielen“ angekündigt…
(Ms) Das Schöne an der Liebe sind ja diese wunderbaren Gefühle. Das Schwelgen im Perfekten, das Wohlige, das durch den Körper strömt und viel Zärtlichkeit. Das Doofe an der Liebe ist, dass sie ganz schön weh tun kann. Nicht nur wenn sie vorbei ist, sondern auch, wenn auf einmal viele Dinge zu verhandeln sind, die vorher, alleine, halt ganz normal waren. Das Schöne am Alltag ist seine Vorhersehbar- und Planbarkeit. Alles läuft immer in den gleichen Bahnen, die gleichen Termine ebnen den Weg. Der Kaffee läuft morgens durch und Abends steht das Brot auf dem Tisch. Das Doofe am Alltag sind diese ganzen kleinen, blöden Aufgaben, die halt erledigt werden wollen. Wäsche, Steuer, saubermachen, einkaufen, aufräumen. Das Schöne an der Unterhaltung ist die Kurzweil. Genau deshalb lassen wir uns doch so gern berieseln, oder? Für ein paar Stunden Sorglosigkeit, neue Impulse, das gemeinsame Lachen. Das Doofe an der Unterhaltung ist, dass sie auch mal schnell sehr platt sein kann oder einem gerade noch einen müden Lacher abverlangt.
Damit landen wir bei Die Höchste Eisenbahn und ihrem neuen Album Wenn Wir Uns Wieder Sehen Schreien Wir Uns Wieder An, das schon mindestens für den besten Titel einen Preis verdient. Was Fancesco Wilking, Felix Weigt, Max Schröder und Moritz Krämer mit ihrer Band seit vielen Jahren machen ist von den drei oben genannten Punkten die schönen Seiten in Lieder zu verwandeln. Okay, manche doofe Schattenseiten lassen sich auch finden. Aber diese großartige Band weiß, wie das Selbstverständliche zu vertonen ist ohne banal zu werden. Was für eine große Kunst!
Sechs Jahre stand die Eisenbahn im Pausebahnhof. Die neue Platte haben sie selbst produziert und verschiedene Mischer herangezogen. Zudem stand für jeden Track ein Bandmitglied Pate. Eine richtig schöne Idee, die von Vertrauen und Freiheit zeugt. Auch wenn so ein Prozess sicher von vielen Diskussionen und auch mal aus-dem-Weg-gehen gesäumt ist.
14 neue Lieder sind auf dem Album versammelt und sie sind ausnahmslos schön. Seit Du Weg Bist ist das erste davon und direkt ein Herzschmerzlied. Über das Ende einer Liebe und wie sehr man sich darüber ärgern kann. Dazu leicht verspielter Eisenbahn-Indiepop-Sound, der das erste Mal über ein eigenes Label veröffentlicht wird. Dass die Band vorher noch keinen Track hatte, der Die Bahn heißt, ist auch ein großes Wunder - jetzt ist es soweit. Ein Lied über die Versprengten, die nachts unterwegs sind und mit einem zauberhaften Text. Denn eine Zeile lautet „Ich tausche Leeres in Volles um“ und diese sechs Worte entfachen große Faszination bei mir. Was genau das Magische daran kann, weiß ich gar nicht mal, aber ich freue mich über diesen Effekt. Bürotage, die erste Single, ist unterhaltsame Kurzweil über die Arbeitsseiten des MusikerInnendaseins. Was Francesco Wilking und Moritz Krämer da dichten ist eine Form des Schmunzelns, die bei anderen Bands selten auftaucht. Das lustig-banale des Alltags. Das Tragische und Unterhaltsame nebeneinander zu stellen, das scheint auf diesem Album die große Stärke der Band zu sein. Ein weiteres gutes Beispiel: Hotpants. Locker-tanzbar kommt dieser Track daher. Doch durch die Augen eines Kindes kann die Welt manchmal ganz schön kompliziert sein. Was zerbricht man sich nicht den Kopf, wie die anderen einen sehen?! Herrje, wer kennt es nicht!?
Einfach nur wunderschön kommt Ich Seh Dich An Und Seh Mich daher. Zum einen der Blick auf das Komische des Alltags („Hunde gehen mit Menschen raus“) und auf der anderen Seite die Geborgenheit, wenn neben einem jemand liegt, der zauberhafte Ruhe verströmt und „der Krampf sich löst“. Das sind doch Lieder, die Worte für das finden, was uns oft verborgen bleibt.
Und bevor die Dreiviertelstunde neuer Eisenbahn-Musik vorbei ist, schenkt uns die Band noch eine tolle Perspektive: Vor Jedem Anfang heißt das letzte Stück ist nicht unbedingt ein Trennungsstück, sondern (meines Erachtens) ein schöner Gedankenanstoß: Was passiert vor jedem Anfang? „Nichts fängt von vorne an“ singt die Band hier. Auch beim Kommen und Gehen von Menschen im eigenen Leben gibt es einfach viel, was ineinander fließt.
Genau das ist doch ganz großartig, oder? Das Leben ist keine Abfolge von Kapiteln, sondern stets ineinander verwoben. Arbeit, Alltag, Liebe, Schmunzeln. Wer mag das denn alles voneinander trennen? So ist Wenn Wir Uns Wieder Sehen Schreien Wir Uns Wieder An ein insgesamt vielleicht ein eher unscheinbares Album, das jedoch so viele Feinheiten und kluge Gedanken in sich trägt, dass das mehrfache Hören uns reich beschenkt. Und das ist Kunst!
(Ms) Schräge Welt: Wenn man im Internet Dinge erfährt, die es ohne das Internet nicht geben würde. Und das auch nur durch Zufall. Es ist doch nur schwer verdaulich, dass es tatsächlich Menschen gibt, die sich über das neue Design der Milram-Käseverpackungen aufregen, oder? Haben diese Menschen wirklich nichts anderes zu tun? Ganz ehrlich. Wem ist denn so langweilig, dass das ein Thema wird? Oder: Wer ist denn so seltsam verdrahtet, dass einem das Nerven kosten kann? Eine Plastikverpackung eines Käses. Ich glaube, diese ganzen armen Willis müssen dringend mal geknuddelt werden. So richtig dolle. Und ein Schmatzer drauf. Oder wie TOcotronic singen: „Darum muss man sie bekämpfen / Aber niemals mit Gewalt / Wenn Wir sie auf die Münder Küssen / Machen wir sie schneller kalt.“ Amen.
Steiner & Madlaina
(Ms) Ach, du wunderbare Liebe. Was wäre die Kunst nicht ohne die Liebe und all den Zuständen, die sie uns beschert: Die Großen, die Kleinen, die Schwebenden, die Rosaroten, die Niederschmetternden, die Verträumten. Auf Du Kannst Nicht Gut Allein Sein, der neuen Single von Steiner & Madlaina wird viel geträumt. Da ist diese neue, aufregende Person, die man kennengelernt hat und sie verschwindet nicht aus den Gedanken. So viele Wünsche, dass sie immer da ist, noch ein Getränk an der Bar zusammen genießen und bitte nicht von der Seite weichen. Mal ist dies alles real, mal ist dies aber auch alles nur im Kopf. Und aus dieser letzteren Perspektive singen uns die beiden Schweizerinnen ein wunderbares Lied, das zugleich die erste Single ihres neuen Albums Nah Dran ist, das am 7. November erscheint. Oh, das wird ganz wunderbar!
(Ms) Electric Guitar - was hast du uns nicht alles schon für wahnsinnige Momente geschenkt?! Ja, mir gefallen auch einige Genreweiterentwicklungen wie dieser moderne 80er-New-Wave-Kram (siehe unten), aber es gibt auch Momente, so die pure E-Gitarren-Power einfach unsagbar glücklich macht. Wenn die Regler aufgedreht sind und die Boxen scheppern. Dass Laura Lee dieses Handwerk außerordentlich gut beherrscht, ist seit einiger Zeit längst klar. Nicht nur mit Gurr war sie sehr erfolgreich, sondern auch ihre weitere Band Laura Lee & The Jetts weiß sehr zu gefallen. Heute veröffentlichen sie ihr zweites Album. Zehn frische Tracks, die wuchtig nach vorn preschen, mal das Tempo rausnehmen und nie langweilig werden. Das gelingt ja auch nicht allen. Mal liegt es am vielschichtigen Gesang, mal an den starken Arrangements, manchmal an der Wucht, die viel Spaß macht. Laura Lee weiß, wie es geht und hat die Platte obendrein selbst produziert. Tough Love Paradigm sollte bitte laut durch die Nachbarschaften zu hören sein!
Die Benjamins
(Ms) Wie geil - Musik, die sehr direkt ist, macht viel Spaß, weil man nicht viel über Interpretation nachdenken muss. Zeilen, die unmissverständlich sind und dazu von einer berauschenden Energie begleitet wird. Gemeint ist die Band Die Benjamins, nichts weniger als eine grandiose Supergroup. Dort, wo sonst bekannte Gesichter aus verschiedenen Gruppen zusammen kommen, wird es manchmal zu gewollt kommerziell oder es geht nach hinten los. Hier geht alles nach vorn, nach oben, es knallt in die richtige Richtung, wenn Annette Benjamin, Max Gruber, Charlotte Brandi, Thomas Götz und Julian Knoth zusammen spielen. Vor zwei Jahren haben sie eine EP zusammen veröffentlicht, jetzt geht die Reise weiter und heute veröffentlichen sie zwei Singles. In 10 Jahren stellt die einfache Frage, was von einem in nicht allzu ferner Zukunft bleibt - „Heute underground / morgen schlecht gelaunt“. Knallt enorm gut. Genauso Pas De Deux, der andere Track. Der ist so schnell, dass er fast schon aus den Boxen herauswill mit einem Sound, der den Puls anziehen lässt. Ein Geist der 80er gepaart mit modernem New Wave heißt die Geheimrezeptur, die hier unablässig nach vorne prescht und wahnsinnig viel Spaß macht! Wow!
ENDE
(Ms) Als ich die neuen Tracks von Drangsal gehört habe, war ich wenig angetan vom neuen Geist. Jeder Musikgeschmack ist anders. Gut aber, dass die österreichische Band ENDE ziemlich genau in die gleiche Kerbe haut, die Max Gruber vor einigen Jahren bearbeitet hat. Das Duo aus Linz und Wien schenkt uns heute einen Track, der uns an Orte transportiert, die besser sind als der jetzige, wenn es da mal wieder knallt oder eine große Frustration und Unzufriedenheit herrscht. Laufen heißt der Song, auf dem der Bass rollt und die Gitarren eine herrliche Energie heraufbeschwören. Ich prognostiziere, dass spätestens im Herbst auf ihrer Tour oder nächstes Jahr auf diversen Festivals hunderte Hände zu diesem unglaublichen Stück abgehen werden! Weg, weg, weg, lauf, lauf, lauf, flieh, flieh, flieh!
Naked Lunch
(Ms) Das Kunstspektrum von Musik ist so wunderbar groß. Oft bleiben Musik und Text ja nicht alleine stehen. Es gibt ein Cover, eine Bühnenshow, ein Banner, Videos. Und wenn die Musik um eines (oder mehrere) dieser Facetten erweitert wird, entfacht sie manchmal noch mehr Kraft. Es gibt Musikvideos, die einem Track noch mehr Energie verleihen - ist das nicht genial?! Aktuelles Beispiel: Go Away, die neue Single von Naked Lunch. Ja, im Grunde genommen passiert nicht viel. Oliver Welter stellt im Nirgendwo sein Auto ab und lässt alles, was sich angestaut hat, auf diesem weitläufigen Feld raus. Dazu dann diese wuchtige Musik, die sowohl glänzt als auch kratzt. Was passen hier Ton und Bild gewaltig zueinander, insbesondere wenn die Szene vom Tag in die Nacht schwenkt. Wow - ich bin ganz begeistert. Zurecht, oder? Zum Glück gibt es diese Band noch und zum Glück bringt sie ein neues Album raus. Light (And A Slight Taste Of Death) erscheint am 7. November bei Tapete Records und wird ein Highlight sein - versprochen.
17.01.26 Ebensee - Kino 22.01.26 Wien - Arena 23.01.26 Graz - PPC 29.01.26 Innsbruck - Treibhaus 30.01.26 Dornbirn - Spielboden 31.01 26 Salzburg - ARGEkultur 05.02.26 Leipzig - Naumanns 06.02.26 Berlin - Berghain Kantine 07.02.26 Hamburg - MS Stubnitz 04.03.26 München - Milla 05.03.26 Stuttgart - Merlin 06.03.26 Steyr - Röda 28.05.26 Klagenfurt Festival
Lambert & Thorsten Nagelschmidt
(Ms) Diese Freitags-Rubrik auf diesem Blog baut sich immer im Laufe einer Woche auf, sodass ich im besten Fall freitags nur noch auf den Veröffentlichen-Button klicken muss. Von dieser Information hier pfiff noch kein Spatz von irgendeinem Dach, aber die Vorfreude ist enorm. Thorsten Nagelschmidt veröffentlicht kommende Woche nicht nur sein neues Buch Nur Für Mitglieder, sondern er hat mit niemand geringerem als Lambert ein gleichnamiges Album (VÖ: 7. November) dazu erarbeitet. Wow! Was für eine Kombination! Dies wird kein Hörbuch sein, zu dessen Worten der maskierte Pianist ein paar Töne beisteuert, sondern es soll ein (weitestgehend) eigenständiges Werk sein, dass auf Spoken Word setzt. Ein bisschen Geduld ist noch gefragt, denn erst kommende Woche kommt die erste Single raus, nicht dass den Lesenden etwas vorweg genommen wird. Gut, gut. Und es kommt noch besser. Zusammen gehen sie auf Tour im Dezember, um dieses Material live zu präsentieren. Hier könnten jegliche Grenzen von Konzert und Lesung gesprengt werden. Das wird ganz großartig - ehrlich!
08.12.2025 Köln, Gloria 09.12.2025 Hamburg, Kampnagel 10.12.2025 Bremen, Schlachthof 11.12.2025 Dortmund, Domicil 12.12.2025 Wiebaden, Museum 13.12.2025 Darmstadt, Centralstation 14.12.2025 Neunkirchen (Saar), Stummsche Reithalle 15.12.2025 Münster, LWL Museum 16.12.2025 Erfurt, Haus Dacheröden 17.12.2025 Berlin, Peter Edel 20.12.2025 München, Deutsches Theater 21.12.2025 Leipzig, Conne Island
(Ms) Viele Erzählungen für einzelne Stücke oder ganze Alben funktionieren nach diesem Schema: Die Welt ist dem Untergang geweiht. Wir haben sie erfolgreich gegen die Wand gefahren. Klima hinüber, der gesellschaftliche Zusammenhalt droht zu zerrütten, ein politischer Rückschritt in eine Zeit, die es nie gab. Viele MusikerInnen bleiben an diesem Punkt der Resignation nicht stehen, sondern appellieren an das Gute in uns und an die Hoffnung, dass wir das mit genug Liebe und Zuversicht schon schaffen werden (und ich finde die Erzählung auch ganz gut, weil sie mir auch viel Positives schenkt). Für Evan Uschenko und Ille Van Dessel gibt es diesen frohgemuten Blick in die Zukunft nicht. Und aus diesem Standpunkt der absoluten Resignation erwachte ihr neues Album Welcome To The Civilized World, das am 5. September erscheint. Es ist das vierte Ghostwoman-Album und das zweite, dass die beiden zusammen schreiben.
Allein dieser Schreibprozess ist faszinierend. Ein paar Tracks gingen von der einmalig aufgenommenen Testversion direkt auf die Platte. Zum Anderen haben sie sich extra für die Aufnahmen gebrauchte Instrumente gekauft, sie aufgearbeitet und nach der Benutzung wieder weiter verkauft. Alles für den einzelnen Track, alles für den Moment. Denn diese Platte, deren Titel ja schon keine Hoffnung mehr übrig lässt, wurde an vielen verschiedenen Orten aufgenommen. Sowohl in Uschenkos kanadischer Heimat als auch in den Bergen Belgiens, wo Ille van Dessel herkommt. Dieses Duo harmoniert so wahnsinnig gut, dass es fast schon beängstigend ist.
Hört man die neuen 38 Minuten von Ghostwoman, fällt auf, dass die Tracks weniger derbe sind. Auf dem Vorgänger Hindsight Is 50/50 war mehr Dampf drauf. Gut ist, dass sie ja nicht das gleiche nochmal machen. Welcome To The Civilized World erscheint eher wie ein Roadtrip durch verlassene, verödete Städte und Landschaften, wo einst Leben herrschte und nun nur noch ein paar Übriggebliebene hausen (später mehr dazu). Allein dieser Vibe der Lost Places macht dieses Album richtig spannend!
Sich mit den Texten auseinander zu setzen, ergibt keinen Sinn. Denn der Text ist laut Evan Uschenko nur Mittel zum Zweck, Inhalt ist so gut wie egal, er ist die Begleitung zum Sound. Daher wird er hier auch ausgeklammert.
Mit dem zum Album gleichnamigen Track eröffnet die Platte. Ein paar verlorene Klavierklänge und nach einer halben Minute rollen Schlagzeug und Gitarre los und werden auch nicht mehr aufhören. Ja, dieses Album ist cineastisch, da die düsteren Bilder von ganz alleine kommen. Wie gut Sound und Bild zueinanderpassen, ist in einigen der Singles auf großartige Weise zu sehen. Alive wird im Video mit zusammengeschnittenen Tourerlebnissen eingefangen. Nirgendwo zu Hause, überall Beton und Straße. Tatsächlich ist der Track recht melodisch. Doch die Melodien erinnern eher an einen nostalgischen Blick ins vergangene Gute. Noch eindrücklicher wird es bei Levon. Das Video passt so derart perfekt zum Sound, dass es beinahe schon gruselt. Verlassenheit in einer Trailer-Siedlung, die Langeweile der jungen Erwachsenen dort und die gesammelte Trostlosigkeit drumherum. Dazu scheppern Evan Uschenkos Gitarren und Ille van Dessel treibt und treibt und treibt die Resignation nach vorn.
Richtig schrammelig kommt 5 Gold Pieces daher und zwischen E-Gitarren-Ausbrüchen flüstert uns Uschenko in Endlosschleife die Wörter des Titels ins Ohr. Doch die Hoffnungslosigkeit ist nicht immer nur derbe, sondern entfacht im Stillen vielleicht noch mehr Kraft. Dafür steht DimeA Dozen exemplarisch und eindrucksvoll. Mein Highlight ist When You All Where Young, weil es roh, direkt und unmissverständlich ist und genau daher richtig viel Wucht entwickelt. Ja, beinahe geht es hier schon hypnotisch zu.
Welcome To The Civilized World ist nicht unbedingt ein Album, das durch einzelne Tracks lebt. Vielmehr ist es ein Gesamtkunstwerk, das eine Stimmung transportiert. Dies sollte jeder mal live erlebt haben. Und unbedingt dafür Gehörschutz mitnehmen, auch wenn die Platte nicht zwingend brutal rüber kommt. Doch wenn Evan Uschenko live seine Gitarre bearbeitet und Ille van Dessel dazu auf die Trommeln haut, wird es einfach nur unfassbar laut und wild und auch sehr beeindruckend. Diesen Trip in die Resignation sollte sich niemand entgehen lassen!
10.11. Gebäude 9 - Köln 11.11. Molotow - Hamburg 12.11. Festsaal Kreuzberg - Berlin 13.11. Moritzbastei - Leipzig 17.11. Live/Evil - München 18.11. Manufaktur - Schorndorf
(Ms) Was ist schon normal - eine Frage, die immer wieder mal aufploppt. Was heute hinter dem Begriff der Normalität steckt, las ich die Tage in Witches, Bitches, It-Girls von Rebekka Endler. Transfeinde, Neo-Erzkonservative und Rechtsextreme haben diesen Begriff ganz gut gekapert und wollen uns damit etwas vorgaukeln, was es nie gab. Sie sprechen von einer idealisierten Vergangenheit, die nie existiert hat, aber in der anscheinend alles besser war. Eine Vergangenheit, in der die Mutter-Vater-Kind-Familie halt normal war. Das ist extrem kurz gedacht, aber das ist ja auch das System. Nichts ist normal, welcher Mensch ist denn schon genormt? Eben. Der Begriff der Normalität ist ein hervorragendes Instrument der Spaltung und Ausgrenzung geworden. Ekelhafte Strategie. Mit den Ideengebern zu diskutieren mag wenig Sinn ergeben, aber vielleicht ist ein aufzeigendes Gespräch mit den Menschen im Umfeld nicht verkehrt, um diesen Mechanismus aufzuzeigen. Humanität, vielleicht das einzig normale - zumindest im Wunsch?!
Dramatist
(Ms) Die Bremer Spatzen pfiffen es schon von den Dächern. Hier rollt etwas Unaufhaltsames an. Eine Wucht, eine Wut, eine Wand. Die Band Dramatist ist nicht neu, 4/5 spielten zuvor bei Stun, doch mit neuem Sänger scheinen neue Wege bereit zu sein, um kräftig aufzudrehen. Gestern erschien ihre erste Single Fat White Families, doch zuvor spielten sie schon bei Wacken und auf der Breminale. Kein schlechter Start. Der Track ist schwer, dicht, vorantreibend und steckt voller Dringlichkeit. Kein Wunder also, dass sie das Übersee Festival am Samstag headlinen werden. Am 23. Januar kommt ihre Platte WastingWords raus, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass auch nur eins ihrer Worte verschwendet wurde. Das wird groß!
Magnetic Ghost Orchestra
(Ms) Der erste Gedanke war: Oha, Crossover. Das hat mich abgeschreckt, weil Crossover ja schon lange vorbei ist und nie so richtig geil war. Es gibt nur wenige Spielarten dieses seltsamen Genres, die wirklich gut funktioniert haben. Oft versteckten sich dahinter Orchester, die verschiedene Bands oder Orchester-untypische Stile vertont haben. Bei Magnetic Ghost Orchestra sieht das ganz anders aus und hier lohnt es sich sehr, die Ohren zu spitzen! Das Orchester ist eine Big Band und wird von Mortitz Sembritzki geleitet. Hier heißt es nicht „wir spielen XY nach und das wird cool“, sondern in etwa so: „Hier gibt es gar keine Grenzen, wir probieren alles aus, wagen und an jede Klangkombination ran und dann wird es so richtig geil.“ Tja, stimmt halt! Am 26. September erscheint ihre neue Platte Holding On To Wonder und der Name ist ja das schönste, was ich seit langem gelesen habe. Staunen und wundern - das sind zwei Tätigkeiten die so wunderbar sind, durch die kleine, nimmermüde Flimmerkiste in unserer Hosentasche wird das aber immer weniger. Als Grundschullehrer gucke ich nur allzu oft in leere Augen, die den nächsten Dopaminkick suchen, aber erstmal mit Stift und Papier hantieren müssen. Fällt vielen schwer. Die Klänge vom Magnetic Ghost Orchestra großartig zu finden, fällt allerdings sehr leicht, hört selbst:
Low Key Orchestra
(Ms) Sind es nicht die vermeintlich kleinen Lieder, die oft am meisten Kraft verströmen? Ich mag es auch sehr gern, wenn mich die energiegeladene Wucht trifft, doch wie schön, wenn es leise wird. Gestern gab es so viel zu besprechen und klären und planen, sodass mich schon die Verkehrsgeräusche beim kleinen Einkaufsweg arg gestresst haben. Nach einer Pause lief dann 25 Stories von Low Key Orchestra und ich spürte förmlich, wie mein Körper durchatmete. Eine schöne Geschichte, die uns Sönke Torpus da erzählt über das, was es zu erzählen gibt und dass alles stets im Wandel ist und bleibt. Es ist die dritte Single, die er nun veröffentlichte und gleichzeitig kommt damit die Ankündigung zu einem Album, das im kommenden Frühjahr erscheint! BeforeThe Reverb heißt die Platte (13.03.2026) und es ist so gut wie unmöglich Low Key Orchestra demnächst nicht zu sehen, weil wahnsinnig viel unterwegs und das wird wohl auch wahnsinnig schön!
Band Tour 02.10.2025 Langenberg, KGB 03.10.2025 Schmalförden, Kulturgut Ehrenburg 04.10.2025 Köln, Die Wohngemeinschaft 05.10.2025 Dresden, Societaetstheater 07.10.25 Halle, Objekt 5 08.10.2025 Berlin, Schokoladen 09.10.2025 Höxter, Tonenburg 10.10.2025 Klanxbüll, Charlottenhof 11.10.2025 Hamburg, Knust
Young Rebel Set Support (solo) 15.09.2025 Langenberg, KGB 16.09.2025 Essen, Zeche Carl 17.09.2025 Bremen, Tower 18.09.2025 Osnabrück, Kleine Freiheit 19.09.2025 Kaiserslautern, Kammgarn 20.09.2025 Köln, Gebäude 9 21.09.2025 Wiesbaden, Schlachthof 23.09.2025 München, Ampere 24.09.2025 Reutlingen, franz.K 26.09.2025 Hamburg, Molotow 27.09.2025 Berlin, Frannz Club (sold out)
Herrenmagazin Support (solo) 20.10.2025 Leipzig, Naumanns 21.10.2025 Kassel, Goldgrube 22.10.2025 Essen, Zeche Carl 23.10.2025 Köln, Gebäude 9 24.10.2025 Bremen, Tower