Freitag, 27. Juni 2025

KW 26, 2025: Die luserlounge selektiert

Quelle: en.wikipedia.org
(Ms) Die Tür klingelt, ich geh ran: „Was hast du denn für eine Verbindung zu Schweden“, fragt die Postbotin. Ich denke ein paar Sekunden nach, checke, dass ich ein völlig ausgewaschenes Friska Viljor-Shirt trage und wir kommen ins Plaudern. Sie hat ein paar Jahre in Schweden gelebt, kennt die Band und überreicht mir sogar eine Platte, was sie mit dem Wort nice kommentierte.
Kurzzeitig dachte ich letztens drüber nach, ob ich die alten Bandshirts, die schon zerrissen, kaum zu erkennen und völlig klobig sind, aussortieren soll. Wenn das nicht ein Wink des Schicksals ist, weiß ich auch nicht… 

Black Sea Dahou
(Ms) Der Mensch braucht etwas, das ihm Halt gibt. Für viele ist das sicher eine Religion. Für viele bestimmt auch die Kunst. Sie baut auf, hält und tröstet auch. Sie trägt durch leichte wie schwere Zeiten. Ganz schwere Zeiten hat Janine Cathrein erlebt. Sie Sängerin von Black Sea Dahu verlor vor drei Jahren unerwartet ihren Vater. Natürlich brauchte es Zeit, um das zu verarbeiten. Wie hart aber auch wie schön, dass sie die Musik als Vehikel nutzen kann, um auf ihrer neuen Single One Day Will Be All I Have über ihn und den Prozess zu singen, mutig in die Zukunft zu blicken. Ein seichter, folkiger Song, auf denen Bläser zum genau richtigen Zeitpunkt glänzen. Zudem gibt es dazu eine tolle Live-Aufnahme, auf der die Zartheit des Kontrabasses so wunderbar erklingt und wenn ihre Band sie am Mikrophon unterstützt, ist die Gänsehaut vollständig. Der Track ist zudem die Ankündigung eines neuen Albums! Everything erscheint am 20. Februar 2026! Die traurig-schöne neue Single gibt es im Sommer hier live zu hören:

09.07. Bremen – Breminale
13.07. Saarburg – Kaserne
16.07. Freiburg – Zelt-Musik-Festival
17.07. Karlsruhe – Tollhaus
18.07. Dresden – Tante JU
19.09. Bernau bei Berlin – Inselleuchten An Neuen Ufern
06.08. Hamburg – Musikpavillon Planten und Blomen @ Draußen im Grünen
07.08. Hannover – Sommernächte im Gartentheater
08.08. Essen – Zeche Carl


Schreng Schreng & La La
(Ms) Wahnsinn, wenn eine Band es geschafft hat, am Klang der Gitarre erkannt zu werden. Die Wärme, das leicht schleppende Tempo, die Intensität von Lasse Paulus‘ Gitarrenspiel bei Schreng Schreng & La La sind wirklich richtig markant! Zum endenden Sommer, am 29. August, veröffentlicht das Duo sein neues Album Catch & Release. Mit Fuck The City ist nun die erste Single zu hören und sie klingt so warm wie eh und je. Jörkk Mechenbier singt uns darauf wieder Geschichten, in denen wir uns alle wiederfinden können. Er hat stets die Gegenwart und den Blick in die Zukunft in seinen Texten im Fokus und wie sie miteinander zusammenhängen. Auch wenn es insgesamt da draußen gar nicht so rosig aussieht, ist es doch halb so wild, solange wir uns haben und füreinander da sein. Mag abgedroschen klingen, aber bei der aktuellen Weltlage fällt mir auch kein besseres Rezept ein. Daher sind diese Zeilen mit diesem Klang genau das Richtige - und dafür hatten die beiden doch eh schon immer den richtigen Riecher. Ich glaube, dieses Album wird ein großer, warmer Trost werden.

27.06.25 Düsseldorf, 4 Linden Open Air
Geht weiter!


Ghostwoman
(Ms) Ist es nicht großartig, dass trotz fehlendem Musikfernsehen immer noch so viele großartige Musikvideos produziert werden?! Ich freue mich bei jeder Single drauf, wenn für sie ein gutes Video erstellt wurde, nicht nur diese Lyric-Abspulungen. Für Levon, dem neuen Track von Ghostwoman hat Ryan Faist als Regisseur eine wahnsinnig gute Idee gehabt. Es ist lange her, dass ein Video so gut zu einem Lied passte! Leicht schleppend treibt dieses Album voran und ein Typ, der auf einer Terrasse eines verlassenen Wohnwagens das Messerspiel spielt, könnte nicht besser passen. Im Takt von Ille Van Dessels Schlagzeug haut er die Klinge ins Holz, um bloß nicht die eigenen Finger zu treffen. Phantastisch! Levon ist die zweite Single aus Welcome To The Civilized World, das am 5. September erscheinen wird. Dabei war die Idee zum Track schon länger da, nur haben Evan Uschenko und Ille Van Dessel ihn wieder aus der Schublade geholt, um ihn abgewandelt fertig zu stellen. Die Solo-Gitarre tut dem Track sehr gut. Wer die Möglichkeit hat, dieses Duo live zu sehen, sollte es tun. Nehmt euch Gehörschutz mit, live wird es wesentlich doller und intensiver als auf Platte, aber auch richtig richtig geil!

10.11.2025 - Gebäude 9, Köln
11.11.2025 - Molotow, Hamburg
12.11.2025 - Festsaal Kreuzberg, Berlin
13.11.2025 - Moritzbastei, Leipzig
15.11.2025 - Loft, Wien
17.11.2025 - Live/Evil, München
18.11.2025 - Manufaktur, Schorndorf
19.11.2025 - Bogen F, Zürich

Donnerstag, 26. Juni 2025

Dota - Springbrunnen

Foto: Annika Weinthal
(Ms) Wie können wir moralisch integer diese Welt meistern? Wissen wir wirklich, was immer, in jedem Moment gut und richtig ist? Welcher Grad an Ernsthaftigkeit ist gerade so der richtige, sodass die Realität nicht allzu grau aussieht? Welche Positionen sind einem wichtig und kann ich sie immer verteidigen? Und wie schaffen wir es, genug Leichtigkeit dabei zu behalten?

Die Anforderungen sind hoch geworden, neue kommen immer wieder hinzu. Insbesondere Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, sehen sich bestimmt einem immer höheren Druck ausgesetzt, stets etwas Schlaues, Geistreiches, Kritisches zu sagen. Was sagen Sie zu Nahost? Was tun gegen den Klimawandel? Wie den Mietwahn bekämpfen? Ist Merz ein guter Bundeskanzler? Wie kann die Musikbranche geschlechtergerechter werden? Viele MusikerInnen spicken ihre Konzerte mit allerhand Ansagen, wie die Welt ein besserer Ort werden und man selbst in dieser bestehen kann. Jede dieser Ansagen ist gut und richtig - keine Frage! Doch meines Erachtens gibt es ein paar KünstlerInnen, die das richtig leben. Privat und in der Musik. Und die Künstlerin, die das in meinen Augen am aufrichtigsten hinbekommt, ist Dota. Ein paar Mal habe ich sie schon live sehen dürfen und dachte jedes Mal: Ja, das Lied über die steigenden Mieten, Ja, diese Leichtigkeit, Ja, dieses wahnsinnige Charisma, Ja, das was sie da gerade tut ist so aufrecht, so ehrlich, so rein und gut und schön - was für eine Künstlerin!

An diesem Freitag (27. Juni) erscheint ihr neues Album Springbrunnen und es ist wieder herrlich abwechslungsreich geworden. Ein Album, das uns in diesen Zeiten besonders gut tut, da es meines Erachtens den Fokus richtig setzt. Und, wie klingt das so?
Der Sound ist typisch Dota: Indie-Pop mit ein paar Keyboard-Spielereien und immer wieder überraschenden musikalischen Elementen wie mit ein paar Bläsern. Das ist der klassische Dota-Sound. Und er kommt daher mit einem klassischen Dota-Songwriting: aufmerksam, klug, unterhaltsam und scharfsinnig.

Der Frühling heißt das erste von 13 neuen Liedern, die Dota uns schenkt. Wie schon Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen versucht sich die Liedermacherin an dieser schönen Jahreszeit. Sanft, etwas melancholisch taucht man in dieses Lied, in dieses Album ein. Dota nimmt uns an die Hand zum Träumen, Schwelgen, Genießen. Hach, wie schön! Wenige Takte später zeigt sie ihre humoristisch-gesellschaftskritische Seite: Im Springbrunnen Baden Mit Nackten Milliardären. Dieser irre, kaum vorstellbare Reichtum einiger Menschen ist absurd und Dota hat hier einen guten Vorschlag, was sie mit diesen Menschen und ihrem Geld machen würde. Dass das mit der emotionalen und moralischen Stabilität oft nicht klappt, ist auch klar. Davon singt sie auf Das Wogende Meer. Der Text ist so wunderbar offen, dass wir ganz viel hinein interpretieren können - „Keiner kann immer nur Felsen sein.“ Vielen Dank für solche Zeilen! Wir müssen nicht immer alle stark sein, aber sollten für unsere Liebsten da sein.
Was das doofe Handy mit seinen doofen Apps mit uns macht, beschreibt sie ganz verzückend auf Einfach Zu Abgelenkt. Für mich persönlich ist das eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Dieses kleine Ding mit dem schwarzen Bildschirm macht uns kaputt und wir lassen es geschehen. Nur richtig, dass dieses Thema im Pop Platz bekommt. Und statt den Kopf in den Sand zu stecken, bietet es sich an, zum Keyboard dieses Songs zu tanzen. Am eindrücklichsten zum obigen Absatz passt Wenn Dir Das Reicht. Denn oft lügen wir uns recht geschickt an, im Kleinen und im Großen. Doch dann ist „zu befürchten, dass alles so bleibt.“ Dota legt die Finger in genau die richtigen Wunden.
Musikalisch hochinteressant ist Die Andere Seite, wo Chor und Keyboard am Ende herrlich durch die Takte schweben und das auch in ungewohnten Tonlagen.

Springbrunnen ist insgesamt ein andächtiges Album, das durch einige melancholische Momente charakterisiert ist. Zum Glück ziehen sie nicht runter, weil der Mix auf der Platte so gut ist. Der absolute Höhepunkt kommt auf Alle Sind Zurück In der Stadt, das phasenweise schon an Moop Mama erinnert. Ein Lied über das Ende der Sommerferien, wenn Touris fleißig knipsen und wieder abhauen und die Abende schier endlos sind in ihrer Wärme und ihrem Glanz. Was für ein tolles Gefühl dieses Lied versprüht - Wahnsinn! 

Ja, ein dezent melancholischer Eindruck bleibt am Ende dieses Albums. Das ist weder gut noch schlecht. Es ist genau richtig so, weil die Essenz von Dotas Musik so angelegt ist, dass immer ein Gedanke haften bleibt, wenn die letzten Töne verstummen. 13 neue Lieder hat sie uns geschenkt und sie strahlen alle auf ihrer Weise, moralisch integer, unterhaltsam, wunderschön, verliebt und hoffnungsvoll. Der wahre Kern ihrer Musik sind aber ihre Konzerte. Und Dota ist eigentlich immer unterwegs, es ist kaum möglich, nicht hinzugehen. Und: das sollten alle tun, denn es lohnt so, so, so sehr!

27.06. Dortmund – Junkyard Open Air (Springbrunnen Tour)
03.07. Regensburg – Thon-Dittmer-Palais (Springbrunnen Tour)
04.07. Reichertsheim – Fichters Biergarten in Ramsau (Springbrunnen Tour)
05.07. Halle (Saale) – Volkspark Open Air (Springbrunnen Tour)
10.07. Erfurt – Barfüßer Open Air @ Barfüßerruine (Duo)
17.09. Dresden – Alter Schlachthof (Springbrunnen Tour)
18.09. Leipzig - Felsenkeller (Springbrunnen Tour)
19.09. Berlin – Columbiahalle (Springbrunnen Tour)
20.09. Bremen – Modernes (Springbrunnen Tour)
21.09. Hamburg – Große Freiheit 36 (Springbrunnen Tour)
18.11. Erlangen - E-Werk (Springbrunnen Tour)
19.11. St. Wendel – Saalbau (Springbrunnen Tour)
20.11. Stuttgart - Im Wizemann (Springbrunnen Tour)
21.11. Karlsruhe - Tollhaus (Springbrunnen Tour)
22.11. Heidelberg - Karlstorbahnhof (Springbrunnen Tour)
23.11. Darmstadt – Centralstatio (Springbrunnen Tour)
17.12. Köln – Carlswerk Victoria (Springbrunnen Tour)
18.12. Oberhausen - Druckluft (Springbrunnen Tour)
19.12. Münster – Skaters Palace (Springbrunnen Tour)
15.01. München - Muffathalle (Springbrunnen Tour)
16.01. Wien - Arena (Springbrunnen Tour)


Dienstag, 24. Juni 2025

Jenny Thiele - Platz

Foto: Tom Hagemeier
(Ms) Nein, nein - mit dem Sound und den Texten der Band, in der Jenny Thiele vorher aktiv war, hat ihr Album Platz echt nichts zu tun. Wie wenig es damit zu tun hat, versuche ich in diesem Text darzulegen. Nur vorsichtshalber an alle, die das denken könnten: Kein Vergleich, kein Abklatsch, Platz ist zu 100% Thiele!

Kommen wir daher direkt zur nächsten Frage: Wie klingt denn 100% Thiele? Auch das lässt sich schnell und einfach beantworten: Völlig unvorhersehbar! Jenny Thieles Musik ist eine Wundertüte voller Überraschungen. Manche Parts in einem Lied kommen derart plötzlich und ohne musikalische Vorankündigung, dass diese Platte zum Staunen da ist. Doch nicht nur über die tollen, vielseitigen Arrangements. Ihre Texte sind ebenso breit aufgestellt. Mal persönlich (oder durch eine Ich-Erzählerin), mal ein tanzbarer Streifzug durch die Nacht oder auch ein wenig Nostalgie. Dabei ist der Name der Platte ja hochinteressant. Was hat Platz zu bedeuten? Macht sie sich welchen? Ist es ein Hunde-Befehl? Sucht sie welchen? Oder welchen der vielen in Köln könnte gemeint sein? Schön, dass Jenny Thiele uns Hörenden diese Interpretation lässt!

Super clever ist, wie sie uns in das Album eintauchen lässt! Nehmt Mich Mit ist der erste Track - gut ausgewählt. Ein smarter, weicher, entspannter Popsong übers Schafezählen in nicht-einschlafen-können-Momenten. Die Basis ihres Sounds liegt in allerhand Keyboard- und Synthie-Klängen, die die Lieder tragen. Als Hörender kann man der Sängerin nur ebenso entgegen bitten: Jenny Thiele, nimm mich mit auf dieser Platte. Nichts leichter als das!
Die Reise geht weiter in die gleiche Tageszeit, aber hellwach! Dancer In The Blue ist ein leicht verliebter, leicht flirtiger, leicht melancholischer Rausch durch die Nacht. Ob es wirklich ein Eintauchen ins Wasser ist oder das Tauchen sinnbildlich fürs sich-verlieren-im-Moment steht - die Interpretation lässt sie auch uns Hörenden. Ich mag diese unterschwellige Teilhabe an der Kunst! Für Radioempfang steht ihr Produzent millhope als Featuregast bereit, der sonst ihren Ideen und Aufnahmen den letzten Schliff gibt. Satter 80er-Bass trifft hier auf Autotune und Krautrock-Vibes - spannender Clash of Cultures, der aber komplett aufgeht, weil es richtig harmonisch ist, wie aus einem Guss klingt. Die ersten Takte von Frieden könnten auch komplett von Kraftwerk stammen. Und auch wenn kurz der Eindruck aufkommen mag, das Nicole hier mitgetextet hätte, nein! Dieses Lied klingt zwar poppig leicht und luftig, liegt aber echt schwer im Magen, weil es so stimmt. Dieser Gegensatz ist extrem clever gemacht, kickt aber auch echt stark rein!
Gibt es eigentlich ein Lied übers Kuscheln, über das wundersame Gefühl des nah- und vertraut-seins? Ich weiß es nicht genau, aber mit Wissn Muss kommt in jedem Fall eins dazu, was einen hohen Grad an Intensität mit sich bringt. Der Text ist wunderschön und knipst ganz viele Bilder an und wenn dann Gitarren und Bass noch eine Schippe drauflegen, gesellt sich neben das schöne Wohlgefühl noch diese phantastische musikalische Gänsehaut - wow! Ich weiß auch nicht genau, was Power Pop ist, aber Gar Keinen Platz würde ich als genau das beschreiben. Wie viel Energie steckt hier denn bitte drin?! Kaum zu glauben - doch auch das ist ein weiterer Verliebtheitstrack. Ob er übers Tanzen in der Nacht hinaus geht?! Auch hier bleibt die Interpretation bei uns. Ich mag es sehr, wie so ein großer Spielraum eröffnet wird, in dem Jenny Thieles Lieder zu meinen werden. Ein faszinierender Aspekt von großer Kunst - denn genau das ist hier zu hören! Den krassesten Bruch auf der gesamten Platte hat sie auf Burn On verankert. Ein Track, der erlebt werden will!

Platz ist ein kraftvolles Album. Anders vermag ich es gar nicht zu beschreiben. Diese 12 Tracks mit gut 36 Minuten Spielzeit haben alles zu bieten, was man unter Pop fassen kann. Sanfteste Gefühle und Zeilen. Einen irren Grad an Tanzbarkeit, viele Momente zum Schwelgen und Träumen, den ein oder anderen Augenblick, der im Hals stecken bleibt. Unterm Strich schenkt uns wohl eine der vielseitigsten und cleversten Musikerinnen des Landes ein immens beeindruckendes Werk auf vielen Ebenen. Wow!

26.06.25 Darmstadt – Campusfestival (Band)
30.06.25 Frankfurt, Romanfabrik (Duo-Tour mit Paul Sies)
01.07.25 München, Substanz (Duo-Tour mit Paul Sies)
12.07.25 Mönchengladbach, TiG (solo)
02.08.25 Dessau – Dessauer Sommer (Band)
18.09.25 Herne – Flottmann Halle (Band)
19.09.25 Langenberg – KGB (Band)
24.09.25 München - Milla (Band)
25.09.25 Waiblingen – Schwanen (Band)
10.10.25 Ulm, Aegis Café (Band)
12.10.25 Karlsruhe – Tollhaus (Band)
05.12.25 Oberhausen – Druckluft (Band)
06.12.25 Wolfsburg – Hallenbad (Band)


Freitag, 20. Juni 2025

KW 24, 2025: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Ms) Ist Magnum vielleicht das geilste Eis, das es gibt? Dürfte ich das bestimmen, gäbe es von meiner Seite aus ein klares Ja in diesem Punkt! Wichtig ist der Stiel, kein ewiges Rumprökeln in der völlig vereisten Dose. Dazu die äußerst charmante Schokohülle und oft was richtig Geiles innen drin. Klarer Platz 1 im Eisbusiness überhaupt! Die einzigen Abstriche sind halt beim Preis zu machen und da lohnt ein Blick nach links und rechts. Denn es gibt wohl keine Marke, die von irgendwelchen Hausfirmen der großen Lebensmittelkonzerne nicht nachgemacht wird, wenn sie nicht sogar von der gleichen Produktionsstrecke kommen. Ausprobiert habe ich die Gut&Günstig-Magnums und die aus dem Aldi unter dem sympathischen Namen Mucci. Das Rennen geht glasklar an Aldi, weil die Schokolade unsagbar schmackhaft ist, ein tolles Kühlerlebnis. Das Eis in der G&G-Variante ist zudem gar nicht mal so super.
Also: Bitte für den kleinen Service-Rat am Rande!

Naked Lunch
(Ms) Bei all dem Schrecken auf der Welt, den ich in seinem irren Tempo gar nicht mehr aufnehmen kann, gibt es dennoch Nachrichten, die das Innere im Herzen aufblühen lassen. Für nicht möglich habe ich es gehalten, dass es nochmal neue Musik von Naked Lunch geben könnte. Was für eine tolle Nachricht - was für ein Song, den uns Oliver Welter da mit seiner neu besetzten Band schenkt! Vor zwölf Jahren ist mit All Is Fever ihr letztens Studioalbum rausgekommen, nun folgt To All And Everyone I Love! Es ist nichts anderes als eine intensive, warme, umarmende Hymne an den humanistischen Kern, der uns Menschen ausmachen sollte: füreinander da sein, sich unter die Arme greifen, das Leben genießen, Herz zeigen. Oder wie der Pressetext es hervorragend trifft: „Eine Hymne der hemmungslosen Empathie!“ Ja, man! All das steckt in Oliver Welters Stimme - die schiere Verzweiflung, aber auch die unendliche Dankbarkeit. Vor knapp zwanzig Jahren hat diese Band mit This Atom Heart Of Ours mein Herz erobert, nun geht die Reise weiter - wie wunderschön! Ein Zeichen, dass wir nicht verzagen sollten! 

16.01.26 Steyr - Röda
17.01.26 Ebensee - Kino
22.01.26 Wien - Arena
23.01.26 Graz - PPC
29.01.26 Innsbruck - Treibhaus
30.01.26 Dornbirn - Spielboden
31.01 26 Salzburg - ARGEkultur
28.05.26 Klagenfurt Festiva
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ClickClickDecker
(Ms) Wer singt da eigentlich? Wem verleiht der Sänger seine Stimme? Ist es seine eigene oder die einer Figur einer Geschichte? Manchmal ist der Grat zwischen Storytelling und persönlichen Texten sehr schmal und manchmal hilft dann der Hinweis, wie es gemeint ist. So ungeschminkt wie auf Rumours & Prospekte klang Kevin Hamann sicher noch nicht. So heißt die neue Single von ClickClickDecker, die auf ihrem Album Wir Sind Uns Noch Nie Begegnet enthalten sein wird (VÖ: 26. September). Ein Lied über den Neuanfang und die Dankbarkeit, diesen ergreifen zu dürfen. Ein Stück, das davon spricht, wie oft sich da jemand verzettelt hat, so viele Pläne hatte, die sich irgendwann alle gegenseitig ausgeschaltet haben, weil es dann vielleicht etwas zu viel wurde. Gut, dass Kevin Hamann mit seinen Mitstreitern aus diesem Geflecht gefunden haben und uns diese wunderbare Musik schenken!

16.10. Kiel, Hansa48
17.10. Hamburg, Knust
18.10. Köln, Artheater
19.10. Hannover, Faust
20.10. Mainz, SchonSchön
21.10. Nürnberg, Club Stereo
22.10. München, Milla
23.10. Leipzig, Naumanns
24.10. Dresden, Groovestation
25.10. Berlin, Lido


Flight Mode
(Ms) Was bleibt von einem Festival übrig? Welche Bilder und Bands speichert das Hirn ab und was ist recht schnell durchs mentale Sieb gerauscht? Welche Erinnerung ist so stark, dass sie sich langfristig festklammert? Meines Erachtens eine spannende Frage, insbesondere wenn wenig Bekanntes zu sehen ist. So vor zwei Wochen beim Fair Weather Fest in Bremen. Ich kannte keine Band und ließ mich am laufenden Band überraschen. Am stärksten hängen blieb die Norwegische Band Flight Mode. Nicht nur weil sie so wahnsinnig sympathisch waren, sondern vor allem wegen ihres warmen Sounds! Der erinnerte mich ab den ersten Takten an irgendwas zwischen Nada Surf und Death Cab For Cutie und da igel ich mich musikalisch sehr gern ein. Dieser Musik wohnt etwas inne, was mich herrlich berührt, tröstet und aufbaut. Daher lege ich allen Lesenden Flight Mode aus Oslo wärmstens ans Herz - sie machen ganz phantastische Musik! 


Hugo Race & Gianni Maroccolo
(Ms) Ein bisschen Gänsehaut gefällig beim Musikhören?! Ist keine schlechte Vorstellung, oder? Wenn der Sound so intensiv ist, leicht unter die Haut geht, der Puls nicht so recht weiß, was er damit anfangen soll aber ein Sog entsteht, der eine mystische Schönheit mit sich bringt. Dass so ein Klang sehr erstrebenswert ist, dachten sich auch Hugo Race und Gianni Maroccolo. Ersterer kommt aus Australien, spielte mal mit Iggy Pop und hat seit den 80ern zahlreiche Alben veröffentlicht. Maroccolo ist italienischer Filmmusikkomponist und beide haben das beste aus ihren Welten für ein gemeinsames Album zusammen getan. The Virgil heißt dies ist strotzt vor dunkler Schönheit, die mit herrlich schweren Melodien, elektronischen Spielereien und experimentellen Gitarren verziert ist. Hier lohnt es sehr, sich zurück zu lehnen und diese Platte zu genießen, am besten über Kopfhörer!


Friedberg
(Ms) Wie gelingt die Überraschung, wenn die Intensität der Realität einen mittlerweile völlig abstumpfen lässt?! Geht mir zumindest ab und an so, wenn ich die Nachrichten lese. Da sind Meldungen dabei, die erschreckend sind, aber nur noch so abgenickt werden, weil es irgendwie überall so aussieht. Aber zurück zur Musik: Wie gelingt da die Überraschung?! Wie bleibe ich am Ball?! Vielleicht mit einem richtig großen Bruch im Sound! Das dachten sich eventuell auch Friedberg, deren aktuelle Single Haha wirklich kaum etwas mit ihrem früheren Klang zu tun hat. Satter, etwas düsterer elektronischer Sound, der fast ein bisschen abschreckend wirkt, aber einen genauso reizvollen Sog entstehen lässt. Das ist wahnsinnig geschickt gemacht und wird sicher auch live ganz hervorragend funktionieren! 

20.06. - Southside Festival
21.06. - Hurricane Festival
22.06. - Traumzeit Festival
24.06. - Kulturzelt Kassel
25.06. - Fusion Festival
18.07. - Lakeside Festival (AT)
02.08. - Watt En Schlick Fest
03.08. - Astalive Festival
09.08. - Picure On Festival (AT)

Mittwoch, 18. Juni 2025

GoGoPenguin - Necessary Fictions

Foto: Mark Gregson
(Ms) Es ergibt Sinn, für dieses Album beim letzten Track anzufangen. 
Dazu eine kleine Anmerkung von hinter den Kulissen. Wenn neue Musik erscheint, wird diese natürlich auch vermarktet, beworben. Für Rezensionen darf ich die Musik ein paar Wochen vor der Veröffentlichung hören. Und da gibt es ein spannendes Detail. Bei der Tracklist einer Platte kommt eine Info bei einzelnen Liedern hinzu. Focustrack nennt sich diese Information. Also die Lieder, die eine besondere Erwähnung haben sollen. Als ob ich das nicht selbst entscheiden könnte, was in meinen Ohren stark oder nicht so pralle ist. Diese kleine Info kommt regelmäßig vor.

Den Fokus gewollt auf das letzte Lied zu setzen, wäre eh etwas ungewöhnlich. Doch das letzte Stück auf GoGo Penuins neuem Album Necessary Fictions hat einen fantastischen Titel, der das Schaffen des modernen Jazz-Trios sehr gut zusammenfasst. Ein Fokus muss hier gar nicht vorgesehen sein, es ist das gesamte Album!
What We Are And What We Meant To Be heißt dieses letzte Stück. Wie genial ist es bitte, den Hörenden elf neue Lieder zu präsentieren, auf denen die Band durchaus ausprobiert und neue Wege geht, um am Ende eine eindeutige Message zu tätigen: Bei all dem, was es gerade zu entdecken gibt, ist dies hier, der zwölfte Track, die Essenz unseres Schaffens, so klingen wir im Kern. Kein gewollter Fokus, aber doch eine aussagekräftige Entscheidung.

Vor zwei Jahren kam erst die letzte Platte raus. An Kreativität mangelt es den drei Briten ohnehin nicht. GoGo Penguin sind 2025 Chris Illingworth am Piano, Nick Blacka am (Kontra-)Bass und neu Jon Scott an den Drums. Dies ist ja eine ziemlich klassische Jazz-Besetzung. Doch GoGo Penguin stehen fürs Experimentieren und Grenzen ausloten. Das zu hören macht seit vielen Jahren sehr viel Spaß! Das kann mal sehr melodiös aber auch im besten Sinne herausfordernd werden. Und auch verhältnismäßig poppig, wenn sie sich Gastsänger Daudi Matsiko für Forgive The Damages dazu holen. Hinter dem zarten Gesang tanzen die Saiten unterm Hammer und die dicken auf dem Kontrabass. Insbesondere der wunderbar weiche Klang vom großen Streichinstrument ist ein wahnsinniges Plus im Schaffen dieser Band!

Apropos Bass und Neues ausprobieren. Auf dieser Platte nutzt das Trio hörbar häufiger Synthie-Effekte. Wie der digitale Bass sich durch Living Bricks In Dead Mortar schleicht, ist großartig. Da sind die hohen Pianoklänge gar nicht mal so fröhlich, wenn zudem auch das Schlagzeug in dezente Hektik verfällt. Hier haben drei Instrumente drei Geschwindigkeiten und das Ergebnis ist umwerfend! Denn der ganze Track ist ein irres Crescendo, bis der Bass fast technomäßig überstrapaziert ist. Orientalisch-tanzbar geht es auf Luminous Giants daher. Ein sanftes Stück mit perfekt sitzender Melancholie, die ihren Charme nicht verliert. Über fünf Minuten verliert sich dieses Lied in purer Schönheit - was für ein phantastisches Arrangement! Der Trick ist, dass sie dabei mit weiteren Streichern und dezentem Gesang arbeiten - zusammen schlicht große Kunst!
Mit dem Manchester Collective, einem achtköpfigen Streicherensemble, spielen sie auch auf State Of Flux zusammen. Scheinbar nur im Hintergrund tauchen die feinen Instrumente auf, doch wenn sie gezupft die Klaviermelodie doppeln, dann entsteht ein ganz großartiger Sog an Musikgenuss, dem ich mich nur zu gern hingebe.

Doch wie klingen GoGo Penguin nun auf dem neuen Album? Was ist die Essenz der Band neben ihre Mut Neues in ihre Songs einzuweben? Läuft der letzte Track, ist direkt klar, dass das Neue schon zur DNA des Trios gehört. Wieder eine herrliche Portion an waberndem Synthie-Bass, über den sich der Analoge legt. In höhere Sphären erhebt sich das Klavier. Das Schlagzeug bewegt sich sehr geschickt zwischen dominanter bis zu kaum wahrnehmbarer Rolle. Zusammen erschaffen sie kraftvolle Rhythmen, die immer wieder fein und andächtig die Melodien scheinen lassen. GoGo Penguins Necessary Fictions wartet nicht mit dem einen großen Knall daher, es ist ein Album, da erlebt werden will.


Sonntag, 15. Juni 2025

Live in Bremen: Fair Weather Fest

Fotos: Luserlounge
(Ms) Seit einer Woche ist das Fair Weather Fest vorbei - gut Ding will Weile haben. Am Freitag und Samstag des Pfingstwochenendes war das Bremer Viertel richtig gut besucht. Ja, das Wetter war nicht besonders fair, aber das Programm, das die Veranstalter hinter diesem Festival aus dem Boden gestampft haben, war großartig! Hardcore, Punkrock, Power Pop, Indie, Singer/Songwriter, Screamo, Shoegaze. Stilistisch war für alle etwas zu haben zwischen Lila Eule, Calavera und dem Lagerhaus. Und auch bei Titus, Black Plastic und im Eisen gab es auf die Ohren. Am Freitagnachmittag wurde ausverkauft gemeldet - nur zurecht bei diesem Line-Up.

Wobei ich erst im Nachhinein zu diesem Fazit kommen kann. Denn bevor ich am Freitag in Bremen ankam, kannte ich bis auf die Deadnotes keine einzige Band. Ich war neugierig und wurde reichlich belohnt!

Das erste, was ich hörte, waren die letzten zwei Song von The Pill, die das Lagerhaus gut zum Beben gebracht haben. Und schon danach kam das erste große Highlight: Between Bodies war anscheinend so etwas wie der geheime Headliner, es war schlagartig voll und nicht wenige Leute konnten bei nicht wenigen Liedern recht sicher die Texte mitsingen. Wie geil war das denn?! Obendrein war der Auftritt dieser Band wahnsinnig sympathisch und sie haben Rockmusik einfach verstanden, so einfach kann es sein. Dieser Name sollte dringend überall abgespeichert werden! Giver hingegen tendierten wesentlich stärker in einige Metal-Sphären. Ich finde es immer wieder großartig, dass die Bands mit den härtesten Tönen die humanistischsten Ansagen bereit haben! Musikalisch bleiben sie bei mir aber weniger haften. Zwischendurch dann mal ins kleine Calavera, Neugier, Neugier! Als Pluto The Racer aus Hannover dort spielten, war der Laden schon rappelvoll, auf der Treppe tummelte es sich schon. Skatepunk, so wie er klingen sollte, richtig gut! Weiter ging es im Lagerhaus mit Rauchen und bis heute weiß ich diesen Gig nicht so sehr einzuordnen. Ja, war schon irgendwie geil, aber von dem ganzen Geschrei hätte ich gern auch was verstanden. Als Smile And Burn die Bühne betraten, wurde schnell klar, dass diese Band etwas professioneller unterwegs sind. Plötzlich war der Sound viel klarer. Ohnehin leider ein Detail, das ich im Lagerhaus so gar nicht kenne, am Freitag hat es immer wieder ganz schön geschrabbelt und oft war der Sound etwas verwaschen.

Fotos: luserlounge
Einschub.
Leider konnte ich den letzten Auftritt vom Freitag nicht ganz sehen. Ich war noch angeschlagen aus den Tagen davor und wollte langsam heim. Mit der Bahn wäre das in der Regel kein Problem. Doch am ganzen Wochenende fuhr ab 22 Uhr nur noch der Bus in meine Richtung. Was für eine miese Sache. Klar, es müssen Strecken saniert werden, aber zweieinhalb mal so lang unterwegs zu sein, ist wenig geil.
Einschub Ende.

Auf dem Hinweg am Samstag ließ ich den Freitag etwas Revue passieren und kam zu keinem rechten Ergebnis. Es war spannend und cool, viel Neues kennenzulernen, aber so richtig abgeholt wurde ich halt nicht. Ein Glück, dass das am Samstag ganz anders aussehen sollte! Insbesondere das Programm in der Lila Eule ließ keine Wünsche offen! Mundane aus Schweden haben mich direkt abgeholt und halb sechs. Gitarrenlastiger Indierock genau nach meinem Geschmack, yeah! TI:ED im Lagerhaus legte durchaus wieder härtere Zähne zu, war gut, aber nicht so meins. Ebenso wie Wrong Man - sie holten mich nicht so sehr ab. Das gute in diesen ganzen Momenten war hingegen, dass zahlreiche andere BesucherInnen viel Freude und Spaß hatten - so soll das doch sein! Mein Highlight des ganzen Wochenendes war Flight Mode aus Oslo, die in der Lila Eule spielten. Erstens super sympathisch. Zweitens spielten sie feinsten Indierock à la Nada Surf oder Death Cab For Cutie - da bin ich doch dabei. Das war richtig, richtig gut! Phantom Bay, die Band, in der sich einige der Veranstalter versteckten, gehörte für mich auch zur Kategorie: hart und wuchtig, aber nicht so meins. Richtig geil wurde es noch bei Emperor X! Was war das denn bitte?! Zwischen all dem wohltemperierten Krach ein Singer/Songwriter mit soliden Deutschkenntnissen und wahnsinnig unterhaltsamen Texten und tanzbaren Effekten aus seinem Zauberkasten. Das sollte jeder Mal live gesehen haben! Dann zu The Deadnotes, die ja bekanntermaßen beim Grand Hotel Van Cleef unter Vertrag sind, aber außer großen Bühnengesten ist da echt nicht viel dabei. Gemütlicher Rock, den man schnell wieder vergisst. Anders als bei Shoreline. Die zimmerten einem nochmal richtig einen ins Gebälk!

Und wieder in den Bus.
Und verarbeiten, einordnen.

Die erste Ausgabe vom Fair Weather Fest war nichts anderes als ein großer Erfolg. Die Bands entsprangen fast allem einem großen Freundeskreis, die Stimmung war super und sehr rücksichtsvoll. Die Zeiten haben sich jedoch sehr stark überschnitten. Da könnte man etwas mehr Luft reinpacken. Denn: Nächstes Jahr geht es in die zweite Runde und Tickets sind jetzt schon zu haben. Ich hab meins, was ist mir dir!?


Freitag, 6. Juni 2025

KW 23, 2025: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Ms) Jetzt mal ganz ehrlich: An dieser Ü-30-die-Gebrechen-kommen-immer-häufiger-Sache ist doch auch ein bisschen was dran, oder? Zumindest ist es geil, wenn es manchmal etwas bequemer ist. Zum Beispiel im eigenen Bett schlafen oder, wenn man von Festivals spricht, zumindest nicht in irgendeinem Zelt auf irgendeinem Acker. Furchtbar! Da ich keinen Van oder Camper habe, ist für das einzige Festival, das ich im Sommer besuche - das großartige Watt En Schlick - eine Ferienwohnung gebucht. Richtig geil! Schön gemütlich schlafen, eine fest installierte Dusche nutzen und ein bisschen mehr Urlaubsfeeling genießen. Wobei ich persönlich zelten schon immer scheiße fand.
Aber egal. Bequem soll es durchaus sein. Da kommen Indoor-Festivals genau richtig! Was für eine super geniale Idee, am Wochenende einen oder mehrere benachbarte Clubs mit Konzerten voll zu packen und man kann da entspannt abhängen, viel Neues entdecken, wird nicht zwingend nass und kann danach einfach entspannt zu Hause nächtigen. Das ist wirklich eine ganz hervorragende Sache! Und wenn so ein Festival dann noch um die Ecke ist, einige der liebsten Clubs da mit machen und es ordentlich Punk und härtere Töne auf die Ohren gibt, dann sage ich: Geil, ich bin dabei! Heute und morgen findet in Bremen das erste Fair-Weather-Fest statt. Gute, unabhängige Adressen des Viertels werden bespielt: das Calavera, die Lila Eule, das Lagerhaus und auch bei Black Plastic, bei Titus und im Eisen (ganz viel Liebe!) finden Konzerte statt. Genial, bis später!

Water From Your Eyes
(Ms) Wo bleibt das Ohr hängen, wenn es neue Musik hört? Was ist das genau, was den einen Track skippen und den anderen lauter drehen lässt? Das würde ich richtig gerne wissen, das sind doch irgendwelche Synapsen, die da hellhörig werden. Der neue Song von Shame beispielsweise interessiert mich null, wobei Life Signs von Water From Your Eyes echt ein krasses Ding ist! Meine Vermutung ist Folgende: Die verspielte, aber dunkle Gitarre öffnet einen Sog, in den ich mich gern hinein ziehen lasse. Dann kommt das Lied mit derart überraschenden Parts daher, das die Neugier bis zum letzten Ton bleibt, was denn alles passieren könnte! Von recht verträumten bis brachialen Parts ist ganz schön viel dabei! Und das macht Musik doch spannend oder?! Wenn sie Schema F durchbricht und mit etwas haften bleibt, das irritiert und genau deshalb laufen bleibt. Das neue Album It‘s A Beautiful Place erscheint am 22. August und könnte echt genial werden!

21.11.25 Köln, 674 FM
24.11.25 Hamburg, Aalhaus
26.11.25 Berlin, Lark
28.11.25 München, Import Export


Yasmo & Die Klangkantine
(Ms) Es kann nicht genug Lieder über das unbeschwerte Leben geben. Es gibt doch echt genug Dinge im Alltag, die nervig und blöd sind. Manchmal habe ich dieses Erwachsenenleben echt satt mit den ganzen Formalitäten und bürokratischen Hürden, die am Wegesrand lauern. Pausen davon sind bitter notwendig und die besten Pausen sind doch die, die gut klingen und richtig viel Leichtigkeit reinbringen. Mit Das Gute Leben haut Yasmo mit ihrer Klangkantine einen ganz wunderbaren Sommertrack raus, der überall laut laufen sollte! Bläser und Sprechgesang - was ist das denn für eine geniale Mischung. Eben! „Lass es mir gut gehen.“ Wohin soll ich mir das tätowieren lassen?!
Das richtig Gute an diesem Track ist, dass er Yasmos Werk super gut ergänzt. Es ist gut und richtig, dass sie eine starke Stimme gegen viele Ungerechtigkeiten ist. Genauso gut ist es, mit ihr das Leben zu feiern! Viel zu oft das Wort gut in diesen Zeilen verwendet - ach Quatsch, das ist halt genau das, was dieses Lied ist!


Chantal Acda
(Ms) Es gibt Musik, die für mich nur über den Klang funktionieren. Das ist immer etwas gemein, wenn mir persönlich der Text dann nicht so wichtig ist, aber es kommt vor. Zum Beispiel immer wenn ich die Musik von Chantal Acda hören. Diese Arrangements, Melodien, Dynamiken und Stimmungen sind so großartig, dass mir echt egal ist, worum es geht. Ihre Lieder sind klanglich so gut gemacht, dass alles andere für mich in den Hintergrund gerät. Das war schon beim tollen Heads so und ihre neue Single Make It Work schafft das in meinen Ohren erneut. Die Niederländerin weiß sehr genau, wie sie mit ihrer Band spielen muss, um solch einen intensiven Sound zu erschaffen: Chöre im Hintergrund, eine schwere Gitarre, Bläser mit tollen Melodien - ein Track, der sich stetig erweitert und immer größer wird. Warm und mächtig. Wow, wie wundervoll kann Musik eigentlich sein?! Wenn am 19. September ihr neues Album The Whale erscheint, wird es ein musikalischer Meilenstein diesen Jahres werden. Das traue ich mich jetzt schon zu sagen!


Die Höchste Eisenbahn
(Ms) Sie können das Schwelgerische, das Verträumte, das leicht Schwermütige. Für die große Leichtigkeit ist Die Höchste Eisenbahn nicht zwingend bekannt. Müssen sie ja auch gar nicht, diese tolle Band hat genug Stärken. Doch, dass sie auch Leichtigkeit können, ist ein großer Beweis eines ganz einzigartigen Songwritings! Dieses Leben heißt ihre aktuelle Single und es ist eine Ode genau auf jenes! Die Ruhe des Schönen, die Liebe, die einen ausfüllt, die pure Eleganz der Natur. Jede Band sollte so ein Stück im Repertoire haben, da es immer gut tut, so viel Kraft zu versprühen und den Blick nach vorn zu richten. Dieses Leben - juhu!


Nina Caroline
(Ms) Vergangene Beziehungen waren nicht zwingend Fehler. In diesen Verliebtheitsphasen fühlte sich ja immer irgendetwas richtig an. Doch oft hat man sich selbst ja was vorgemacht, eine Geschichte aufrecht erhalten, die so gar nicht stimmte. Daher ist es im Nachhinein, wenn diese Beziehungen beendet sind, oft schwer vorstellbar, dass man das alles selbst war. Dass ich mich in diese Person verliebt habe, die mir nicht gut tat. Dass ich das war, der das dennoch lange geglaubt hat. Genau davon singt Nina Caroline auf ihrem neuen Song It‘s Not Me Who‘s Missing You - selten hat ein Titel den Inhalt eines Liedes so gut wiedergegeben. Ein entspannter Indiepopsong erzählt diese Geschichte. Die Künstlerin tritt damit selbst zum ersten Mal mit eigenen Liedern ans Tageslicht. Mit 11 gewann Nina Caroline bei KIKAs Dein Song, später ging sie zum Musikstudium nach England, sie schrieb schon mit anderen KünstlerInnen zusammen doch dies ist der erste Track, der ihren eigenen Namen trägt und dazu noch so ein schöner! Im Herbst folgt eine EP und man darf sehr gespannt sein, wohin diese tolle Reise noch geht