Samstag, 6. Dezember 2025

KW 49, 2025: Die luserlounge selektiert

Quelle: flaticon.com / riajulislam
(Ms) Heute morgen bin ich durch die Gegend gefahren und habe mal wieder Deutschlandfunk Kultur gehört. Es sei nochmals erwähnt: Was für ein phantastischer Radiosender! Es ging im Gespräch über Höflichkeit. Mit vielen anrufenden HörerInnen ergab sich ein großes Bild, das eines ganz deutlich zeichnete: Es geht ganz viel um die Perspektive. Ein Anrufer meinte, dass die Höflichkeit hier im Straßenverkehr katastrophal wäre, er kam aus England. Die Moderatorin, aus Russland kommend, konnte das ganz anders bewerten. Ein aus Kassel nach Bremen gezogener Anrufer kommt nicht gut mit dem kurz Angebundenen hier im Norden zurecht und meinte, dass das wunderbare Moin zwar ein universeller Gruß sei, aber wer ihn halt nicht verstehe, habe schlichtweg Pech gehabt. Nun lebe ich selbst im Norden und komme ursprünglich gar nicht hier her und erlebe die Menschen hier gar nicht als so wortkarg. Will sagen: Perspektivwechsel sind oft der Schlüssel zu (miss-)verstandenen Höflichkeit. Heißt aber auch wiederum nicht, dass es angebracht ist, stets freundlich zu allen Menschen zu sein. Sie haben uns doch meist nichts getan. Moin! 

Amanda Bergman
(Ms) Manche Musik weiß ganz unterschwellig zu wirken. Die von Amanda Bergman zum Beispiel hat bei mir ganz leise, aber auch ganz mächtig eingeschlagen. Seit ihrem letzten Album läuft ihre Musik immer wieder bei mir und beruhigt mich auf ganz wunderbare Weise. Es ist ein bisschen Folk und ganz viel Pop und ganz viel Eigenständigkeit. Es sind sanfte Lieder mit einem tollen, warmen Klang, der den Puls in trubeligen Zeiten immer wieder runterzufahren weiß. Nun erscheint am 16. Januar schon ihre neue Platte. Embraced For A Second As We Die heißt sie und wird sicher wieder viele Gefühlswelten eröffnen und bedienen. Das alles in einem sehr runden, unaufgeregten aber unglaublich schönen Sound. This Is How You Said You‘d Be Gone ist eine von zwei neuen Singles, die seit ein paar Tagen zu hören ist und das Schwere ist hier ganz leicht verpackt:


My Ugly Clementine
(Ms) Ist doch immer geil, wenn Genrelabels nicht passen. Austria Pop ist ja auch ein völlig überzogenes Ding. Die gesamte Popmusik eines Landes mit einem bestimmten Sound verallgemeinern zu wollen… unmöglich! Doch auch zum Klang vieler anderen Bands aus Österreich passen My Ugly Clementine überhaupt nicht. Sie klingen größer, internationaler. Nun legt das Trio ihre neue Single vor und You Won ist ein melancholischer Kracher, der stark an einen Gitarrensound der 00er Jahre erinnert. Großartig! Ein Track über das Ende einer Beziehung mit der harten Frage „Is that what you want? You won!“ Die Niedergeschlagenheit dieser Situation macht sich in der Atmosphäre der Single bemerkbar, dennoch versprüht sie viel Groove - toll austariert! Im kommenden Jahr wird es ein neues Album geben und damit einhergehend sicher auch eine ausgiebige Tour. Ich sah sie vor ein, zwei Jahren in Bremen und es war schlicht großartig! Eine unglaublich sympathische Band, die live alles rausholt! Vorfreude: An!


SAFI
(Ms) Im Oktober luden Jürgen und Anne zum Rookie Fest in den Hamburger Knust ein und es war ein großes Fest! Klar, der Gig von Love A war ein Knaller, aber noch mehr gestaunt habe ich bei SAFI, die vorher spielte. Ein paar Male habe ich mich schon an ihre Musik herangewagt, aber ich war immer ein wenig abgeschreckt. Zu roh? Zu ungewöhnlich? Zu arhythmisch? Zu schrill mitunter? Zu derb? Ja, all die Zuschreibungen passen wohl, aber spätestens nach dem Gig konnte ich das „zu“ streichen. Denn das, was die Musikerin mit ihrer Band auf die Bühne gebracht hat, war große, umfassende Energie! Wow - extrem beeindruckend und in den Bann ziehend! Nun erschien zu Ich Will Ein Leben das letzte ihrer Proberaum Session-Videos. Ein schneller Schnitt und toll eingesetztes Licht machen dieses Video äußerst sehenswert. Zudem untermauern diese Effekte die Intensität des Songs in seiner Gänze. Ja, vielleicht braucht es ein paar Anläufe, um bei SAFI anzukommen. Dann eröffnet sich aber eine irre Text- und Klangwelt!

28.12.25 Leipzig, Moritzbastei
23.01.26 Oberhausen, Druckluft
27.06.26 Bocholt, Alte Molkerei


Kapa Tult
(Ms) Wenn ein Lied mit den ersten zwei, drei Zeilen direkt einschlägt, sprechen wir über Kunst und Größe. Tatsächlich habe ich das in dieser Intensität von Kapa Tult gar nicht erwartet. Umso schöner und größer die Überraschung. Die Leipziger Band weiß sehr gut, komplexe Gefühle und Unausgesprochenes in ihre Lieder zu packen. Niemand ist ihre neuste Single und ein Stück über Trauer. Über eine liebe verstorbene Person, die es in einem Friedwald zu besuchen gilt und es immer wieder komisch ist. Diese Besuche, die Gespräche darüber, die man eigentlich gar nicht will. Oder zumindest nicht zulassen möchte. Hui, Kloß im Bauch. Aber großartig umgesetzt. Direkt, ehrlich, einfühlsam, intensiv!
Am 13. Februar erscheint ihr neues Album Immer Alles Gleichzeitig und könnte ganz großartig werden!

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