Freitag, 28. November 2025

KW 48, 2025: Die luserlounge selektiert

Quelle: flaticon.com / Shuvo.Das
(Ms) Die Frage der letzten Tage und Wochen war ja: Bei welchem Black Friday Angebot soll ich zuschlagen? Wo spare ich so richtig viel? Wo schießt mir das Shoppingdopamin so richtig derbe durch die Adern?
Ja, eigentlich nur bei den Dingen, die einen langfristig glücklich machen, oder? Klar, die ein oder andere Turbosünde ist auch geil oder ein Getränk mehr trinken als geplant. Aber shoppen um des Shoppen Willens ist doch irgendwie bescheuert, oder? Nirgends habe ich irgendwas gekauft. Außer frischen Grünkohl, aber der war auch nicht im Mega Sale. Der hat nur charmante 3,33 Euro gekostet. Ein ganzes Kilo, also auch ein super Angebot! Naja. In der Familie schenken wir uns nichts (mehr) zu Weihnachten und ich freue mich eigentlich immer „nur“ auf die nächste Platte oder das nächste Buch. Da sind Rabatte vergeblich. Aber die Momente, die mir die Kunst schenkt, sind umso intensiver. Wie diese hier:

Grey Flamingo
(Ms) Vielen Dank an alle Bands, die uns anschreiben. Es ist schlichtweg unmöglich, alles zu hören und noch unmöglicher, über all das zu schreiben. Uns erreichen rund 100 Mails pro Woche mit neuer Musik. Eine davon kam letztens von der Band Grey Flamingo. Kurz und knapp, aber sehr freundlich war sie gehalten. Irgendwas hat mich daran neugierig gemacht. Gut möglich, dass es der Name war. Hey Poul heißt deren aktuelle Single und es ist ein total verrücktes Lied. Es befinden sich ganz viele kleine Elemente darin, die ein richtig schönes, sehr, sehr rundes Hörerlebnis erzeugen. Wunderbare Synthie-Melodien, leichte Schlagzeugbegleitung, ein wenig Gitarre. Es wird immer mehr, aber es ist nie zu viel, alles bleibt stets sehr harmonisch! All das in einem herrlich schleichenden Prozess. Der Track dauert 3 Minuten und 4 Sekunden und es ist wertvoll geschenkte Zeit für wundervolle Musik. Bitte anhören. Mehrmals!


Ecca Vandal
(Ms) Setzt euch hin für diesen Track - dann fallt ihr nämlich um! Und das geht nach einem einfachen, aber sehr wirkmächtigen Rezept! Zutat Nummer 1: Eine wunderbar schief klingende Gitarre, die in dieser Schiefheit sehr viel Wucht entfacht. Zutat Nummer 2: Eine Stimme, die alles gibt. Eine Stimme, die die Musik als Offenbarung feiert. Wer so schreit und ruft, dem ist die Kunst wahrlich wichtig. Zutat Nummer 3: Ein weiterhin top arrangierter Track, der in seiner Dringlichkeit auf den Punkt wirkt. Es geht um Ecca Vandal und ihre aktuelle Single Molly. Die in Australien lebende Südafrikanerin sollten alle, die es mit Punk, Rock, Leidenschaft und Elementen des Jazz halten, auf dem Schirm haben. Sie ist bald mit Limp Bizkit unterwegs, kommt nächstes Jahr zu Rock am Ring und sollte sich in den kommenden Jahren ebendort einen recht späten Slot erspielt haben. Wollte es nur gesagt haben.


My Own Sphere
(Ms) Vor zwölf, dreizehn Jahren habe ich elektronische Musik belächelt. Mein versnobtes, studentisches Ich war von der elektrischen Gitarre ein wenig zu sehr überzeugt. Was habe ich alles an starken Tracks und Alben verpasst?! Denn gut eingesetzte Synthies können eine enorme Wucht entfalten. Können hypnotisch sein. Tief ballern. Einen phantastischen psychedelischen Rausch entstehen lassen. Die Leipziger Band My Own Shpere weiß diese Instrumente sehr gut zu bedienen. Wer dazu nicht allzuschnell tanzt oder zumindest den Körper im Vibe der Musik bewegt, ist ein Banause. Das ist Fakt! Kommende Woche veröffentlicht die Band ihre erste, nach dem eigenen Namen benannte Platte raus, die mich beim ersten Hören schon ganz doll abgeholt hat! Ganz viel Leichtigkeit. Ganz viele Tracks, die geheimnisvoll und unglaublich gut poppig sind. Oder darkwavig, je nach Song. Das wird sehr gut:


Karwendel
(Ms) Weihnachten im Pop ist ein zweischneidiges Schwert. Oder gar dreischneidig. Zum Einen gibt es die ganz großen Superpoptracks, die wirklich geil sind. Wer was gegen Last Christmas hat, ist ein Banause. Das ist Fakt. Dann gibt es so gewollte Weihnachtslieder. Das ist die andere Seite. Die schmerzt, die tut weh, das muss wirklich nicht sein. Und dann gibt es eine Dritte. Charmante Lieder, die alle Seiten der Festtage beleuchten. Erdmöbel sind ganz groß darin. Auch die Hamburger Band Karwendel spielt in diese Kerbe. Kommende Woche erscheint die EP Das Fest, die mit wunderbaren, sanften, unterhaltenden Liedern aus der Weihnachtszeit überzeugen kann. Alles Was Ich Will ist der Vorbote, der vielen - mir auf jeden Fall - aus dem Herzen spricht, wenn Sänger Sebastian Król singt: „Alles, was ich will, ist meine Ruhe.“ Oh ja! Doch sie besingen auch die wahrhaft schönen Seiten der festlichen Tage, hört die Musik unbedingt! Denn die Band weiß mit ihren Instrumenten einen ganz wohligen Klang zu erzeugen. Das liegt am Kontrabass, am weichen Sound der Wurlitzer- und Rhodes-Pianos und an den schönen kleinen Geschichten!


The Notwist
(Ms) Vor Kurzem sah ich das erste Mal The Notwist als Pocketband. Sie spielten die Tracks ihrer frühen Alben. Roh, derbe, wuchtig, schnell. Ihr Schaffen aus den letzten Jahren sollte bekannt sein. Am 13. März erscheint ihre neue Platte, sie wird News From Planet Zombie heißen und geht klanglich eindeutig Schritte in ihren Sound der 90er Jahre. X-Ray heißt die erste Single, die seit dieser Woche zu hören ist und hui… es knarzt, es ist in Schieflage, mehr Moll als Dur. Dringlichkeit, Tempo, Niedergang. Es empfiehlt sich, das Stück aus einem ruhigen Zustand heraus zu hören, sonst kann es durchaus anstrengend werden. Doch The Notwist wären nicht The Notwist, wenn nicht mindestens der Refrain einen Hoffnungsschimmer durchblicken ließe. Der Albumtitel kann natürlich als phantastische Erzählung begriffen werden, aber auch als Metapher unserer gesellschaftlichen Gegenwart. Dann ergibt der Sound auch wieder Sinn. Viel Schieflage, aber in all dem Düsteren auch helle Lichtblickt! Man darf sehr gespannt sein, was diese Platte noch mit sich bringen wird! 

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