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Foto: Sophie Webster |
Das Digitale, das Algorithmus-Basierte, das nicht mehr von Menschenhand Gemachte nimmt einen erheblichen Raum in unserem Leben ein. Überall Bildschirme. Letztens beim Spanier und auch im Wartezimmer beim Arzt. Weg damit, bitte, bitte weg damit!
Was ist das Menschliche? Was macht uns zu Menschen? Diese Frage treibt auch Teneil Throssell um. In ihrem künstlerischen Dasein nennt sie sich HAAi und veröffentlicht am 10. Oktober ihr neues Album, das den passenden Titel HUMANiSE tragen wird. Knapp 58 Minuten lang erklingt dieses Werk, das nicht nur mit vielen anderen KünstlerInnen entstanden ist, sondern auch mit allerhand elektronischen Instrumenten. Das Analoge und Digitale gehen hier auf großartige Weise Hand in Hand und es lohnt sich sehr, in diese Stunde Sounderlebnis einzutauchen, auch wenn elektronische Musik nicht so das eigene Faible ist!
Manches ist tanzbar, anderes sphärisch und genau da liegt der Reiz dieser Platte! Richtig spannend ist die Zusammenarbeit mit dem Chor Trans Voices, der auf drei Tracks für ganz viel Tiefe sorgt. Auch beim ersten Stück Satellite sind ihre Stimmen zu hören. Über sechseinhalb Minuten elektronische Träumerei zu Beginn, was für ein Auftakt! Gar poppig geht es auf Stitches zu, wo satter Bass und klare Stimme zum in-die-Ferne-Schweifen anhalten. Mit seichten, elektronischen Tönen kitzelt HAAi an menschlichen Regungen, ein tolles Erlebnis! Etwas schneller, aber in die gleiche emotionale Kerbe schlagend, erklingt Can‘t Stand To Lose daher. Es bleibt einem fast nichts anderes übrig, als dazu die Augen zu schließen, den Körper der Musik zu übergeben und einfach den Moment voll auszukosten. Dabei ist diese Musik sehr elegant, sehr schön einfach. Hier knarzt es zwar an einigen, gewollten Stellen, doch meistens schwebt sie in ihrer Klarheit in luftigen Höhen so wie auf Voices. Dass Teneil Throssell zumeist ihre Musik als DJ präsentiert, macht sich immer wieder stark bemerkbar. Insbesondere auf Hey! Schneller Beat, elektrisierende Drops und sofort findet man sich in dicht besuchten Clubs wieder, dicht aber angenehm aneinander gedrängt und der Musik völlig hingegeben. Das Highlight dieses Albums ist (für mich) Rushing, bei dem ILĀ und Trans Voices auftauchen. Die Schönheit der menschlichen Stimme und Dynamik elektronischer Musik gehen hier auf ganz großartige Weise Hand in Hand!
Man kann Teneil Throssell nur dankbar sein für dieses Werk. HUMANiSE besticht durch seine Vielfältigkeit, seine Tiefe und seine Energie. Auch die Spieldauer ist kein Hindernis für intensiven Genuss. Es ist eher geboten dieses Album in Gänze zu erleben. Es lädt zum Innehalten, Tanzen und Staunen ein. Und macht und das nicht zu Menschen?!
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