Dienstag, 7. Oktober 2025

Pogendroblem - Great Resignation

Foto: Marie Poulain
(Ms) Na, Punkrock, wo stehst du im Jahre 2025? Bist du verzweifelt? Bist du immer noch wütend? Trittst du nach oben? Bist du schnell und wild? Entwickelst du dich weiter oder bist du oldschool? Geballte Faust oder ausgestreckter Mittelfinger oder gar beides? Kannst du auch unterhalten oder schrammeln die Gitarren nur so aus allen Boxen? Ist dir musikalische Raffinesse wichtig oder Hauptsache ballern? Alte Parolen oder wacher Geist?

Dass Punk nicht tot ist, wissen wir alle. Genauso klar ist, dass er nicht stillsteht. Doch worum geht es in einer Zeit, in der die alten Garden vielleicht langsam zurücktreten und ein paar Fußstapfen leer bleiben? Verabschieden sich die Hosen kommendes Jahr oder spielen sie bis in alle Ewigkeit? Werden die immer gleichen Namen die Festivals anführen oder wer rückt da nach?

Ein Glück, dass es Bands wie Pogendroblem gibt. Ein Name, bei der die Finger an der Tastatur immer anders wollen. Manchmal auch die Aussprache. Das Quartett liefert am 10. Oktober ihre neue Platte Namens Great Resignation und sie könnte eine der kräftigsten Punkplatten des Jahres werden, da diese Band wirklich alle Facetten des Punkrock bedient. Sie sind schlau und wütend. Sie analysieren und können unterhalten. Sie sind laut und wild. Sie sind schnörkellos und ganz klar. 12 neue Tracks sind auf Great Resignation enthalten und dauern alle genauso lange, wie sie müssen, maximal zweieinhalb Minuten. Hier wird nichts künstlich in die Länge gezogen. Hier wird Punkrock abgerissen und das in beeindruckender Manier!

Mit dem Titeltrack geht es los. Great Resignation - die große Kündigungswelle von Nonsensejobs während Corona. Doch auch ein Mittelfinger an die Arbeit! Lieber Zeit mit der Liebe als mit dem Schreibtisch verbringen. Wem geht das nicht so? Dass das nicht nur plumpe Polemik ist, zeigt die Dringlichkeit im Gesang! Und, wo steht Punk heute? Unser Jahrzehnt weist den Weg mit den wichtigsten Themen, gesellschaftspolitisch und auch emotional. Klimakrise und Traurigkeit, „ist nicht leicht mit dieser Zukunft umgehen zu müssen.“ Verdammt, ja! Dabei scheppern die Gitarren nach vorn, ohne Pause - wozu auch? Das Bittere dabei: Entscheiden wir, beziehungsweise die Generation der Band wirklich, wie es ausgeht oder sitzen da andere Altersklassen an den Schalthebeln? Dass Punk auch wehtun kann, also am eigenen Körper, ist auf Kruste nachhör- und fühlbar: „Ich kratz‘ mir diese Kruste weg / Um zu sehen, was darunter steckt.“ Musik, die unter die Haut geht?! Irgendwie schon!
Punk ist auch Rebellion und Unterhaltung. Self Checkout ist die Parole dazu! Was für ein Track. Klar, an den Selbstbezahlkassen wird fleißig geklaut, wieso auch nicht?! Ein kleiner Akt der Revolte an der Kasse, der umso pointiert durch das Wort Inflationsausgleich am Ende ist. Punkrock heißt immer noch: selber machen! Sowieso - wieso alles komplizierter machen als es ist? Praxis Ohne Theorie bietet Handlungsanweisungen mit woohoohooo-Gesängen. 
Apropos Generationen! Chillig Chillig ist nicht nur ein knallharter Ballertrack von 82 Sekunden Spieldauer, sondern auch ein höchst unterhaltsamer Abriss darüber, welche Generation wie ihre Zeit verbringt - samt Feature von The Toten Crackhuren Im Kofferraum.

Great Resignation ist ein unglaublich dichtes, wahnsinnig starkes, wütendes, prägnantes, schlaues und kritikvolles Album! Es macht wahnsinnig viel Spaß, der Kölner Band bei ihrem Blick auf die Realität zuzuhören. Sie haben einige gute Ideen, wie mit dem ganzen Wahnsinn da draußen umzugehen ist. Auf den Punkt, schnell, laut. Punkrock halt. Eine Band, die lauert, große Fußstapfen zu betreten. 
Wie das live erst klingen wird, ist hier sicher eindrucksvoll zu erleben:

07.11. - Köln, Geböude 9
08.11. - Bielefeld, Nr. z.P.
12.12. - Rostock, Peter-Weiss-Haus
13.12. - Hamburg, Knust
19.12. - Mainz, Schon Schön
20.12. - Stuttgart, Helene P.
15.01. - Würzburg, Cairo
16.01. - Salzburg, MARK
17.01. - Wien, B72
30.01. - Hannover, Faust
31.01. - Bremen, Lagerhaus
05.02. - Berlin, Cassiopeia
06.02. - Leipzig, Conne Island
27.02. - Karlsruhe, Alte Hackerei
28.02. - Kassel, Goldgrube


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