Dienstag, 6. Mai 2025

Alicia Edelweiss - Furie

Foto: Alex Gotter
(ms) Dies ist ein Versuch. Ein Versuch, ein enormes Album zu besprechen. Das ist im Fall von Alicia Edelweiss‘ Furie gar nicht so leicht - und das macht es äußerst spannend! 8 Tracks liefert die Österreicherin auf ihrer neuen Platte ab und das über eine Spieldauer von 50 Minuten. An diesem frühen Punkt wird schon klar, dass Alicia Edelweiss sich an keine Regeln hält. Und das auch gar nicht muss und schon gar nicht will. Das Allerschönste daran ist, dass sie selbst ihrer Musik gerecht werden möchte. In diesem lesenswerten Interview spricht sie von der „Natur der Lieder“. Exakt das ist der wichtigste Punkt, wenn Furie läuft. Ihre Musik entwickelt ein Eigenleben. Na klar: Das ist alles geplant, arrangiert, komponiert, getextet. Logisch: Hier steckt unglaublich viel Arbeit drin und bestimmt noch viel mehr Leidenschaft. Aber ihre Musik ist komplett frei. Ich stelle es mir so vor: Ihr kommt eine Idee, sie notiert Skizzen dazu, probiert, welche Instrumente Melodien, Dynamiken und passende Strukturen aufbauen können und haucht dem Lied dann Leben ein. Dann pulsiert es von allein. Dann kann es halt sein, dass ein Song mal 4 oder knapp 9 Minuten lang ist. Und das nicht aus Kalkül, sondern weil es das Lied so will. Da ist sie als Künstlerin quasi machtlos.

Ja, Alicia Edelweiss als Musikerin zu bezeichnen wäre zu wenig. Und das nicht mal, weil sie nun Performance studiert. Man hört es ihren Liedern an - das ist Kunst! Das zeigt sich in der Länge und Intensität ihrer Texte und auch im Aufbau der Stücke. Strophe - Refrain - Strophe - Refrain - Bridge - Refrain. Sowas sucht man auf Furie vergeblich und das ist auch sehr gut so. Alicia Edelweiss hat die meisten Teile dieser Platte alleine eingespielt - was für ein Kraftakt! Neben den großartigen Texten ist die Instrumentierung und ihre Arrangements auf den Stücken das Herzstück dieses Albums. Cello, Glocken, Akkordeon, Fieldrecordings. Sie zeigt, das ist kein Pop, das ist nicht mal Avantgarde - das ist wahre, besessene Kunst! Und die strahlt enorm!

Worum geht es aber auf ihren Liedern?! Die Texte von Alicia Edelweiss haben einen klaren feministischen Anspruch, das wird auf der großartigen Single Feminist Girlfriend sehr deutlich. Ein melancholisches Lied, das auf tragisch-wunderbare Weise das Dilemma um diese wichtige gesellschaftliche Errungenschaft aufgreift. Im Grunde genommen heißt Feminismus ja nicht viel anderes als eine krasse, durchdringende Gleichberechtigung. Nur wird dies von ein paar lauten Spinnern und Sexisten (gendern sinnlos) ad absurdum geführt. In den letzten sechs Textteilen - denn Strophen sind es nicht - sagt sie das ganz klar: Wie für sie eine gleichberechtigte, sich unterstützende Beziehung aussehen kann. Denn wenn beide Feministen sind, haben alle gewonnen. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet sie das Thema auch auf dem phantastischen The Shiny Ones, das ganz famos an frühe Kate Nash-Tracks erinnert. So verspielt und genial ist dieser Song! Zudem geht es in dem beschwingten, schmunzeligen Song darum, dass Gleichgesinnte sich genauso anziehen wie vermeintliche AußenseiterInnen.  
Gänsehaut beschert in jedem Fall Untold Hights! Dieses Stück, dieses Lied, dieses Werk ist große Kunst, wahnsinnig schön, unglaublich breit gefächert ohne überbordend zu wirken. Diese Künstlerin hier weiß ganz genau, wie Musik funktioniert und zuzuhören ist ein umfassender Genuss! Dieser Song ist eine Ode an die Schönheit der Welt und das ganz großartig arrangiert dargeboten! Nach vier Minuten denkt man, das Lied sei vorbei. Doch weit gefehlt. Das, was auf der zweiten Hälfte geschieht ist… einfach nur ganz groß! Sie fährt da nochmal richtig auf, singt und spielt sich in einen Strudel. Hier ist es zu hören, dass ihre Lieder ein Eigenleben führen!

Logisch, die anderen Stücke sind auch alle großartig, das soll hier nur nicht den lesbaren Rahmen sprengen. Furie von Alicia Edelweiss ist eine Platte, wie ich sie lange, lange nicht gehört habe. Das liegt nicht mal daran, dass sie sich nicht an die Pop-Regeln hält, das ist mir egal. Vor allem liegt es daran, dass sie wunderbare, kluge Texte schreibt und wunderwunderwunderschöne Arrangements erschaffen hat, die einfach nur wahnsinnig viel Freude bereiten zu hören! So ein schönes Album! So vielschichtig! So kunstvoll! Im oben erwähnten Interview sagt sie: „Ich weiß eigentlich, dass ich ur viel drauf habe.“ Das eigentlich muss dringend gestrichen werden!

08.05. Graz (AT) - Postgarage
10.05. Wien (AT) – Konzerthaus Wien
16.05. Burghausen (DE) – Ankersaal
14.06. Stadt Haag (AT) – Verein ENT
05.07. Krems (AT) - Walking Concert
17.07. Rankweil (AT) - Musik im Park
18.07. Waiblingen (DE) – Kulturhaus Schwanen
19.07. Koblenz (DE) - Horizonte Festival
20.07. Dresden (DE) - Palais Sommer am Neumarkt
30.08. Lindau (DE) - Zeughaus
17.10. Ebensee (AT) - Kino Ebensee
18.10. München (DE) - Milla


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