Freitag, 16. August 2024

KW 33, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.de
(Ms) Bürokratisch, bürokratischer, Formulare als Beamter schreiben. Es ist Wahnsinn. Als Lehrkraft schreibe ich ohnehin viel an Dokumenten herum, die im Endeffekt niemand liest und auch niemand braucht, aber ich habe die Vorgabe zu erfüllen, diese zu erstellen. So auch vor einigen Wochen ein Gutachten für ein Kind, das Unterstützung braucht. Das muss natürlich erstmal festgestellt und genehmigt werden. So ein Dokument ist gut zwanzig Seiten lang und ständig wird natürlich über das Kind geschrieben. Das Kind, über das ich schrieb, hat einen Doppelnamen. Ohne Bindestrich. Das Gutachten schrieb ich mit einer Kollegin zusammen und im Trott ist uns zwei Mal der Name mit Bindestrich reingerutscht. Das ganze Gutachten ging nun zurück aufgrund dieses kleinen faux pas‘. So viel Kopfschütteln ging gar nicht bei über 30 Grad!

cumgirl8
(Ms) Wer danach noch einigermaßen geradeaus gucken will, sollte das Video dieser Band nicht schauen. Aber den Track hören - logisch. Doch eins nach dem anderen. cumgirl8 ist jetzt nicht ein Bandname, der direkt aufmerksam macht. Eher würde ich ihn als Absender im Spamordner vermuten. Aber klar, genau damit wird halt gespielt. Die vier Damen aus Manhattan legten letztes Jahr ihre ersten Tracks ans Tageslicht und tourten in den Staaten schon sehr umtriebig umher. Nun wird dieses Jahr (4. Oktober) ihr erstes Album erscheinen. Kern der Band ist Cyberfeminismus, sagt der Pressetext. Es tut mir an dieser Stelle echt leid, aber ich habe keine Ahnung, was das sein soll. Bitte woanders nachschauen. Wie klingt es?! Im allerbesten Sinne eingängig und tanzbar. Es schwingt sehr viel 80er-Beat darin herum, Hall und markanter Bass. Es ist in meinen Ohren immer noch total verrückt, das diese Musik derzeit so ein Revue feiert, aber es geht komplett auf. Das Quartett hat the 8th cumming analog und live aufgenommen. Es klingt schroff, aber auch richtig nach vorn treibend. In jedem Fall super spannend!
Noch mal zum Video: Ich verstehe diese Art der „Ästhetik“ einfach überhaupt nicht. Kann mir das jemand erklären?

18.11.24 Frankfurt - Zoom Bar
24.11.24 Berlin - Monarch
26.11.24 Köln - Helios37


Nodfeld
(Ms) Kunst ist so geil! Ja, warum es nicht einfach mal mit ein paar Worten aus dem Bauch heraus beschreiben?! Ab und an helfen mir - insbesondere bei instrumentaler Musik - begleitende Worte, um sie besser zu verstehen. Die Kunst, die Ideen dahinter. Schnell neige ich dazu, mir meine eigene Geschichte auszudenken, aber Lissajous von Nodfeld hat ein spezielles klangliches Thema - das gefällt mir sehr. Es geht um Oszillationen. Wenn bei Messungen von Frequenzen beispielsweisen eine Linie über und unter der x- und y-Achse entsteht, lässt sich das ja vertonen. So dachte auch Nodfeld und setzte sich ans Klavier. Dieses Stück soll das verdeutlichen. In meinen Ohren gelingt das unglaublich gut. Es ist sanft, auch ein wenig dramatisch, geht hoch und runter. Insbesondere die Staccatotöne geben dem Lied viel Charakter und Tiefe. Es klingt ein wenig wie bei Hauschka, aber (meines Wissens) ohne präpariertes Klavier. Sinnig, dass Nodfelds neues Album (VÖ: 20.9.) Oscillations heißen wird…


Friedberg
(Ms) Ha! - mal wieder falsch gedacht. Meine Vermutung zur Singleveröffentlichungsstrategie erstreckte sich lange auf Rapmusik: Lieder raus zu bringen, wenn sie fertig sind und noch nicht mal auf einem Album sind. Friedberg belehren mich eines besseren. Das Quartett hat schon so einige Songs draußen, aber noch keine klassische Platte. Dieses scheinbar festgeschriebene Gesetz (zumindest in meinen Hörgewohnheiten) sollte abgeschafft werden. Aber klar ist auch: Wer viele gute Tracks veröffentlicht, ist nicht weit weg von einer Platte. Und ihre erste veröffentlichen Friedberg nun endlich. Hardcore Workout Queen (was für ein genialer Titel ist das denn eigentlich!?) erscheint am 8. November und bringt in den Höhepunkt des Herbstes richtig frische, leichtfüßige und unsagbar gute Musik. Ihre aktuelle Single The Greatest ist ein großartiges Beispiel dafür. Direkt danach geht die Band auf Tour, das könnte phantastisch werden!

03.12. - Hamburg, Molotow
04.12. - Berlin, Frannz Club
05.12. - Köln, Artheater
06.12. - München, Strom
10.12. - Salzburg, Rockhouse
11.12. - Dornbirn, Conrad Sohm
12.12. - Linz, Posthof
13.12. - Graz, PPC
14.12. - Wien, Flex


Joachim Franz Büchner
(Ms) Ich staune so gerne. Wir Menschen staunen ja dann am stärksten, wenn wir etwas unerwartet Umwerfendes erleben, was uns direkt vom Hocker haut, die Kinnlade aufklappen lässt, das Herz rast schneller und es strömt halt ganz viel Freude durch den Körper. In den letzten Monaten habe ich wenig neue deutschsprachige Indiepop/rock-Musik gehört, die mich wirklich angesprochen hat. Alles ein wenig zu drüber oder zu brachial. Mir fehlte ein wenig das Sanfte, in dem ich mich wiedersehen kann. Vorbei ist die Zeit des Wartens, denn nun höre ich die Lieder von Joachim Franz Büchner. Wie toll klingt das denn?! Ich staune! Der Name läuft mir dieser Tage das erste Mal über den Weg, obwohl er schon länger dabei ist (Der Bürgermeister Der Nacht oder Ostzonensuppenwürfenmachenkrebs). Tja, so läuft das manchmal. Was für Musik macht er?! Sie klingt entspannt, herrlich verspielt, voller Groove, gut arrangiert, catchy und sie verströmt den ungeheuren Drang, sich dazu bewegen zu wollen. Geht mir zumindest so. Hits In The Dark ist seine neue Platte, die am 27. September erscheinen wird. Die aktuelle Single, Music At Night, ist eine Hymne auf das nächtliche Versacken in Musik. Egal, wann wir raus müssen, einfach noch eine Platte auflegen oder mit Freunden musizieren… Was für ein Fund, was für wunderschöne Musik! Ich staune immer noch!


Tom Waits
(Ms) Die meisten Menschen sind schon mal mit Tom Waits‘ Musik in Berührung gekommen. Und zu diesem Zeitpunkt hat sich das Gehör verändert. Denn Tom Waits macht Musik so wie sonst wirklich niemand anders. Es ist vollkommen okay, seine Stücke als eigenes Genre zu bezeichnen. So neu und ungewöhnlich war (und ist immer noch) seine Art des Songwriting. Die Geschichten, die er erzählt, gleichen Kurzgeschichten, sind oft abgründig, ja richtig düster. Zudem gibt er einen feuchten Kehricht seit vielen Jahrzehnten auf die Funktionsweisen der Popindustrie. Tom Waits klingt so, wie er will und nicht, wie ein Labelboss ihm vorschreibt. Seine Platte Mule Variations ist die erste, die ich von ihm gehört habe - was für ein Meisterwerk. Ich wusste bis dato gar nicht, dass Musik auch so klingen kann. Und das liegt nicht nur an seiner unverkennbaren Stimme, sondern an den Arrangements, dem ungeheuren Charakter seiner Lieder. Vor 25 Jahren kam die Platte zum ersten Mal raus (ich hörte sie wesentlich später) und wird nun wieder aufgelegt. Dazu erscheint Get Behind The Mule in einer bislang unveröffentlichten Version, die noch näher geht als vorher. Nur Stimme und Wurlitzer Piano. Bäm!



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