Samstag, 27. Januar 2024

Live in Bremen: Ghostwoman

Foto: luserlounge
(Ms) Über einen rauschhaften Abend. Als Ghostwoman beim Watt En Schlick im Sommer spielten, war es vor der vermatschten Wiese auch schon reichlich laut, ging der Klang in den Körper über. Dass das in geschlossenen Räumen noch eine Stufe intensiver werden kann, bewies das Duo am Freitagabend im Bremer Lagerhaus. Positiv überrascht war ich über so einen hohen Andrang zum Konzert, später dann mitbekommen, dass Ghostwomans Auftritte in Köln und Berlin dieser Tage ausverkauft sind. Ist hier ein Duo gerade auf dem Weg nach oben?! Kann gut sein, die Liveperformance spricht dafür und auch ihr aktuelles Album Hindsight Is 50/50, das voller Wucht ist und von dem viel zu hören war!

Der Kanadier Evan Uschenko und die Belgierin Ille van Dessel ermöglichen den Rausch ohne irgendwelche Mittelchen. Es braucht nicht mal Alkohol, um komplett mitgerissen zu werden. Es reichen ein paar ausgewählte Zutaten. Nummer 1: Licht. Es hat mich gewundert, dass Uschenko erst nach gut 20 Minuten darum bat, die Lichtleiste am Bühnenrand ausgeschaltet zu bekommen, sie hat vorher auch schon gestört. Danach war es aber immer wieder stockfinster im Lagerhaus. Nur zwei Lampen links und rechts und in der Mitte voll greller Power ein Strobo-Licht. Hui, was kann das für Effekte haben, irre! Es wundert mich nicht, dass es Wege gibt, um mit Illuminationen high zu werden. Licht wurde an dem Abend sehr klug und berechnend eingesetzt. Nummer 2: Lautstärke. Was war ich froh, dass ein paar Tage vorher Ohrstöpsel zu Hause ankamen. Am Freitag habe ich sie zum ersten Mal genutzt und war heilfroh, denn es war berstend laut! Als der Bass zum ersten mal die Brust erreichte, war das zugegebenermaßen ein geiles Gefühl, es sollte sich wiederholen. Doch ich wollte ungern erfahren, wie es ohne Gehörschutz wäre. Dennoch war es ein wichtiges Element, das knallte! Alles wurde enorm dicht, es gab keine Möglichkeit, sich dem zu entziehen. Nummer 3: Minimalismus. Der Gesang spielte kaum eine Rolle, das Hauptaugenmerk lag auf der Wucht der Gitarre, die Uschenko sehr gezielt einsetzte. Bei einigen Tracks kam die Power sehr unvermittelt, bei anderen war es eine reine Demonstration. Dazu gesellte sich ein Mensch gewordenes Mentronom: Ille van Dessel saß schräg zum Publikum, das sieht man selten als Schlagzeugerin. Es ließ sich somit toll beobachten, wie stoisch sie spielte. Die Wiederholung als Rauschmittel, erinnert an Kautrock! Und es ging so gut auf. Nummer 4: Dichte. Das Konzert ging gerade mal ein wenig länger als eine Stunde, die beiden haben kaum mit dem Publikum interagiert, außer einem Typen in der ersten Reihe das Handy aus der Hand geschlagen, was ich wiederum sehr gut fand, denn es gilt ja, sich verdammt nochmal auf die Musik einzulassen! Endlich mal wieder eine Band mit einer klaren Haltung dazu! Innerhalb der kurzen Zeit war es (mir) schnell möglich, in diesen gewaltigen Sound einzutauchen und darin zu treiben, das war sehr, sehr stark! Die Lieder könnten aus meiner Sicht auch noch deutlich in die Länge gezogen werden, um ein noch intensiveres Erlebnis zu erschaffen.

So oder so bleibt festzuhalten: Ghostwoman ist eine Wucht, ein Erlebnis! Ich wünsche dem Duo, dass sie noch öfter in ausverkauften Häusern spielt, sie haben es sich verdient, ich habe jetzt schon Bock auf den nächsten Lärmrausch, aber nur mit Gehörschutz!

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