Mittwoch, 2. August 2023

Ein Tag beim Watt En Schlick

Foto: luserlounge

(Ms) Dangast ist ein kleiner Touri-Ort direkt am Jadebusen zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven. Ein sehr beliebtes Reiseziel für alle, die im Umland wohnen, um mal eben ein paar Stunden am Strand zu verbringen und den Gezeiten beim Treiben zuzusehen. Ein schöner, kleiner Strand zeichnet sich aus durch einen großen Regenbogen an einer Backsteinmauer und einer Penisstatue mitten im Sand. Ein netter Ort, an dem ich oft am Wochenende für zwischendurch mal war und an dem dieses Jahr zum zehnten Mal das Watt En Schlick Fest stattfand. Fest, nicht Festival! Die große Bühne steht so, dass die KünstlerInnen aufs Wasser schauen und auch die Kleinen zeichnen sich durchs örtliche Ambiente aus. Ein Ort zum Wohlfühlen und Genießen. Immer, wenn ich sonst da war, konnte ich mir das gar nicht so richtig vorstellen, wo was aufgebaut wird. Doch am Sonntag war ich vor dort, recht spontan und nur für einen Tag, doch mit genügend Eindrücken, die keinen Zweifel daran lassen, wieso am Montag danach die Tickets fürs nächste Jahr nach nur sechs Minuten ausverkauft waren. Es ist ein phantastischer Ort für Livemusik!

Auch in der zehnten Ausgabe schaffen es die Veranstalter, ein außerordentliches Line-Up für dieses kleine Fest zu organisieren. Roisín Murphy (die leider krank war, aber dennoch), Bukahara, Roy Bianco, Moop Mama, Nina Chuba, Maximo Park, Sleaford Mods, Fatoni, Blond, Alli Neumann, Sophie Hunger mit Bonaparte undundund. 

Foto: luserlounge
Ankommen, orientieren, den Duft der Nordsee genießen, Bändchen holen, Bierbuden auf dem Strand sehen, gute Laune bekommen. Große Teile des Geländes wiesen schon Zeichen des nassen Wetters auf. Schlammige Wiesen, tiefe Pfützen. Aber an der See ist das ja eh normal. Auf der kleinsten Bühne, dem „Floß“, spielte Albrecht Schrader, dessen halbes Set ich direkt sah. Super sympathisch, etwas umständliche Texte, aber schön schwungvoll. Bis der Regen einsetzte. Zum Glücke reichte man mir ein Regencape. Schrader spielte weiter, saß einigermaßen im Trockenen und hatte richtig Freude! Sehr schön zu sehen!
Danach blieb ein wenig Zeit, um die Atmosphäre vor Ort zu erspüren. Wie manch anderes kleine Festival ist auch das Watt En Schlick ein Fest, das Menschen ab 30 besuchen. Auch viele Kinder waren zu sehen. Der Ort lässt natürlich die perfekte Kombination aus Urlaub und Livemusik zu! Und ehrlich gesagt bin ich froh, dass das studentische Ballerpublikum nicht da war. Es war super entspannt, keine Hektik zu spüren, viele freudige Gesichter. Nur ein 0.4l-Jever für 5€ ist zu teuer! 

Dann durch den Matsch zu Ghost Woman. Das britisch-belgische Duo braucht nur Schlagzeug und eine Gitarre mit zahlreichen Effekten, um den Leuten ordentlich einzuheizen. Der Gesang stand nicht im Vordergrund, sondern eher die Dynamik, die die beiden in ihren Lieder aufbauten. Das hat richtig Spaß gemacht, selbst mit nassen Füßen! Danach zum persönlichen Highlight des Abends: Fatoni! Kurz vor seinem Auftritt peitschte der Regen schon schräg auf die Bühne - kein Grund, nicht aufzutreten. Kurz vorher zog auch er sich einen Poncho über, der schnell zerrissen war. Die Tracks des neuen Albums standen im Fokus. Über Du Wartest oder Links Rechts habe ich mich richtig gefreut! Stark! Aber auch die Klassiker wie Das Alles Ist Kunst oder Lassen Sie Mich Künstler Ich Bin Durch knallten gut! Bis das Gewitter so nah vor der Küste stand, dass das Gelände evakuiert werden musste. Und da machte sich eine Schwachstelle des sonst so einmalig schönen Festivals bemerkbar. Über einen großen Zuweg ging es schnell. Der einzig andere ging über eine (!) schmale Treppe, wo mehrere hundert Leute vor standen und es ging kaum voran. Dafür schlug der Regen mit großen Tropfen zu. Zum Glück nur für kurze Zeit, sodass Fatoni danach noch zwei, drei Songs inklusive Moshpit spielen konnte. Richtig gut!
Danach Maxïmo Park. Klar, vor 15 Jahren eine der ganz großen Bands. Die aktuellen Sachen kenne ich gar nicht. Was aber ziemlich egal war, denn das Set der Briten bestand aus ihren Hits und nur wenig neuen Stücken. Festhalten muss ich, dass das unsagbar viel Spaß gemacht hat, das war ein richtig tolles Konzert, das Erinnerungen zurück holte und zeigte, dass Indierock 2023 immer noch zündet! Anschließend zeigten Audio88 & Yassin, dass sie zurück im Spiel drin sind!
Dass Nina Chuba die Headlinerin für Sonntag ist, wurde erst am Freitagmorgen bekannt gegeben. Nicht zwingend ein Name, der für Begeisterung sorgt. Zwei Lieder sah ich und dass ich dann gegangen bin, war die richtige Entscheidung. Egal, viele andere hatten großen Spaß!

Watt En Schlick. Entspannt, klein, super gemütlich, sehr übersichtlich, hohe Qualität, toll gemacht! Nur, dass es nur einen Toiletten-Ort gibt, möchte ich kritisieren. Da geht bestimmt noch was im nächsten Jahr. Dann schaue ich mir in jedem Fall auch die Schlickrutschweltmeisterschaft und eventuell den Sonnenaufgang am Meer mit einem Bier oder Kaffee in der Hand an! Starkes Fest und richtig beeindruckend, dass das an einem verhältnismäßig entlegenen Ort geht. Die Besuchenden und Bands, die nicht schlecht staunen, wenn sie das Wasser von der Bühne aus sehen, sind der beste Beweis!

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