Foto: rbb-online.de |
All das ist gestern in Bremen passiert. Und zwar an einem recht ungewöhnlichen Ort für Livemusik in Bremen. Hält man in der Hansestadt Ausschau nach Bühnen, denkt man schnell an die Lila Eule, das Lagerhaus, die Glocke, den Schlachthof, das Modernes, den Tower oder so. Aber das Bürgerhaus Gustav-Heinemann taucht in dieser Liste so gut wie nie auf. Das mag auch daran liegen, dass es etwas weiter draußen ist, in Vegesack. Je nach dem, woher man kommt, gibt es sogar unterschiedliche Wege der Anreise. Wir sind mit der Fähre gekommen, ein toller Anfahrtsweg über die Weser. Vegesack am Mittwochabend ist ausgestorben und bis man im Saal war, war völlig unklar, ob an diesem Ort überhaupt noch Kultur stattfindet. Aber hallo! Gut gefüllt war es gestern, wie wunderbar.
Insbesondere für die Künstler in dieser Zeit, wo immer noch vieles verlegt oder abgesagt wird. Das Publikum, das zu Martin Kohlstedt geht, ist sehr unterschiedlich. Wie toll, wenn nicht alle gleich sind. Es saßen bestimmt Fans des leisen und Fans des elektronischen Kohlstedts dabei. Letzterer ist der, der eher auf der Bühne steht.
Die hat er um acht Uhr für gut 110 Minuten betreten. Und direkt war klar, was das für ein unheimlich sympathischer Typ ist, dem sehr bewusst ist, dass er privilegiert ist, vor so vielen Leuten zu spielen. Und mehr oder weniger tun und lassen kann, worauf der Lust hat. Welche Module erklingen, ergibt sich spontan. Der Abend war der erste auf einer langen Tour, die nun begonnen hat. Er selbst war froh darüber, denn es gab keine Gesetze, nichts Festgelegtes. Und auch wenn er erst vergangene Woche seine neue Platte FELD veröffentlicht hat, so spielt er dies nicht live. Viel mehr sind einzelne Melodien immer wieder zu erkennen. Ja, es hilft tatsächlich ein wenig, wenn man sich mit den Stücken von Martin Kohlstedt ein wenig auskennt. Dann ist zu erlauschen, was er wann macht, was sich überlagert, abwechselt, aufbaut. Das macht enorm viel Freude. Mit großen Augen saß ich dabei und versuchte zu erhaschen, was er wie wann und wo gemacht hat. Zwischen all den Tasten, Reglern, Pedalen, Instrumenten, Schaltern. Das ist richtige Arbeit, was er dort tut. Auf Knopfdruck kreativ sein zu müssen, ist anstrengend und ich finde es beachtlich, dass er das so kann. Klar, die Erfahrung hilft, aber was tun bei einem Blackout?! Das gab es zum Glück gestern nicht. Es gab nur mehrere Sets unterschiedlicher Couleur. Sehr gut konnte ich es im Moment aufsaugen, mitleben, genießen, mich fallen lassen. Oft fand ich es sehr schade, dass der Saal bestuhlt war. Wie gern stände ich lieber in einem kleinen Club zwischen all den Leuten und würde mich dazu bewegen. Ich glaube, dass das seiner Musik gut tun würde.
Trotz all der Begeisterung, musste ich fast schon direkt danach feststellen, wie wenig das Konzert nachgehallt hat. Klar, es war großartig, faszinierend. Doch vielleicht ist es (nur?) für den Moment gemacht. Sei es drum: Die Momente waren enorm!
Geht da bitte hin und erlebt es selbst:
15.04.2023 Berlin – RBB Sendesaal SOLD OUT
16.04.2023 Hamburg – Kampnagel
19.04.2023 Marburg - KFZ
20.04.2023 Köln - Kulturkirche
21.04.2023 Köln – Kulturkirche SOLD OUT
25.04.2023 Witten – Saalbau
26.04.2023 Darmstadt - Centralstation
07.05.2023 München - Freiheitshalle
09.052023 Freiburg - Jazzhaus
10.05.2023 Karlsruhe - Tollhaus
11.05.2023 Bern – Casino Bern
12.05.2023 Zürich – Bogen F SOLD OUT
13.05.2023 Dornbirn – Spielboden
14.05.2023 Zürich - Bogen F
16.05.2023 Salzburg - ARGEkultur
17.05.2023 Wien – Konzerthaus
19.05.2023 Leipzig – Peterskirche
20.05.2023 Leipzig – Peterskirche SOLD OUT
29.05.2023 Eltville - Heimspiel Knyphausen
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