Samstag, 26. November 2022

KW 47, 2022: Die luserlounge selektiert!

Quelle: en.Wikipedia.org
(ms/sb) Kultur, Begeisterung und Exklusion. Es ist ein leidiges Thema, das wahrscheinlich nicht aufhören wird zu pochen. Der Besuch vieler kultureller Veranstaltungen ist teuer und schließt damit eine große Gruppe an Menschen aus, dort hinzugehen und unterschiedliche Formen von Kunst zu genießen. Das ist einfach schade und sehr bedauerlich. Will das Kulturpublikum unter sich bleiben oder gibt es einfach nicht genügend Mittel, damit alle dabei sein können?
Na klar, ein Abend im Kino, im Theater, auf einem Konzert, in einem Museum ist teuer. Und meist ist es als Besucher ein kurzweiliger Spaß, ein herrliches Vergnügen. Letzten Samstag war ich im Theater, einfach mal was anderes sehen als immer nur Rock‘n‘Roll… Der Abend lief unter dem Motto „Drei choreographische Uraufführungen“. Es war Ballett. Unglaublich spannend, wahnsinnig ästhetisch. Verstanden habe ich allerdings sehr wenig. Oft hilft der Text dabei, doch dort haben die sehr athletischen Menschen eine Geschichte mit ihrem Körper, mit Tanz gespielt. Das war toll anzusehen und hatte auch einen Vorteil: Durch mein Nicht-Wissen in puncto Ballett konnte ich mir einfach meine eigene Geschichte ausdenken. Ich sehe das als großen Gewinn! Und bin gleichzeitig betrübt, dass das so vielen Menschen vorenthalten bleibt…

Wir grenzen hier niemanden aus. Die luserlounge ist für alle da. Für lau!
 
Fjørt
(sb) Seit Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys mit ihrem Album auf Platz 1 der deutschen Charts eingestiegen sind, kann uns diesbezüglich wenig überraschen. Dass Fjørt mit ihrer neuen Scheibe nichts auf Anhieb Rang 8 erreichten, lässt dennoch aufhorchen. Nische rules! Die Aachener treffen mit ihrem Post-Hardcore den Nerv der Zeit, intelligente Texte und brachiale Instrumentalgewalt vereinen sich zu einem großartigen Komplex, der einem mit ordentlich Schwung in die Magengrube drischt. Klar, nicht jeder Track hat mich auf Anhieb gepackt, andere hingegen (Bonheur, Feivel) haben mich sofort in ihren Bann gezogen und werden mich sicher noch länger begleiten.


Village Of The Sun
(Ms) Eine Gemeinsamkeit von Electronic Dance Music und Jazz scheint auf den ersten Blick nicht zwingend auf der Hand zu liegen. Auf den Zweiten vielleicht schon. Auch wenn die Instrumentierung und Derbheit der Musik durchaus anders ist, so haben sie vielleicht ein ähnliches Ziel: Die zuhörende Masse in Ekstase zu versetzen und auch eine gewisse psychedelische Stimmung zu erzeugen, in der man sich verlieren kann. Daher ist es gar nicht sooo verwunderlich, dass sich das Jazz-Duo Binker & Moses und Simon Ratcliffe von Basement Jaxx zusammen getan haben, um ein elektronisch-jazziges Album aufzunehmen. Zusammen nennen sie sich Village Of The Sun und haben Anfang des Monats die Platte First Light veröffentlicht. Wobei ich sagen muss, dass der Jazzanteil doch wesentlich höher ist, als die deftigen elektronischen Phasen. Aber wie dem auch sei… In den Bann ziehen mich die Stücke auf jeden Fall, ein wirbelnder, mystischer Klang sorgt dafür. Mal ist er unglaublich harmonisch und beruhigend, dann wieder entfesselt und wild. Das ist eine berauschende, sehr gelungene Mischung. Reinhören lohnt sich sehr!


Yves Tumor
(Ms) Das lineare Fernsehen hat ausgedient und das Musikfernsehen ist toter als tot. So einfach kann man das sagen. Dennoch finde ich es immer wieder großartig, wie viel Leidenschaft, Energie und (das darf nicht unerwähnt bleiben) Geld MusikerInnen in ein neues Video investieren. Ob man damit jenseits der Klicks im Netz Geld verdienen kann, weiß ich nicht. Die Kosten können zudem auch stark variieren. Entweder man macht alles selbst und tut es für lau oder ein ganzes Team von Menschen ist dabei. Kameramenschen, Regie, Produktion, SchauspielerInnen, Lichtleute undundund… Gerne würde ich daher wissen, was das neue Video von Yves Tumor so gekostet hast. Denn es gleicht einem atemlosen Kurzfilm zwischen Film Noir und Horror. Als Lied packt mich God Is A Circle gar nicht mal so sehr, doch die 3 Minuten und 35 Sekunden Filmmaterial sind irre, sehr schnell, teils bedrückend, wirr, sehr ästhetisch und halt auch sehr kunstvoll. Letztes Jahr brachte der Musiker eine EP raus, das neue Stück darf sicher die Hoffnungen erhellen, dass in absehbarer Zeit noch mehr folgt!


KO KO MO
(Ms) So nah und doch so fern. Letzte Woche haben wir vom Franzosen Flavien Berger berichtet, der lässige elektronische Musik macht und heute legen wir direkt nach aus unserem Nachbarland. Ja, jede Region, jedes Land hat seine eigene Szene. Darüber hinaus zu kommen, scheint super schwer zu sein. Die Sprache ist eine Hürde, aber auch ein Auftauchen in der Berichterstattung. KO KO MO sind hier noch eher unbekannt. Das könnte sich aber ändern, da sie wirklich alles mitbringen, um auch Bühnen zwischen Hamburg und München elektrisieren zu lassen. Sie sind wenig abschreckend, da sie auf Englisch singen, ein sicher nicht unerheblicher Vorteil. Die Brüder Kevin und Warren tauchen als Duo auf. Klar, im Rockbereich assoziiert man das schnell mit den White Stipes, aber auch in Frankreich kennt man beispielsweise The Inspector Cluzo, die auch „nur“ zu zweit spielen. Kevin und Warren also. Sie spielen Rockmusik. So einfach, aber auch so präzise kann, nein, muss man das sagen. Schnörkellos und ohne Attitüde scheppern sie drauflos und das macht ziemlich viel Spaß. Selten haben einfache Tugenden mehr gezündet! Seit dem 11.11. ist ihre aktuelle Platte Need Some Mo‘ draußen und Anfang kommenden Jahres geht ihre Support-Tour mit Royal Republic weiter:

05.01 - Berlin, Columbiahalle
07/01 - München Zenith
26/01 - Hamburg, Sporthalle
27/01 - Köln, Palladium
29/01 - Saarbrücken, Garage


 
Vandermeer
(sb) Shoegaze ist in seiner Definition für mich seit jeher ein Mysterium. Als ich in der Pressemitteilung zum neuen Album von Vandermeer genau diesen Begriff aufschnappte, musste ich erstmal tief durchatmen. Was wird das denn nun wieder? Umso (positiv) überraschter war ich dann, als während der ersten paar Minuten von Grand Bruit astreiner Rock aus den Boxen dröhnte und zu gefallen wusste. Textlich kommt die Scheibe zwar eher bedrückend rüber (Verlustängste, Social Distancing, das Alleinsein an sich), klingt in ihrer Gesamtheit und trotz aller Intensität aber sehr einfühlsam. Und wenn Euch das Album beim ersten Hören noch nicht kriegt, dann gebt ihm auch eine zweite oder dritte Chance, denn die hat es verdient. Starkes Ding!



Wülker & Jansen
(Ms) Was passiert, wenn zwei Talente aufeinanderstoßen? Messen sie sich? Entbrannt ein furioser Wettstreit darum, wer außerordentlicher ist? Wer das Sagen hat? Wer die höhere Reputation hat? Wer es dem anderen so richtig zeigen kann? Oder gehen sie den Weg von Nils Wülker und Arne Jansen? Der eine an der Trompete, der andere an der Gitarre. Ich als Laie würde auch behaupten, dass sie sich gar nicht so richtig messen könnten, da ihre Instrumente zu unterschiedlich sind. Aber sei‘s drum… Die beiden haben sich nun also zusammen getan und bringen im Februar ein gemeinsames Album raus. Closer wird also eine musikalische Freundschaft aus Blechbläser und Saiteninstrument. Und es könnte ein abenteuerlicher Ritt werden, denn die beiden haben nicht nur neue, eigene Kompostionen erschaffen, sondern offenbaren sich als Fans von Ry X oder den Nine Inch Nails, indem sie einzelne Stücke covern. Das finde ich einen sehr sympathischen und verspielten Ansatz und macht neugierig. Seit heute ist die Single Deep Dive zu hören, ein leicht psychedelischer, eingängiger Track, der für dieses Wochenende zum Entspannen einlädt.

31.01.2023 Neunkirchen, Neue Gebläsehalle
01.02.2023 Hannover, Theater am Aegi
03.02.2023 Kreuztal, Weiße Villa in Dreslers Park
04.02.2023 Baden Baden, Festspielhaus
06.02.2023 Hamburg, Laeiszhalle
07.02.2023 Berlin, Admiralspalast
08.02.2023 Leipzig, Haus Leipzig
09.02.2023 Düsseldorf, Savoy Theater
11.02.2023 Erfurt, Theater
12.02.2023 Stuttgart, Mozartsaal
15.02.2023 Herford, MARTa
16.02.2023 Frankfurt, Alte Oper
17.02.2023 Bremen, Die Glocke

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