Quelle: luserlounge |
Beispielsweise ein Abend mit The Notwist. Am Freitagabend spielten sie in Bremen und dieser Auftritt hinterließ großen, großen Eindruck. Die Vorband Aloha Input nicht, dafür aber der Veranstaltungsort. Im Schlachthof unweit des Bahnhofes war ich noch nicht und staunte deshalb nicht schlecht. Im Sockel eines Turmes erstreckte sich der Konzertraum über mehrere Ebenen. Kein Problem, direkt vor der Bühne zu stehen, aber viele Nischen und Emporen ließen auch Rückzugsräume zu. Ganz, ganz großartig gemacht. Aus vielen Winkeln lässt sich dort ein Abend erleben. Ein hoher Raum, mit Backsteinen erreichtet, strahlt viel Wärme und Gemütlichkeit aus. Hinzu kam, dass an so einem tollen Ort auch noch der Sound ungeheuer gut war.
Beste Voraussetzungen also für einen Abend mit einer Band wie The Notwist. Ihre Musik erklingt bei mir privat nur selten. Nicht, weil ich sie nicht mag (wäre dann ja auch bescheuert, auf ein Konzert zu gehen). Sondern weil die richtige Stimmung oftmals fehlt. Ich halte ihre Art der Musik schon für komplex und anspruchsvoll. Nicht immer ist das das Richtige für die Ohren, die im Alltagstrubel auch mal eine Pause brauchen. Zudem glaube ich auch, dass man sich nicht zwingend mit dem Werk dieser Band auskennen muss, um einen großartigen Abend zu erleben. Denn Singles oder einzelne Songs stehen aus meiner Sicht nicht im Vordergrund ihres Auftritts. Viel mehr geht es um Dynamiken, Zusammenspiel und Können. An dem Abend standen sieben Menschen auf der Bühne, die jeder für sich und im Kollektiv gezeigt haben, wie genial sie sind. Und wie sie es schaffen, sieben Talente zu einem Ganzen zusammenfließen zu lassen. Klar, das ist auch was fürs Auge. Denn zu sehen gibt es bei solch einem Konzert eine ganze Menge. Wer macht wann was? Wo genau kommt gerade die Melodie her? Wer spielt welches Instrument auf welche Weise? Geht der Vibraphonist wirklich mit einem Geigenbogen über sein Instrument? Ist das eine Bassklarinette? Und daneben wirklich ein Sousaphon? Und warum wirkt Christoph Beck auf der Bühne so wahnsinnig distanziert? Oder ist das die reine Konzentration? Tausend Fragen sind das. Einige können im Nachheinein beantwortet werden, einige sind egal.
Ganz unegal ist die Wirkung der Musik. Die trifft nämlich ungeheuer. Sie trifft so stark, dass mich das Herumgucken auf der Bühne eher ablenkt. Klar, ich staune nicht schlecht bei dem, was dort alles passiert. Ich will es auch zumindest kurz sehen, um es ein wenig verstehen zu können. Doch die visuellen Reize dämpfen den klanglichen Genuss. Daher habe ich immer wieder rebellisch die Augen zu gemacht. Dann ging die Reise ab. Die Töne wurden konkreter in meiner Wahrnehmung, ich habe die Energie viel deutlicher gespürt, konnte alles einatmen, was ging. Das sich ändernde Tempo, die Dichte der Klänge, den Fokus noch schärfer setzen. Welches Lied dabei gespielt wurde, war mir gänzlich egal. Klar, ich habe Lieder wiedererkannt, doch das war mir unwichtig. Ich wollte es erleben, aufsaugen, in mir behalten. Wie das alles ging, was da passierte, wer wann welchen Knopf gedrückt hat - geschenkt. Ist mir egal. Der Kopf war leer und bereit diese zweistündige Klangreise zu begehen. Es ist gelungen. Mit geschlossenen Augen. Großartig. Vielen Dank, The Notwist!
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