Quelle: foxracingshox.de |
Sarah Davachi
(ms) Dies ist eine anmaßende Aufforderung. Eine Aufforderung, von der auf jeden Fall profitiert werden kann. Dafür müssen aber strikt alle Regeln befolgt werden! Schritt 1: Sehr viel Zeit nehmen. Das sollten mehrere Stunden sein, um - Schritt 2 - erstmal einen geeigneten Ort zu finden. Dieser Ort sollte sehr Reizdarm, still und vielleicht auch etwas abgedunkelt zu sein. Vielleicht auch ein Draußenort. Schritt 3: Gute Kopfhörer oder eine gute Anlage im Gepäck haben. Schritt 4: Dies alles sorgfältig planen, um es in zwei Wochen auch durchziehen zu können. Denn dann erscheint das neue Album von Sarah Davachi. Two Sisters heißt es und geht wirklich eineinhalb Stunden lang. 90 Minuten Zeit also, um allem zu entfliehen. Nicht nur dem Stress, sondern auch allen sinnlichen Eindrücken - bis auf das Gehört, versteht sich. Sarah Davachi präsentiert uns ein Werk, das als Basis die Orgel mit sich bringt und sehr gut an das feine, toll austarierte Cantus Descant anschließt. Dieses Album ist eine irre meditative Reise. Und ein Beweis. Ein Beweis, wie wirkmächtig Musik im Stillen sein kann. Wenn nur die Orgelpfeifen, ein sanfter Chor und ein paar Streicher erklingen. Der Chor singt noch nicht mal erkennbare Texte, viel mehr sind es Harmonien. Eine tragende Wolke, auf der ich Platz nehme und nur noch bin. Was für eine beeindruckende Paltte!
Tom Waits
(ms) Der Kerl ist einfach ein Mysterium. Da muss man nicht lange drum herum lavieren. Die Frage „Gibt es Tom Waits eigentlich?“ wäre fast angemessen, so schemenhaft tritt er nur noch in der Öffentlichkeit auf. Tja. Beweisen muss er gar nichts mehr. Weder als Schauspieler noch als Musiker. Dafür sind die Spuren, die er hinterlassen hat, viel zu markant. Das Eine ist selbstredend diese herrlich abgefuckt-lässige Musik, die irgendwo aus dem Jazz stammt und einen Grad der Zurückgelehntheit aufweist, die schon frech ist. So lächelt sie uns wohlwissend ins Gesicht und sagt: „Tja, da wärst du wohl selbst gern drauf gekommen. Echt gehabt.“ Das Andere ist klar. Diese Stimme. Diese ungeheure Stimme. Ich bezweifle, dass es vorher etwas Vergleichbares gab und kommen wird sowas garantiert nicht mehr. So viel Whiskey ertragen ja keine Stimmbänder. Gleichzeitig schmiegt sich so viel Wohlvollen und Güte in seinen Gesangstönen, dass das Staunen perfekt ist. Nun gut. Worum es geht. Vor zwanzig Jahren veröffentlichte er die Alben Alice und Blood Money. Die gibt es ab dem 7. Oktober wieder als Vinyl. Mehr muss man dazu wahrlich nicht sagen.
Gretel Hänlyn
(ms) „Hey you‘re not being loud enough!“ Das ist eine Aufforderung, der wir uns gerne hingeben. Ja, allzu viel von Gretel Hänyln kenne ich gar nicht, aber es gab da eine tolle Begegnung. Letztes Wochenende war ich auf dem Dockville Festival. Nach dem Versuch einer Orientierung über die zig Bühnen schallte mir etwas entgegen und es hat mich extrem neugierig gemacht, also schnell hin da und diese Musikerin mit ihrer Band gesehen. Bei einem Lied ist sie zum Ende hin so sphärisch ausgebrochen, dass ich das auch ganz schnell erleben wollte. Musste! Leider spielte sie danach nur noch zwei Lieder, sodass mir ein gänzliches Urteil gar nicht möglich war. Doch dieser eine kleine Ausschnitt genügte mir, dass sich ein großes, breites, zufriedenes Lächeln über mein Gesicht zog. Das, was ich danach so im Netz gefunden habe, kickte mich gar nicht so sehr. Es scheint also auch einige Bands zu geben, die live wesentlich intensiver sind als auf Platte. Diese hier scheint eine zu sein!
Fortuna Ehrenfeld
(ms) Es ist vollkommen berechtigt, das hier als eine der wundersamsten und schönsten Geschichten in der hiesigen Musikwelt zu beschreiben. Fortuna Ehrenfeld ist nicht einfach nur ein Trio aus Köln, das schöne deutschsprachige Lieder singt. Nein, beileibe nicht. Was Martin, Jannis und Jenny an den Tasten, Trommeln, Saiten und den Mikros erschaffen, ist eine verrückte Wohltat. Die Texte sind zum Staunen, Wundern und tagelangem Kopfzermartern gemacht, die Beats so eingängig wie heilsam und die Melodien öffnen die Herzen und füllen sie mit dem Scha-la-la der Musikanten. Ein irres Output hat diese Band und vor allem Bechler selbst. Soloalbum, Kinderbuch, Erwachsenenbuch, tausend Sachen und natürlich immer wieder Wein, Puschelschuhe und Schlafanzug. Stark! Diese Gruppe hat wirklich schon an tollen Orten gespielt. Doch die Kölner Philharmonie ist ein ganz Spezieller. Ein tolles Konzerthaus in der Bandheimat mit reichlich Sitzplatzkapazitäten und einer hervorragenden Akustik! Letztes Jahr spielten sie dort und haben einfach noch Gisbert zu Knyphausen mitgebracht. Eher spontan als geplant wurde das alles in Bild und Ton aufgenommen. So einen Abend darf man nicht vergessen. Eine irre Wundertüte. Die es ab dem 7. Oktober auf Platte gibt: Das Letzte Kommando - Live in der Kölner Philharmonie. Kauf- und Ausrastpflicht!
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