Sonntag, 21. August 2022

KW 33, 2022: Die luserlounge selektiert

Quelle: flat33.com

(Sb/ms) Und jeden Sommer ist es wieder soweit. Die solventen Kids und jungen Akademiker und junggebliebenen Kulturfreaks geben sich im Sommer die Klinke bei den Festivals in die Hand. Die sind alle schön unter sich und ballern ihr Geld raus, als ob es kein Morgen gäbe. Klar, ich übertreibe hier und bin ja auch Teil des Ganzen. Doch mir fällt insbesondere dieses Jahr auf, wie ausgrenzend die Szene ist. Und das aus einem ziemlich einfachen Grund: Der ganze Spaß ist irre teuer! Damit will ich nicht sagen, dass ich Festivals günstig haben möchte, denn all die Menschen, die dahinter stehen von den Organisatoren, den Bühnenarbeitern oder Leuten, die sich um die Toiletten kümmern, müssen anständig bezahlt werden. Die Musiker und Bands natürlich auch. Doch mir fällt auf, dass die Fixkosten als Besucher immer höher werden und das kann sich halt nicht jeder leisten. Ein Ticket fürs Appletree hat 125€ gekostet. Das hat nicht jeder für ein lustiges Wochenende übrig. Auf der gleichen Veranstaltung gab es kein Essen auf dem Gelände unter 7€! Ein 0,4l-Bier auf dem Dockville hat 5€ gekostet. Und dafür hat man leider auch nur Jever bekommen. So läppert sich das und so ein Wochenende kostet gut und gerne mal ein paar hundert Euros. Die, die da sind, können es sich leisten, das aus dem Fenster zu ballern. Aus dem Bauch heraus würde ich behaupten, dass die meisten Leute dort sehr offen und für den Zusammenhalt der Gesellschaft plädieren. Repräsentiert bei Besucherzahlen bis zu mehreren zehntausend Leuten ist diese Gesellschaft jedoch dort nicht. Die solventen, weißen Hedonisten sind unter sich. Damit sich das ändern könnte, verlange ich keine Senkung der Eintrittspreise, vielleicht aber beim Bier und den Essensständen. Und am allerwichtigten: die Möglichkeit, mit einem Solidaritsbeitrag denen die Chance des Beiseins zu eröffnen, die sonst nicht hingehen könnten, einfach, weil es zu teuer ist.

Kommen wir zu spätesten Selektion der Geschichte. Schön am Sonntag mal was weglesen und -hören!

Voodoo Jürgens 
(ms) Ach, Österreich, ich weiß genau, warum ich so gern bei dir Urlaub mache. Natürlich wegen der wahnsinnigen Landschaft, dem klasse Essen und auch wegen einer gewissen Art der Gemütlichkeit und des Humors. Das finde ich alles so in dieser Form in Norddeutschland nicht. Dazu gehört die Musik und neben den großen Namen (u.a. s.u.) allen voran Voodoo Jürgens. Dieses aus der Zeit gefallenes Unikat, das so derbe Dialekt spricht, das ich kaum direkt etwas verstehe. Bei mir dauert das alles immer ein wenig, bis ich das auch nur ansatzweise verinnerlicht habe. Richtig geil: Am 2. Dezember kommt mit Wie Die Nacht Noch Jung Wor ein neues Album raus. Ich freu mir einen Ast ab! Supersupersuper! Dieser Ösi-Polka mit den verschmitzten Texten... es sagt mir einfach unglaublich zu! Es Geht Ma Ned Ei ist das erste Stück, das nun zu hören ist und das Dilemma bleibt: gute Frage, worum es genau geht, aber ich bin voll dabei! Okay, okay... Es ist im weitesten Sinne eine Liebesgeschichte, die für einen oder mehrere nicht gut ausgeht. Ein herrliches Video gibt's auch dazu und selbstredend in diesem und im kommenden Jahr auch eine Tour und ich freue mich schon sehr auf einen brutalen Abriss in Bremen!

02.12.2022 Feldkirchen, Kulturforum Amthof 
03.12.2022 Großwaradsdorf, KUGA 
04.12.2022 Salzburg, Rockhouse 
07.12.2022 Wien, Konzerthaus 
09.12.2022 Dornbirn, Spielboden 
10.12.2022 Innsbruck, Treibhaus 
11.12.2022 Innsbruck, Treibhaus 
14.12.2022 Graz, Orpheum 
15.12.2022 Linz, Posthof 
16.12.2022 Ebensee, Kino 
12.01.2023 Wr Neustadt Kasematten 
13.01.2023 St. Pölten, Festspielhaus 
08.02.2023 Erlangen, E-Werk 
09.02.2023 Berlin, Festsaal Kreuzberg 
10.02.2023 Leipzig, Conne Island 
11.02.2023 Hamburg, Knust 
12.02.2023 Rostock, Peter-Weiss-Haus 
14.02.2023 Lüneburg, Salon Hansen 
15.02.2023 Bremen, Lagerhaus 
16.02.2023 Dortmund, FZW 
17.02.2023 Düsseldorf, Zakk 
18.02.2023 Kassel, Schlachthof
20.02.2023 Hannover, LUX 
21.02.2023 Wiesbaden, Schlachthof 
22.02.2023 Köln, Gebäude 9 
23.02.2023 Freiburg, E-Werk 
24.02.2023 Reutlingen, Franz.K 
25.02.2023 München, Backstage Werk 
04.05.2023 Augsburg, Kantine 
05.05.2023 Mannheim, Capitol 
27.07.2023 Landsberg, Stadttheater 
30.07.2023 Lindau, Zeughaus

Deichkind
(ms) Diese Band ist aus vielerlei Gründen ein absolutes Phänomen. Natürlich durch den Wandel vom ziemlich gradlinigen Rap zum Partytechno hin zum Elektrorap mit sozialkritischen Phasen. Und immer, wenn man denkt: Ach, Deichkind... das ist doch auch irgendwie vorbei. Dann hauen sie wieder ungeahnt was raus, das wie eine Rakete zündet. Bestes Beispiel nun ist die erste Single zum neuen Album Neues Vom Dauerzustand. Zudem ist mir jetzt erst aufgefallen, dass der starke Roger Rekless die Lücke von Ferris bei der Band geschlossen hat. Ein absoluter Gewinn! In Der Natur heißt das neue Deichkind-Ding also und weiß halt direkt am Anfang durch Jodel-Gejodel zu überraschen. Super gut! Und das Video ist ein sehenswerter Beweis, dass Deichkind seit vielen Jahren wesentlich mehr ist als nur die Musik. Ohne die ganze riesige Bühnenshow und insbesondere die vielen tollen Videos, würde es nicht ganz so krass kicken. Dieses Video ist eine Augenweide, die gekonnt mit ganz feiner Ironie auch mal dahin drückt, wo es weh tut. Am 17. Febraur soll die neue Platte erscheinen, genug Zeit also, um vorfreudig in den endenden Winter zu blicken!

Jenny Thiele
(ms) Das ist doch mit das Schönste an der Musik überhaupt: Geht man auf die aktuelle Tour einer bekannten und gemochten Band, weiß man in etwa, was einen erwartet. Doch vorher gibt es oft einen unbekannten Überraschungsmoment und der liegt in der Vorband. Das kann mal ganz langweilig oder schlimm sein, oder es ist die Zeit, um das nächste schöne Ding zu entdecken! Und somit beginnt eventuell die tolle Spirale Band sehen - Vorband gut finden - die Vorband auf deren Tour das nächste Mal sehen - dort wiederum eine andere Vorband sehen - die gut finden - diese wiederum auf deren Tour live sehen... Das geht auch, wenn Musikerinnen und Musiker einer Band noch ein eigenes Projekt haben. Jenny Thiele beispielsweise ist seit einigen Jahren kongeniale Partnerin von Martin Bechler bei den wunderbaren Fortuna Ehrenfeld. Nun wird sie dieses Jahr noch mit der Band touren, ehe sie sich komplett der eigenen Musik widmet. Sehr schade für Fortuni, wunderbar natürlich für Jenny! Am 14. Oktober erscheint ihr Solo-Album Killing Time und daraus ist schon der Track Juicy Beating Muscle zu hören! Direkt in den ersten Takten wird nochmal klar, dass sie eine wunderschöne Stimme hat, die sie mit zarter Begleitung erklingen lässt. Ist sie bei Fortuni auch für Blödelei und Bass zuständig, zeigt sie solo, was für eine feine Musikerin sie ist, die ein ungeheures Gespür für Melodien und der Schönheit im Kleinen hat. Sicherlich geht sie anschließend auch auf Tour. Ich freue mich sehr auf die Livedarbietung und was dann neues an Entdeckungen hinzu kommt!

Mädness
(ms) Diesen Sommer sah ich live Ausschnitte von Rap, der von jungen Typen gemacht wird. Kann man sich ja mal geben, bisschen neugierig sein schadet nicht. Doch bei den Versuchen kam ich immer schnell zu dem gleichen Urteil: Bloß weg hier! Billige Texte, okaye Beats und viel zu viel Autotune, damit jeder noch so schlechte Sänger singen kann. Gibt es da wirklich ein dezentes Generationengefälle in puncto lyrischer Raffinesse im Rap? Bei dem kleinen Rap-Ausschnitt, den ich kenne, muss ich sagen: Ja. Und eines der besten Beispiele für mich ist seit einige Zeit Mädness, den ich erst letztes Jahr so richtig für mich entdeckt habe. Es mag jetzt echt pathetisch klingen, aber mir gefällt außerordentlich, wie sehr er seine Lebenserfahrung in seine Texte integriert. Wie er über Hochs und Tiefs spricht, gar nichts muss, das gute Leben preist und sich auf seine Stärken bezieht und sich auch von niemandem etwas sagen lässt. Lass Gehen Lass Los mit dem sagenumwogeben Fatoni zusammen hat er diese Woche einen neuen Track rausgebracht, der sehr gut an Mäd Love anknüpft. Ein super entspannter Beat wummert und darauf aus zwei Perspektiven die guten und schlechten Seiten des Erwachsenenlebens zwischen Party, Bürokratie und Entschleunigung. Das gefällt mir wirklich sehr, sehr gut. Mädness bringt Ende September eine neue Platte raus, Maggo Lebt. 7 Stücke werden darauf enthalten sein, selbstredend inklusive des Fatoni-Features. Ich bin super gespannt und voller lässiger Vorfreude!

Sportfreunde Stiller
(ms) Oh, weh! Oh, weh! Oh, weh! Vor einigen Wochen habe ich mich hier schon von den Spor
tfreunden Stiller verabschiedet. Weil sie mir schlicht und einfach musikalisch und textlich nichts mehr geben. Doch so ganz los gelassen hat mich das dann auch nicht und irgendwie tat es mir auch ein wenig leid. Doch jetzt ist der definitive Zeitpunkt des Loslassens gekommen. Vor einigen Tagen erschien ein neues Lied Namens Spektakulär. Ich habe es mir nun ein Mal angehört und war dann wiederum froh, als es vorbei war. Dieses Lied könnte genauso gut auf dem Burli-Album von 2004 erschienen sein und ist damit der beste Beweis, dass diese Band eine große, sehr erfolgreiche Phase hatte, aber jetzt kaum noch von Relevanz ist. Musikalisch und textlich ist da kaum Substanz und das alles klingt enorm aufgewärmt. Morgen soll ein weiterer neuer Track erscheinen mit dem Namen Ich Scheiß Auf Schlechte Zeiten. Dem habe ich nichts entgegenzusetzen, daher höre ich mir das Lied gar nicht erst an. Lieber Peter, lieber Flo, lieber Rüde. Vielen Dank für viele schöne Musikjahre und dass ihr mir persönlich das Einfallstor der Musik ward, die ich heute immer noch leidenschaftlich höre, Indierock. Nur ihr werdet da leider nicht mehr laufen. Alles Gute!

Wanda
(ms) Am letzten Tag des kommenden Monats ist es endlich soweit: Wanda veröffentlichen mit ihrem selbstbetiteltem Album ein neues Werk. Ich bin außerordentlich gespannt, da ich die Band so intensiv gar nicht mehr verfolge. Bei Ciao bin ich irgendwie ausgestiegen. Also gebe ich mir nochmal einen Ruck und das geht natürlich am allerbesten mit einer neuen Single. Die ist seit dieser Woche draußen und heißt Wir Sind Verloren. Herrlich, da gefällt mir schon direkt der Titel, das schwermütige Herz öffnet sich! Hach, und es ist genau der Geist, den diese Band schon seit so vielen Jahren verströmt. Das richtige Leben im Flaschen, aber mit Überzeugung und dem Wissen des Untergangs, zu leben. Ja, so sieht es nun mal aus. Dieses Lied ist ein weiterer Beweis, dass es nicht immer viele Worte braucht, um ein Gefühl, eine Lebenslage auszudrücken, es müssen halt nur die richtigen sein. Inhaltlich auf jeden Fall eine tolle Wanda-Nummer. Klanglich ist es kein großer Kracher, so ehrlich muss man auch sein, aber davon hat die Band ja ohnehin mehr als genug! Die Vorfreude auf die neue Platte bleibt also hoch! 

1 Kommentar:

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