Freitag, 17. September 2021

KW 37, 2021: Die luserlounge selektiert

Quelle: 37mmg.com
(ms) Hier in Niedersachsen durften wir bereits am vergangenen Sonntag in den Kommunen neu wählen, einige Stichwahlen stehen größeren Städten bevor, hier auch. Das dürfte sehr spannend werden! Es wird gleichzeitig zur Bundestagswahl stattfinden, die nächstes Wochenende über die Bühne geht. Wählen gehen - das ist klar.
Tatsächlich könnte es außerordentlich spannend werden, wenn abends hochgerechnet wird, ein recht offenes Spiel steht uns bevor. Logisch, dass die Trommeln gerührt werden und ihre Gesichter in jede Kamera blicken und die drauf los sabbeln. Vieles ist gut und berechtigt. Folgendes ist berechtigt, war aber vielleicht nicht so gut durchdacht. Wer die phantastischen 'Kinder fragen Rapper-Interviews von Pauline und Romeo kennt, weiß Bescheid. Ein Format von Late Night Berlin, in dem die Kids offensichtlich einen Knopf im Ohr haben und die Gäste in die Ecke drängen. Das hätte sich das Presse-Team von Armin Laschet vorher mal ansehen sollen. Vielleicht wär er dann besser nicht hingegangen. Dieses Video ist auf der einen Seite sehr unterhaltsam und auf der anderen natürlich unfassbar beschämend. Zum Einen muss klar gewesen sein, dass diese (!) Kinder nicht einfach Kinderfragen stellen. Zum Anderen kann der doch nicht solch irre patzige Antworten geben. Der soll und will Kanzler werden?! Was für eine wahnsitzige Idee.
Klar, man kann jetzt sagen, dass Scholz auch da war. Darum geht's aber nicht, liebe Whataboutism-Menschen! Laschet... Teddy is back!

Ende des kleinen politischen Ausflugs. Unsere Wahlempfehlung: die luserlounge! Weil wir es können!

Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys
(sb) Ja, wir verehren sie. Sehr sogar. Und wir haben Unmengen Amore für sie. Heute ist Zahltag und all die Liebe kommt zurück in Form der Single Quanto Costa. Die Herren vom schwäbischen Ufer des Gardasees kommen einfach so herrlich nonchalant rüber wie sonst niemand und der Charme von Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys ist ja schon seit Mitte der 80er weit über die Grenzen Italiens hinaus legendär. Große Gefühle, große Gesten!

 
Adrian Sutherland
(sb) Adrian Sutherland wuchs fernab der Großstädte in der Attawapiskat First Nation in Ontario, Kanada auf und konnte nicht zuletzt dadurch einen authentischen Einblick in die Nöte und Ängste der Indigenos gewinnen. Right Here, die erste Single aus seinem neuen Album When The Magic Hits (VÖ: heute) wurde im Juni veröffentlicht und hat mit ihrem Musikvideo, das aus 1600 Selfies besteht, landesweit Aufmerksamkeit erregt. Sutherland ist Sänger, Songwriter, Musiker, Schriftsteller, Redner, Fürsprecher und Unternehmer. Er ist außerdem Vater von vier Kindern, Großvater von vier Enkelkindern, Bewahrer traditionellen Wissens und ein angesehener kultureller Führer, der fließend Mushkegowuk Cree spricht. Als Musiker ist er im Folk zuhause und schafft es, den Hörer mit seinem neuen Album bestens zu unterhalten, ohne dabei oberflächlich oder monoton zu werden. Und das ist gerade in diesem Genre ganz schön schwierig...

 
Mini Trees
(sb) Ach Indie, Du kannst so schön sein, selbst wenn Du nicht unbedingt die Sonnenseiten des Lebens beleuchtest. Beispiel: Mini Trees. Das Soloprojekt von Songwriterin Lexi Vega glänzt mit poppigen Songs, die zum Mitsingen einladen, obwohl (oder weil?!) sie sich mit der kollektiven Angst vor der Ungewissheit des Lebens beschäftigen. Always in Motion (VÖ: heute!) schwankt zwischen Fragen und dem Wunsch nach Antworten - und der Erkenntnissen, dass das Nichwissen die einfachste Lösung darstellt. Kann unbefriedigend sein, muss aber nicht. Das Album jedenfalls macht Spaß und ist eine willkommene positive Überraschung.
 

School Of X
(sb) „Es geht um das Verlangen, aus der täglichen Routine und Langeweile auszubrechen, um das Verlangen nach Freiraum, Aufregung und größeren Gefühlen. Es ist eine Sehnsucht, die mich verführt und verfolgt und die manchmal einen Preis hat. Manchmal ist man am Ende ganz allein, weil man vom Licht geblendet wurde.“
So fasst Rasmus Littauer, das Gesicht zu School Of X, die Motivation für sein neues Album Dancing Through The Void zusammen. Das Ergebnis lässt sich hören. 11 Tracks, die sich im Gehörgang festsetzen und trotz des locker-leicht-elektronischen Auftretens durchaus Tiefgang haben. Für mich persönlich eine der größten Entdeckungen des laufenden Jahres - gerade weil ich mit derartiger Musik normalerweise nicht so viel anfangen kann. Das Album strotzt aber geradezu vor toller Kompositionen, catchy Melodien, fragiler Momente und überraschender Wendungen. Ganz stark!


Zahn
(ms) Klar, der Name ist großartig, aber die Musik mindestens genauso einfallsreich und pfiffig. Der große, große Vorteil instrumentaler Musik ist ja, dass ich mir dazu meinen eigenen Text, meine eigene Geschichte basteln kann und sie ist mir nicht zu nehmen. Oder ich kann mich einfach gedankenlos darin verlieren. Kommt manchmal echt auf die Spielart an, ob es ruhig, poppig, elektronisch oder gitarrenlastig zur Sache geht. Bei Zahn verschmelzen diese Möglichkeiten des Musikgenusses komplett. Am 20. August erschien ihr selbstbetiteltes Album und nun veröffentlichte das Trio eine Live-Aufnahme dreier Lieder, die darauf enthalten sind. Knapp eine viertel Stunde ist wundersam schleppender Gitarrenrock, Postrock, whatever zu genießen. Der besondere Zauber liegt darin, dass das Tempo so gering ist, das ist fast schon frech. Dieses wuchtige, dröhnende Traben ist jedoch keineswegs langweilig oder öde, sondern strahlt für sich. Anders kann ich das beschreiben. Diese Musik fasziniert mich, weil sie mutig und frei ist! Ab dafür:


Metronomy
(ms) Wenn es heißt 'XY bringt überraschend neue Musik raus', dann ist das leider häufig Schrott für die Verwertungsindustrie. Da hat vielleicht ein Label dann gesagt: "Macht mal ein bisschen, das hauen wir dann über Nacht raus, super Surprise, super gut, spielt super Geld ein." Ein großes Glück, dass Metronomy solch eine Herangehensweise völlig egal ist. Klar, sie haben sich einen Rang erspielt, aber auf das ganz große, kalkulierende Geschäft sind sie mit Posse EP Vol 1 sicherlich nicht aus. Diese fünf Lieder sind eine extrem kreative, mutige Zusammenstellung von Musik, die sich weit über dem Bandtellerrand findet. Metronomy selbst sind auf den Songs gar nicht so recht zu hören oder wahrzunehmen. Vielmehr hat sich der Kopf der Band, Joe Mount, gedacht: "Hey, gerade läuft ja gar nicht so viel, ich bastel mal an ein paar Ideen und schicke sie dann MusikerInnen, die mir mit ihrem Gesang die Nummer komplettieren." Gesagt - getan! Das Ergebnis hört sich an wie ein extrem rundes Mixtape mit klanglich-rotem Faden! Mount kannte nicht mal alle KünstlerInnen vorher, umso besser, weil unvoreingenommen. Es geht poppig, rappig, beinahe soulig zu auf den Tracks! Super kreativ, super gut, super hörbar!


Dope Lemon
(ms) Dass sich solch opulente Musikvideos heute noch irgendwie lohnen, finde ich super. Oder zumindest, dass sie gedreht werden. Vielleicht war das Abfackeln eines Maisfeldes gar nicht so teuer, aber die Bilder kommen ziemlich gut an bei mir! Das ist das erste Ungewohnte. Das Zweite folgt im Klang. Dope Lemon, das Alter Ego von Angus Stone, ist bekannt für seine zurückgelehnte Kiffermukke. Klar, entspannt geht es hier auch zu, aber mit einem ganz neuen Gewandt. Klammert man kurz das sehenswerte Video zu Stringray Pete aus, könnte der Track fast auch von den Gorillaz kommen, so abgefuckt entspannt und groovig ist das! Hach, das gefällt mir aber sehr! Gut, dass am 17. November das neue Album des Australiers kommt: Rose Pink Cadillac könnte ein ziemlich facettenreiches Ding werden! 

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