Sonntag, 13. Dezember 2020

KW 50, 2020: Die luserlounge selektiert


www.haw-hamburg.de
(sb/ms) Im digitalen Orbit und durch eine unglaublich blöde Funktion von blogger ging am Freitag kurz vor Veröffentlichung die gesamte Selektion flöten. Da stecken ein paar Stunden Arbeit drin. Das lässt sich nicht mal eben so wiederholen. Oft kommen beim ersten, direkten Hören ja die besten, treffendsten Gedanken, die beim nochmaligen Hören dann verfeinert werden. Nun, das wird hier nicht der Versuch einer Kopie des eigentlichen Beitrags. Aber ohne Selektion geht halt auch nicht. Daher wird der Text jeweils nur sehr knapp, die Musik bleibt.
In der kleinen Einleitung habe ich mich über den Werbeslogan der Stadt Osnabrück geärgert, den ich jedem Morgen beim Start- und jeden Nachmittag am selbigen Zielbahnhof sehe: In Osnabrück kannste dir was wünschen. So unglaublich blöd. Das gibt's ja gar nicht. Würde ich nicht in meinem aktuellen Job, den ich sehr gerne ausübe, arbeiten, wäre ich mitunter in die Werbung gegangen. Vielleicht auch nur für den Moment, um beim Beschluss eines solchen Slogans lautstark auf den Tisch zu steigen und anschließend zu brüllen: NEIN, NEIN, NEIN! BITTE NICHT!

Nun gut. Hier die Selektion der KW 50 als Lightversion. Bitte!

Audio88 & Yassin
Die beiden Berliner Rapper hauen im kommenden Jahr eine neue Platte raus - Todesliste. So freundlich wie eh und je. Doch diese Art zu rappen zeugt von Talent. Denn ihre derbe Sprache ist nicht beliebig, der Humor - wenn auch hart - ist immer zu hören. Die klaren Ansagen immer mit einem nicht zu sehenden Augenzwinkern. Oder halt auch nicht. Denn Schellen müssen ausgeteilt werden. Ähnlich funktioniert WUP - weiß und privilegiert. Audio88 und Yassin zeigen, wie es geht.


Dagobert
Wie geht Kunst, Schlager, Herzschmerz, Tanzbein und Humor zusammen? Der Schweizer zeigt es mal wieder. Dagobert veröffentlicht im kommenden Jahr sein neues Album. Es wird Jäger heißen und die gleichnamige Single ist nun zu hören. Dass er selbst Schwierigkeiten damit hat in seiner Rolle stets seriös zu bleiben, zeigen seine Liveauftritte. Letztes Jahr sah ich ihn beim Reeperbahnfestival. Vor seinem Gig stand er im Publikum und währenddessen waren seine Gesichtsmuskeln oft so angespannt, dass man Sorge hatte, er müsste gleich lauthals losbrüllen. Dennoch: Seine Musik bleibt ein wundervolles Alleinstellungsmerkmal!


WHOLE
Dieser Blog ist ein Perpetuum Mobilé. Ja, man denkt, es gäbe keins. Doch ich beweise das Gegenteil. Wir werden mit Musik beliefert in einem nie endenden Takt. Und das ist großartig. Denn dabei entdecken wir Bands und Kollektive, die man nie zu Ohren bekommen hätte. Unter anderem: WHOLE aus dem Großraum Berlin. Vor zwei Jahren veröffentlichte das Duo ihre erste Platte, nun folgt eine Neuauflage mit Bearbeitungen und Remixen. Unter anderem zu Tongue To Machine. Ein großartiker Remix von Mandelbrot ertönt das Lied in allerbester, dynamischer, leicht düsterer Editors-Manier!

Juse Ju
Er gehört im Rapgeschäft und sowieso zu unseren absoluten Lieblingen. Nicht nur weil Juse Ju so unglaublich sympathisch ist, sondern weil er immer besser wird. Das eindrücklichste Beispiel dazu ist sein diesjähriges Album Millennium. Ein paar harte Lieder hat er davon schon mit einem Video versehen. Ein Song aus seiner Japanphase, Model In Tokio, ist seit dieser Woche draußen und wir müssen es nochmal sagen: Phantastisch, Juse!


Mine
Sie ist und bleibt eine Ausnahmekünstlerin. Mine ist großartig. Und das zeigt sie immer wieder. Ein tolles Beispiel ist ihr letztes Album Klebstoff. Über die gemeinsame Platte Fatoni müssen wir gar nicht sprechen, einfach perfekt! Nun folgt im Frühling die nächste Langspielplatte, die Hinüber heißen wird. Die Vorfreude ist nachvollziehbarerweise groß. Und die Ankündigung derselben herrlich ungewöhnlich. Die Marktgesetze fordern in der Regel eine oder mehrere Vorabsingles. Ja, die kommt noch. Doch vorher hat Mine zu Unfall alle Noten, Griffe, Akkorde, den Text und Partitur online gestellt, sodass sie die Kreativen auffordert ans Werk zu gehen. Tolltolltoll! Im Januar folgt ihre eigene Version!


Ostberlin Androgyn
Uhi, hier kommt mal wieder ein Name auf die Spielwiese der Musik, der direkt eine inhaltliche Ansage mit sich zieht. Mit dem ganzen Berlin-Quatsch haben meines Erachtens Sido und Co., als es noch Die Sekte gab, angefangen. Einige zogen nach. Als Provokation, Nachahmung, Aufforderung. Bei Ostberlin Androgyn kann man sich vorstellen, was drin steckt: Gesellschaftkritik und Selbstreflektion ohne Ende auf irgendwie geile Art und Weise. Genauso ist es. Daher auch Audiolith! Rap, Trap mit Köpfchen, das mögen wir!


Tom Sanders
Teleman ist in UK eine große Sache, kann man so sagen. So richtig durchgestartet sind sie hierzulande noch nicht - kann ja aber noch kommen. Ihr Frontmann Tom Sanders zumindest veröffentlicht jetzt eine Soloplatte und die wird richtig schön, richtig rund, ganz wohlig. Only Magic ist seit letzter Woche draußen und die Begeisterung unsererseits zeigt, dass wir im tiefsten Herzen immer noch an der guten alten, sanften, wunderschönen Indiepopmusik hängen!


The Weather Station
Es sind oft die leisen Töne, die man schnell überhört. Und bei denen man auch sagt, dass sie einen nicht so richtig packen. Irgendwie irre, dass man sich da weniger drauf einlässt. Doch es gibt so gute Gründe! Einen wundervollen liefert Tamara Lindeman ab mit ihrer zweiten Single I Tried To Tell You aus ihrem neuen Album Ignorance - erscheint im Februar. Das neue Lied von The Weather Station geht in eine ähnliche Richtung wie Get Well Soons Love - der Track, nicht das Album. Es schwingt unterschwellig und erscheint dort mit wahrer Schönheit. Auch die visuelle Kunst von Lindeman ist bemerkenswert: Der Protagonist des Videos spielte auch schon bei Robber eine nicht unwesentliche Rolle und was diese Blumen mit ihm machen... das würde ich gerne wissen.



Shame
Im Fernsehen, im Radio, in den Innenstädten, in der Werbung. Überall ist ein klassischer Winter zu sehen. Mit Schneemännern, Schlitten, tollenden Kindern im herrlichen Weiß - ganz viel Harmonie. Doch die Kinder, für die das gemacht ist, haben möglicherweise noch nie Schnee gesehen. Ich lebe im Norden und kann mich nicht erinnern, wann es das letzte Mal hier wesentlich geschneit hat. Vor sechs, sieben Jahren vielleicht?! Vielleicht bringen Shame mit ihrem neuen Song Snow Day den Winter zurück. Doch seien wir ganz ehrlich: Nein, das tun sie nicht. Großartig ist das Lied dennoch. Teilweise so schön arhythmisch, schön krachend, postpunkig, sich wehrend gegenüber jeglicher Beliebigkeit. Wenn ich solche Musik höre, kann ich auch auf Schnee verzichten: Super!



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