Samstag, 26. Oktober 2019

Live in Ahausen: Jon Flemming Olsen

Foto: Sven Pipjorke
(ms) Schon länger frage ich mich, was die Gesellschaft zusammenhält. Wo das Herz schlägt, der Puls, das Gute und Schöne, das so wichtig ist. Zu einem sehr großen Teil sind es meines Erachtens die viel zu schlecht bezahlten Menschen in der Pflege, der Erziehung (ja, auch die Lehrer), Feuerwehr, Polizei und Sanitäter. Zudem: Die Müllabfuhr und all die unsichtbaren Hände, die unseren Alltag erst ermöglichen.
Daneben gibt es noch Menschen, die etwas für die Muße tun und als Muse agieren: Kunst, Kultur, Musik, Film, Schauspiel.
Und die sind auf dem Land noch viel wichtiger als in den (größeren) Städten, wo die Infrastruktur ohnehin da ist.
Zoomen wir also in unserer inneren Landkarte auf Niedersachsen, Richtung Bremen, etwas weiter westlich in den Landkreis Diepholz. Da liegt Ahausen. Noch nie davon gehört? Klar, dort wohnen auch nur etwa 200 Menschen. Und ein großer Teil derer fand sich gestern Abend beim sogenannten Ahauser Herbst im Kulturhof wieder. Wie das bei solchen Veranstaltungen üblich ist, ist der Altersdurchschnitt hoch und der Anteil an pensionierten Lehrern sicher auch. Da muss was dran geändert werden. Das dachten sich mit Sicherheit auch die Veranstalter. Denn: der Eintritt zum unfassbar tollen Konzert von Jon Flemming Olsen und auch den anderen Veranstaltungen an diesem Wochenende sind umsonst; klassisch ging der Hut rum, sodass alle - unabhängig wie (oder ob) das Portemonnaie gefüllt ist - kommen können. Das hält die Gesellschaft auch zusammen!
Der Kulturhof liegt an einer unscheinbaren Durchfahrtsstraße. Ein Lagerfeuer draußen und ausgestellte Bilder drinnen haben eine sehr heimelige Atmosphäre erzeugt. Um die Bühne Stühle im Halbkreis; dazu bezahlbare Getränke. Der Künstler des Abends, Jon Flemming Olsen, ist vielen eher als Ingo mit Ananasfrisur aus Dittsche bekannt. Seit vielen Jahren macht er auch Musik, neben Texas Lightning auch solo. So standen auf der Bühne fünf Gitarren und durch ein Pedal bedienbar eine Pauke und ein Schellenkranz. Die Einmannband.
In zwei Sets, die insgesamt bei gut 90-100 Minuten lagen, sang er von Liebe, Landschaft, Hoffnung, Verzweiflung und immer wieder fein Unterhaltsamen. Höhepunkt war sicher Unerreichlich Schön, eine Situation, wo man einen Gegenüber sieht, der einen fasziniert doch man traut sich einfach nicht mal rüber zu gehen. Kennen wir alle. Olsen hat dies in ein bemerkenswert gefühlvolles Lied gepackt. Das Lied wird Teil des neuen Albums sein, das er am 8. Dezember live einspielen wird. Aber nicht mit Publikumgeräuschen und Applaus. Es geht ihm um die Atmosphäre, dass durch die Boxen schallt, welche Energie zwischen Künstler und Publikum entstanden ist. Kann, sollte man hier via Crowdfunding unterstützen! Auf das Ergebnis bin ich jetzt schon extrem gespannt, denn der Anspruch ist hoch und die Idee klasse!
Der Auftritt in Ahausen war extrem kurzweilig. Lag natürlich auch daran, dass Olsen Bühnenprofi ist und seine mitunter melancholischen Lieder mit schmunzelnden Ansagen garniert hat. Ein toller, runder, schöner Abend. Auch das hält die Gesellschaft zusammen. Davon bin ich überzeugt.

Jon Flemming Olsen spielt demnächst noch hier. Geht da hin. Für hörenswerte Musik und um den Altersdurchschnitt zu senken.

09.11. - Buxtehude, Theater im Hinterhof
15.11. - Hildesheim, Littera Nova
16.11. - Berne, Kulturmühle
17.11. - Boostedt, Hof Lübbe
21.11. - Bielefeld, Jazz Club
22.11. - Gifhorn, Kulturbahnhof
08.12. - Hamburg, Schmidtchen

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