Quelle: theupcoming.co.uk |
Okay, es gibt wirklich keinen Zusammenhang zwischen dem eigenen Alter und der Veröffentlichung eines Albums. Bewusster ging es bei mir persönlich ein paar Jahre später mit The Weight Is A Gift los, wo das wunderschöne Always Love drauf ist. Langsam haben mich der Klang der Musik und insbesondere die nahegehenden Texte von Matthew Caws, Ira Elliot und Daniel Lorca in den Bann gezogen und lassen mich bis heute nicht los. Sie verkörpern nicht nur das, was man emotionale Intelligenz nennt, ich vermag auch zu behaupten, dass Nada Surf die sympathischste Band der Welt ist. So ausgelutscht das Wort authentisch auch ist, auf die drei trifft es in jedem Fall zu. Sieben Mal habe ich sie zuvor gesehen und jedes Konzert war eine Offenbarung an perfekten Konzerterlebnissen. Keine lange Überlegung also Nummer acht folgen zu lassen.
Das Capitol in Hannover ist Teil des Ihme-Zentrums, eines furchtbar hässlichen Megabetonklotzes aus den 70er Jahren. Zum Glück ist der Laden von innen sehr schön gestaltet, beinhaltet einen Oberrang, der am Montag jedoch nicht benötigt wurde. Voll war es also nicht, doch unten war viel los. An dieser Stelle muss bereits eine Lanze für die Nada Surf-Fans gebrochen werden. Denn zu jeder Zeit kam ich - ca. dritte Reihe - zum Getränkestand oder zu den Toiletten und auch wieder zurück zu meinem vorherigen Platz, ohne ihn irgendwie verteidigen zu müssen, er wurde einem auch nicht weg genommen. Das ist enorm rücksichtsvoll und macht den Genuss des Konzertes noch leichter.
Pünktlich um acht Uhr betrat die Band ohne vorherigen Support die Bühne. Den brauchten sie auch nicht, der Applaus ohne einen Song gespielt zu haben, war schon groß. Da die Veranstaltung als An Evening With Nada Surf betitelt war und auch klar war, dass Let Go in kompletter Länge gespielt wird, war der Ablauf sehr berechenbar. Es ging logischerweise los mit Blizzard of '77 und es folgten elf weitere Hits. Die Musiker müssten auch schon um die 50 sein, bringen jedoch so viel Spielfreude, Spaß und Energie mit auf die Bühne, als ob sie kollektiv in einen Jungbrunnen gefallen wären.
Die aufmerksamen Zuhörer dankten ihnen mit ausgiebigem und berechtigtem Applaus. Insbesondere La Pour Ca war natürlich ein Highlight. Persönlich habe ich mich sehr gefreut, endlich mal Paper Boats live gehört zu haben, seit Jahren bin ich in diesen Song verliebt. So verging eine Stunde im Flug, die Band bedankte sich und kündigte an, dass es nach einer 20-minütigen Pause weiter gehen würde.
Ich vermutete, dass im Anschluss weitere Hits abgefeuert werden, aber weit gefehlt. Sie haben reihenweise Lieder gespielt, die eher selten auf der Bühne zu hören waren. Zum Beispiel: Firecracker, Amateur, Your Legs Grow, Do It Again, Imaginary Friends. Songs wie See These Bones oder das hochpolitische The Fox haben genauso geknallt. Als Zugabe durften Popular, Always Love und Blankest Year natürlich nicht fehlen. Und schon sind zweieinhalb Stunden Programm durch. Wahnsinn. Das war nicht nur musikalisch schön und intensiv, sondern auch handwerklich perfekt. Dabei - und das fiel mir am Montag erst so richtig auf - passen die drei optisch so gar nicht zusammen. Caws gibt den lieben Intellektuellen, Lorca den Pseudodauerraucher und Elliot könnte mir seinem Cowboyhut locker als Waffenverkäufer durchgehen. Was sie eint - einen muss - ist eine enorme Freundschaft, viel Harmonie und Spaß an dem, was sie tun. Man sieht es ihnen an. Dankenswerterweise ist das ein Indiz, dass sie noch einige Touren spielen werden.
Das Sahnehäubchen an diesem Abend war dann beim Merchandise-Stand nach dem Konzert. Da steht man, holt seine Jacke ab, bringt den Becherpfand weg, Sänger Matthew Caws signiert noch Shirts und Platten, steigt dann auf den Tresen und nimmt die Akustikgitarre in die Hand. Schlagartig wird es leise unter den Leuten, die eigentlich nach Hause wollen. Sanft aber bestimmt singt er 80 Windows und nach einer Minute aufmerksamen Lauschens stimmen die Übriggebliebenen mit ein. Noch einmal richtig Gänsehaut. Thank You!
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