Dienstag, 30. Oktober 2018

Holygram - Modern Cults

Foto: Yves Christelsohn
(ms) Ein schweres, nebulöses Dröhnen knallt aus den Boxen. Langsam setzt dazu ein Beat ein, es folgen verzerrte Sounds, die aus dem Hintergrund stetig nach vorne drängen und ab und an ist ein Piepen zu vernehmen, das man aus U-Boot-Filmen kennt. Es ist düster, satt im Klang, ohne Gesag und dennoch sehr ausgeklügelt. Der Song heißt Into The Void, geht etwas länger als eine Minute und der vielversprechende Auftakt zum Album Modern Cults der Kölner Band Holygram, das kommenden Freitag (9. November) via Oblivion/Cleopatra Records erscheinen wird.

Die fünfköpfige Band aus der Domstadt liefern auf 50 Minuten ein erstaunlich reifes und durchdachtes Debutalbum ab und fahren die modernen Geschütze auf, die der New Wave und Shoegaze im letzten Jahrhundert schon zu beachtlichem Erfolg und Einfluss gebracht haben: Synthie-Spielzeug ohne Ende, viel satten Bass, energisch nach vorne treibendes Schlagzeug und ein Gesang, der nicht im Mittelpunkt steht. Denn da befindet sich das Gesamthörerlebnis. Wollte man es vergleichen, ist es ein neuartiger, innovativer Mix aus She Wants Revenge, Depeche Mode und New Order. Also ganz weit oben ist hier anzusiedeln.

Der schwere Bass wird schnell zum Charakteristikum von Holygram. Zugleich ist auf dem Titeltrack eine Stimme voller Hall zu vernehmen, beides bleibt bestehen und kennzeichnet einen wuchtigen Beginn: dynamisch und druckvoll. Was zum roten Klangfaden gesellt ist eine positive Monotonie. Nur in Nuancen unterscheiden sich die Songs wirklich voneinander, manchmal gehen sie unerkennbar ineinander über, was ein tolles Hörerlebnis ermöglicht. Doch hält sich das auf kompletter Länge? Jein. Während A Faction schon sehr hitverdächtig in Lauerstellung steht und mit dem wahnsinnig dichten, vielschichtigen Sound viel Spaß macht schwächeln Odd Neighbourhood und She's Like The Sun zum Ende hin ziemlich ab, weil der Klang sich im Kreis dreht.
Unterm Strich bleibt aber ein überzeugender Gesamteindruck hängen. Das hat verschiedene Gründe. Zum Einen bieten sie teilweise den Klang an, den man aktuell bei Drangsal in seiner Reife noch vermisst (Signals) und sie haben keine Angst davor unkonventionell zu sein mit ihren positiv anstrengenden Klanggewittern (Dead Channel Skies). Patrick, Sebastian, Marius, Pilo und Bennett schrecken nicht vor sehr langen Instrumentalparts wie bei Distant Light zurück und machen extrem neugierig darauf, wie das live wohl klingen mag. Es hat oft den Eindruck nach einer extrem düsteren Dystopie. Nicht umsonst bezeichnen sie selbst ihre Musik als music for the lost. Passt!

Hier stehen sie demnächst auf der Bühne:

30.10. - Frankfurt - Batschkapp (mit VNV Nation)
31.10. - Leipzig - Haus Leipzig (mit VNV Nation)
01.11. - Rostock - M.A.U. (mit VNV Nation)
02.11. - Hamburg - Mehr Theater am Großmarkt (mit VNV Nation)
09.11. - Köln - Gebäude 9 (Release Show)



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