Montag, 28. Mai 2018

Live: Krakow Loves Adana in Münster

krakowlovesadana.bandcamp.com
(ms) Münster in Westfalen ist oft eine relativ biedere Stadt. Dafür sind Faktoren wie der allseits präsente Katholizismus, die konservativen Eliten und der Hang im Umland, Pferde zu züchten, verantwortlich. Das schlägt auch durch, wenn samstags oder sonntags schlagartig die Straßen wie leergefegt sind. Das heißt - neben vermutlich schlechtem Wetter wie eh und je -, dass da ein Krimi im Fernsehen läuft. Samstags ist es dann Wilsberg auf dem ZDF oder sonntags halt der Klamauktatort, der größtenteils in Köln gedreht wird. Gestern war es mal wieder soweit, da wir den Abend in der schönen, gemütlichen Pension Schmidt verbracht haben, wissen wir nur, dass es im Krimi unter anderem um einen toten Pinguin ging. Das sollte alles wichtige sein, das man wissen muss.
Denn gut 50 Leute sind in die Innenstadt gepilgert, eben in diesen furchtbar schönen Laden. Und das nicht einfach nur, weil man da lecker Bier und Cocktails trinken kann, sondern die Betreiber ein sehr gutes Händchen für Veranstaltungen haben. Neben Lesungen und Pubquiz gibt es immer wieder schöne Konzerte. Gestern spielten die Kölner Band Malta und das Hamburger Duo Krakow Loves Adana.
Die Pension ist bei Konzerten in der Regel bestuhlt. So war es auch gestern.
Auf den einladenden Stühlen und Sesseln haben die Kommenden es sich bequem gemacht und sehr aufmerksam dem gelauscht, was kam. Malta spielten zuerst und zu dritt. Ich glaube, sie vor drei Jahren mal als Support von Herrenmagazin in Dortmund gesehen zu haben, erinnere mich aber nicht wirklich daran. Sie folgen im Sound und Text einem furiosen Konzept: Es geht um das Leben im All, um UFOs, Außerirdische, das Ungewisse. Nicht plump und platt und blöd. Sondern sehr tiefsinnig und andächtig. Je weiter dieser rote Faden durchgesickert ist, desto besser wurde es. Auch den sehr schmalen Grad im Text zwischen Deutsch und Englisch zu wechseln - eine Eigenart, die ich sonst nicht unterstütze - haben sie irgendwie extrem gut beherrscht. Sympathischer, kurzweiliger Auftritt.
Foto: luserlounge
Sehr schnell haben sich anschließend Robert und Deniz auf der niedrigen Bühne eingerichtet, die als Krakow Loves Adana das Zepter übernahmen. Ihren schönen, düsteren Indiepop haben wir Euch bei deren letzten Album schon wärmstens ans Herz gelegt!
Als Paar eine Band sein, dafür muss man gemacht sein. Unter Umständen muss man es dann auch mit einem Lächeln verkraften, wenn auf dem Weg von Hamburg nach Münster das Auto nicht so will, wie man selbst. Und das bei krassestem Sonnenschein und unter Zeitdruck. Sechs Stunden sind für diesen Weg schon sehr viel. Doch Erschöpfung oder Genervtsein war ihnen nicht anzumerken. Robert (stilecht in schwarz gekleidet) und Deniz (Eyecatcher in Bunt und Glitzer) haben Bock an der Musik ausgestrahlt. Mit Schlagzeug aus der Dose und Passion an der Gitarre und den Tasten haben sie die sitzenden Köpfe zum wackeln und die Füße zum wippen gebracht. Songs aus dem aktuellen Album Songs After The Blue und dem Vorgänger Call Yourself New bestimmten das Set. Wie auf Platte, so hat auch live die grandiose Stimme von Deniz dominiert und überzeugt. Diese wunderbare, faszinierende Tiefe und die darin liegende Mystik ist bestechend. Das sollte man sich bei Gelegenheit dringend ansehen. Dazu gab es freundliche, entspannte Ansagen und ehe man es sich versieht, war der musikalische Abend vorbei.
Es wurden zwar keine Mörder überführt und auch keine Rätsel gelöst. Doch besser, wesentlich besser als der Krimi zur Primetime war es mit extrem großer Wahrscheinlichkeit!



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