Freitag, 10. März 2017

Adna - "Closure"

Cover vom neuen Album.
(ms) Das Musik-Geschäft ist sehr schnelllebig geworden. Klingt nach einer Plattitüde, erweist sich oft genug jedoch der Wahrheit. Beim Stöbern und Nachforschen entdeckt man Künstlerinnen und Künstler, die den Hörer mit einem Song zusagen, überwältigen, der dann auf Heavy Rotation daheim läuft und zack! hat man sie oder ihn aus dem Auge oder dem Ohr verloren.
So ist mir das mit der Schwedin Adna ergangen, die seit einiger Zeit in Berlin lebt. Wir haben sie sogar für 2015 im Auge behalten und verloren.
Jetzt ist sie wieder da mit einem neuen, ihrem dritten Album "Closure", was abschließen oder der Verschluss bedeutet. Wovon, mag man sich fragen. Oder auch: Was treibt die junge Dame an, sich herrlich düstere, leicht melancholische und daher faszinierende Musik zu schreiben?! Ihr früherer Song "Night" und die Live-EP "Smoke" lassen keinen Zweifel daran, dass hier Talent und Passion verschmolzen sind. Ihre Stimme ist warm und kräftig, kann laut und leise und steht bei ihren Liedern im Vordergrund. Sie wird von normaler Bandbesetzung und einigen Synthie-Effekten unterstützt.



Lediglich neun Songs groß ist "Closure".
Doch mehr braucht es hier tatsächlich nicht, um Stimmungen zu erzeugen, Bilder im Kopf zu projizieren und ein wenig Weltschmerz herauf zu beschwören.
Ihre Stimmung und auch ihr Gesangsstil bewegt sich zwischen Cherilyn MacNeil (Dear Reader) und Lana Del Rey. Beides Frauen, die wirklich unterschiedliche Musik machen, doch gesanglich treffen sie sich bei Adna.
Bevor wir zu einzelnen Stücken des Albums kommen, kann vorher schon festgehalten werden, dass sie besser nicht in Ottonormal-Clubs spielen sollte und nur wenige Festivals wie das Maifeld Derby oder Traumzeit Festival würden ihr eine ehrwürdige Bühne geben für diese Art von Musik. Für eine Tour sollte sie in Kirchen singen. Denn die musikalische Begleitung ist herrlich dezent, bricht nie heraus, alle Instrumente lassen die Stimme im Vordergrund ihre Wärme und Kraft entfalten. Warum nicht in hohen Gewölben und etwas Sakralem?!
So beginnt das Album mit dem Titeltrack "Closure", mit eine Hi-Hat, sanftem Klavier und dann ihrer Stimme, die den Raum einnimmt. Gitarren und Percussion komplettieren die Instrumentalisierung. Im Refrain fragt sie: "Are you somewhere else now?" Die Stimmung lässt eine Verneinung der Frage erahnen; Melancholie bäumt sich auf, wird aber nicht zur Traurigkeit.
Erstaunlich leise und dafür um so kraftvoller geht es bei "Leave" zu. Leicht wäre es, dies als die Quoten-Ballade abzustempeln, der Song ist jedoch genauso Herzstück des Albums, präsentiert er die Stärken der Schwedin: eine harmonische Ausgeglichenheit des Sounds, der dunkel und schön ist.
Bei "If" sind eindeutig Sythie-Effekte zu hören, das der Qualität des Albums kein Abbruch tut.
"Closure" ist ein Album, das den Hörer nicht runterzieht, auch wenn man das nach den ersten Tönen meinen könnte. Man sollte viel mehr jeden Track genießen wie einen reifen Käse oder einen vollmundigen Wein; mit der oder dem Liebsten oder auch allein.




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