Montag, 31. Oktober 2016

Lemur & Marten McFly - Provisorium

Lemur & Marten McFly.
(ms) Abgesehen von all den Jungs mit Dreitagebart, Akustikgitarre und melancholischen Texten, ist Rap und Hip Hop derzeit das erfolgreichste Genre, das die Musiklandschaft zu bieten hat. So vielfältig und stark war deutscher Rap seit langer, langer Zeit nicht mehr. Und auch nicht so spannend. Die alten Größen (Deichkind, Sido, Fettes Brot, Die Fantastischen Vier, auch Die Beginner) wurden textlich und beatlastig schon vor einigen Jahren von der nächsten Generation abgelöst. Die heißt: KIZ, Alligatoah, Käptn Peng, SSIO, Fatoni und auch viel Underground-Künstler wie Waving The Guns und Pöbel MC.
Es sind viele Gruppierungen da, die wahnsinnig viel Bock machen aber auch Aufmerksamkeit fordern, da sie textlich auf einem hohen Niveau sind. Der alte Schrei, wo denn Oldschool-Rap sei, ist überflüssig geworden. Guter Hip Hop mit den einfachen, starken Beats, die man sich wünscht, kann man entdecken, wenn man ihn den finden will.
So auch Lemur und Marten McFly.




Lemur war mal als Herr von Grau bekannt. Dieses Projekt wurde begraben und zusammen mit Marten McFly lässt er seine herrlich wiedererkennbare Stimme brillieren. In einem schnellen und effizienten Entstehungsprozess kam die gemeinsame EP "Provisorium" dieser Tage auf Kreismusik heraus: Digital only! Provisorisch waren dabei die ganzen rohen Songs, die Marten McFly schon zuhause gebastelt hat. Lemur hat nachbearbeitet. Schön unfertig ist das Ergebnis, klingt herrlich direkt, nicht ganz perfekt, aber daher so stark im Text und Beat. Sechs Songs sind es geworden, aber keiner davon mal eben so hingeklatscht. Exemplarisch ist "Lächeln" beim gemeinsamen Freestyle entstanden und einfach eingespielt. Provisorisch auch der Beat von Shaban zu "Meine Musik", der einfach genutzt wird. Inhaltlich klug, bissig, große Fragen des Lebens, Wortwitz und die Erkenntnis, dass alles nur ein Provisorium ist, gut getaped. "Geteiltes Ei" ist so gaga wie genial: Hier wird mit Bauernregeln und Kalendersprüchen abgerechnet und diese ad absurdum geführt.
Die melancholische Grundstimmung könnte den Hörer runterziehen - "Ich komm' klar, ich könnt' brechen" - tut es aber nicht, weil man lauschen sollte.
Wer Bock auf ein starkes Rap-Tape hat, sollte schnell zulangen und sich die beiden live ansehen.


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