Sakral, bedrückend. Foto: luserlounge |
Den Abend in Köln hat allerdings Tobias Seibert aka And The Golden Choir eröffnet. Passender könnte es nicht losgehen. Denn sein Auftreten und der Klang seiner Musik ist ebenso vielschichtig wie der von Anna. Seibert hat unter anderem Enno Bunger und Marcus Wiebusch produziert, spielt also oben mit, auch wenn er selbst nicht so bekannt ist. Eine fatale Situation. "Ich kann nicht so gut mit Bandmitgliedern", sagte er. Deshalb spielt er allein. Mal Harmonium, Gitarre oder Santur. Er lässt sich selbst begleiten auf Vinyl. Das klingt ungewohnt, hört sich aber fantastisch an. Eine halbe Stunde Warm-Up, die es schon in sich hatte. Mehrstimmigkeit, leise filigrane Töne, große Momente. Merkt euch diesen Namen.
Dann ging kurze Zeit später erneut das Licht aus und die Apokalypse begann. Zu fünft auf der Bühne, Anna in der Mitte mit Gesang und Orgelsound, daneben zwei Gitarren, Drums und Synthies. Kein Bass, was aber kein Problem war, es dröhnte zu genüge.
Es ging los. Verzerrte Sounds, Rückkopplungen, ein bisschen Geschrammel: "Discovery"! Gefühlt ging es mit einem 15-minütigen Opus los, das nur Staunen ließ. Genau das war die Marschroute für den Abend. Es war laut, bizarr, düster, fast angsteinflößend. Wenn eines Tages die Welt untergehen sollte, dann sitzt Anna von Hausswolff mit ihrer Band auf einer riesigen brennenden Bühne und spielt den Soundtrack dazu. Plötzlich schmeckte sogar das Kölsch. "Evocation", "Stranger", "Deathbed", "Sova", "Mountains Crave". Die Setlist war wirklich nicht lang, die Songs dazu umso mehr. Absolutes Highlight war die erste Singleauskopplung der aktuellen Scheibe: "Come Wander With Me / Deliverance". Es wurde geschrien, es war totenstill, die Klamotten bebten vor massivem Orgelsound. Es war keine vorweihnachtliche Musik. Aber so ein Spektakel findet man selten live. Anna von Hausswolff, Vorbotin der Apokalypse. Umwerfend.
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