Als "Bologna" am 01.11. erstmals die Spitze der fm4-Charts erklomm, erschien das fast ein wenig wie eine Wachablösung: Ja, Panik!, Kreisky und Bilderbuch waren auch in Deutschland seit geraumer Zeit in aller Munde, doch WANDA hatte so gut wie niemand auf dem Schirm. Dies lässt sich auch ganz gut an den Orten ablesen, die die Band soeben auf ihrer aktuellen Tor bereist (hat) - Passau, Villingen-Schwenningen und Andelsbuch sind für gewöhnlich nicht die ersten Anlaufpunkte, um den neuesten Trends zu folgen. Natürlich wollte ich mir den Hype nochmal aus nächster Nähe anschauen, bevor die nächste Tour vermutlich deutlich größere Hallen füllen dürfte und so machte ich mich auf den Weg nach Rorschach auf der Schweizer Seite des Bodensees, um im dortigen Treppenhaus meine Portion Amore abzustauben.
Nach den Lobpreisungen in der einschlägigen Fachpresse, aber beispielsweise auch in der SZ und im Focus (ich gehe davon aus, dass es in der Schweiz auch nicht anders war), war der Andrang entsprechend groß und das Treppenhaus platzte aus allen Nähten. Bei nur rund 120 Plätzen geht das natürlich schnell, aber bereits eine Stunde vor Einlass fand sich praktisch das komplette Publikum in der angegliederten Bar ein und war voller Vorfreude. Auch ich muss gestehen: so aufgeregt und gespannt war ich schon lange nicht mehr vor einem Konzert und die intime Location verstärkte dieses Gefühl zusätzlich.
Als um 21.30 Uhr endlich die Türen aufgingen, wollte kaum noch jemand draußen warten und so durfte auch die Vorband DACHS aus St. Gallen bereits vor einer sehr guten Kulisse spielen und wurde warm empfangen. Die folgende Stunde verging dann auch wie im Flug, denn die jungen Schweizer überzeugten mit unterhaltsamen Electro-Pop, schweizerdeutschen Texten und jeder Menge Humor. Live war das wirklich klasse, aber ob das auf Platte/CD auch funktioniert, weiß ich nicht so recht.
Quelle: http://images.derstandard.at/2014/10/28/wanda.jpg |
Nach einer halbstündigen Umbauphase und anschließenden Technikproblemen war es um 23.15 Uhr endlich so weit: WANDA enterten die Bühne und die Chemie passte vom ersten Moment an - ich übertreibe nicht, wenn ich von "Liebe auf den ersten Blick" spreche, denn Band und Publikum bildeten vom ersten Moment an eine Einheit und feierten eine energiegeladene Party voller Gefühl, Schweiß, Emotion und Sex - Letzteres allerdings nur im übertragenen Sinne.
Mit "Luzia" legten die fünf Herren, die sich nach der einzigen weiblichen Zuhälterin Wiens in den 70er Jahren benannt haben, mal so richtig schwungvoll los und nicht nur einmal fragte ich mich, wie man am vorletzten Abend einer Tour noch so vor Energie, Leidenschaft und Freude strotzen kann, um den Besuchern die bestmögliche Show abzuliefern. Das war ganz groß, in jedem Moment authentisch und dabei durchgehend aufmerksam, was die Bedürfnisse des Publikums betraf - eine Begegnung auf Augenhöhe und das nicht nur, weil die Bühne keine 10 cm hoch war.
Ich weiß, es klingt vermessen, bei Songs, die im Oktober als Album erschienen, von Klassikern zu sprechen, aber glaubt mir: sie werden das einmal sein! Es gibt tatsächlich keinen einzigen Schwachpunkt auf "Amore" und so wurde jedes einzelne Lied frenetisch gefeiert. Im Vorfeld dachte ich noch, es würde wie immer sein: Zuhörer, die ein Lied kennen und dann laut werden, ansonsten aber eher gelangweilt rumstehen, aber nein: vom ersten Moment an zeigte sich das Publikum textsicher und selbst neue, unveröffentlichte Songs wurden innerhalb kürzester Zeit mitgesungen. Der vermeintliche Höhepunkt "Bologna" ragte somit eigentlich kaum heraus, da die Euphorie generell so groß war, dass Tante Ceccarelli und Konsorten nur eins von zahllosen Highlights des Abends war.
"Stehengelassene Weinflaschen", "Schickt mir die Post", "Bleib wo du warst" - ein Hit reihte sich an den nächsten und die Welt ist furchtbar ungerecht, wenn sie WANDA nicht für ihren Enthusiasmus belohnt!
Sehr sympathisch auch, dass die fünf Jungs keine zehn Minuten nach dem Konzert geschlossen im
Vorraum auftauchten, CDs verkauften und signierten, sich massenhaft Zeit für die Fans nahmen und superentspannt von der Tour erzählten. Man hatte den Eindruck, dass die noch gar nicht so recht glauben können, was da gerade abgeht und welchen Hype sie auslösen. Bleibt zu hoffen, dass sie sich diese Unbekümmertheit möglichst lange erhalten können und den Erfolg (und der wird sich sicher einstellen!) nicht als gegeben erachten.
Um kurz vor 1 Uhr war ein denkwürdiger Abend zu Ende - "Auseinandergehen ist schwer", musste aber leider sein... Bis zum nächsten Mal, Ihr Geilen! Und nie vergessen: "Bologna" ist eine Stadt, "Amore" ist eine Lebenseinstellung.
JAAA!
AntwortenLöschentoller, angenehm zu lesender Report! zwei kleine Schönheitsfehler: das Treppenhaus bietet keineswegs Kapazität für 250, sondern für weitaus "intimere" rund 100-120 Leute. Am nächsten Tag spielten sie zudem noch in Freiburg, von daher nicht der letzte Abend ihrer Tour.
AntwortenLöschenBeste Grüsse, eine ebenfalls überwältigter Konzertbesucher :-)
Danke für die Anmerkungen - habe das mal entsprechend geändert!
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