(mb) Man wartet das ganze Jahr vorfreudig auf die Festivalssaison und auf einmal startet sie auch schon und man lebt und atmet und genießt und trinkt und kotzt und zittert und macht dann alles wieder genauso. Ein wohliger Schauer umfasst jeden Festivalpatienten, dessen verwirrte Augen montagmorgens so erschreckend sind, dass der Chef den örtlichen Priester kontaktiert, weil er fürchtet etwas Überirdisches hat Besitz von seinem Mitarbeiter ergriffen.
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Um die ganze
Materie besser verstehen zu können, haben wir eine hoch
wissenschaftliche Typologie der Festivalgäste erstellt. Es gäbe noch
vielmehr absurde Auswüchse, aber in diesem Essay sollen die markantesten
Charaktere aufskizziert werden. Erkennst Du dich oder jemanden deiner
Freunde?
Typ 1: Der Musiknazi
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Der Musiknazi liked vor dem Festival jede neu bestätige Band auf der Festival Facebook Page. Zum Festival hat er sich den Timetable in 7-facher Anfertigung ausgedruckt, jedesmal handelt es sich um eine andere Variante. Die Zettel sind alle mit Textmarker und wirren Kritzeleien versehen. Aber er behält den Überblick und kündigt bereits vorher an, mindestens 40 Bands zu sehen, vergisst dabei aber, dass er auch beim Bierholen und Pinkeln anstehen musst. Am Ende hat er 12 Bands gesehen und fand das Festival supergeil, das Line-Up dann aber irgendwie doch wieder nicht so überragend.
Typische Sätze: „Die Band habe ich schon dreimal gesehen.“ „Um 15:25h spielt Boysetsfire auf Stage A und um 16:05h The Kooks auf Stage B. Ich weiß, es wird sich ein bisschen überschneiden, aber wenn wir rüberlaufen sehen wir fast beide Konzerte ganz. Wer kommt mit?“
Typ 2: Die Statue
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Die Statue ist die gemütlichste Person in der Runde. Er hat einen extra bequemen Campingstuhl, eine komfortable Luftmatratze und ein ergonomisches Kissen dabei. Die Statue verlässt sein Terrain, seinen Campingstuhl vor dem Zelt, nur selten. Höchstens zum Grillkohle holen. Muss sich überreden lassen, um mit nach „vorne“ zu gehen, und sich Bands anzuschauen. Hat dann nach einer Stunde genug, weil es zu stressig ist und geht zurück zum Campingplatz und macht sich erst mal ein Dosenbier auf. Trifft man dann wieder um 3 Uhr morgens mit dem Inhalt des Dosenbiers über seiner Hose auf dem Campingstuhl sitzend und schnarchend an.
Typische Sätze: „Gibts noch a Dosenbier in der Kühlbox?“ „Also ich würde noch mal an Grill anschmeißen, wer mag Käsekrainer oder lieber Pute?“ „Na ich bleib noch bisschen hier, ich komm dann nach“.
Typ 3: Das Chamäleon
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Das Chamäleon ist im wahren Leben Buchhalter und von Natur aus blass. Er trinkt eigentlich selten und ist etwas nervös davor, weil ein Festival doch etwas Wildes ist. Nach 2,3 Bier ist er aber so enthemmt, dass er zum McLovin mutiert und allen Frauen im Vollsuff „Free Hugs“ geben will und nur so nach Aufmerksamkeit in seiner dumpfen, versoffenen Fantasie lechtzt. Hat von Musik keine Ahnung. Ist immer für den ein oder anderen Klassiker gut und liefert oftmals legendäre und/oder peinliche Aktionen, wofür ihn alle feiern und er sich schämt (fäkal- ekelhaftes, erotisch – zotiges). Verliert oftmals seine randlose Brille vor der Bühne. Sonntags ist dann aber Schluss mit Suff, denn am Montag muss er um 8:00h ja wieder pünktlich und gescheitelt in der Abteilung sitzen.
Typische Sätze: „Yeah voll coole Mucke! Foo Fighters sind die Besten!“ (bei einem Konzert von Qotsa)
„Hi, du siehst so aus als ob du eine Umarmung brauchst“"Ich bin schon lange nicht mehr so besoffen gewesen."
Typ 4: Der Rockstar
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Der Rockstar ist betont modisch gekleidet und fällt durch sein adrettes Erscheinungsbild jedem am Campingplatz auf. Er schwafelt was von inspirierender Bewusstseinserweiterung zu orientalischen Klängen aus Indien, während die selbstgedrehte Kippe locker zwischen den Fingern steckt. Meist barfuß unterwegs, er will der Erde etwas zurückgeben. Riecht auffällig nach Parfüm. Kennt jede Indieband, Kommerzscheiße tut er sich nicht an. Ist nur an den kleinsten Bühnen anzutreffen. Macht auch selbst Musik, greift dann gegen Sonnenuntergang zur Gitarre und offenbart, dass er weder Gitarre spielen noch singen kann.
Typische Sätze: „Den DJ kenn ich persönlich, vielleicht kommen wir ja Backstage rein“. „Rammstein ist die Trivialisierung der Popkultur und stimuliert den animalischen Erhaltungstrieb“. „Klar kenn ich die Band“.
Typ 5: Der Klaas und Joko
quelle: spack.info |
Der Klaas und Joko treten im Doppelpack auf und sind sichtlich besoffen. Spielen zu zweit ständig „wenn ich du wäre“ und bewerten Frauen auf einer Skala von 1-10, die vorbeigehen. Das humoristische Gen fehlt Ihnen vollends. Finden sich aber irrsinnig witzig. Wollen bald ins Fernshen. Campen an der siffigen Hauptstraße. Wollen immer Rangeln, zur Not auch Sauf und Lauf. Der Freundeskreis ist vielzählig da, schämt sich teilweise aber toleriert es, da Sie flüchtige Bekanntschaften erwerben. Schauen sich ein paar Bands an und gehen dann um 22h schlafen.
Typische Sätze: „Wenn ich du wäre“. „…würde ich der blonden die vorbeigeht jetzt einen Kuss geben“ „Willst du Rangeln?“
* Die hier gezeigten Fotos klassifizieren in keinster Weise die abgebildeten Menschen zu den jeweiligen Typisierungen und sind willkürlich ausgewählt worden. Wir besitzen nicht die Bildrechte.
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