(ms/sf) - Naked Lunch lassen sich gerne Zeit. Zum Beispiel zwischen
ihrem ersten und zweiten Album - da vergingen fünf Jahre. Nun waren es derer gar sechs zwischen Album Nummer sechs und sieben, doch die mittlerweile nicht mehr so jungen Herren aus Kärnten waren
keinesfalls untätig. Nachdem sie sich mit This Atom Heart of Ours neu
erfunden haben, gab es zwei Konzeptaufträge für die Band: zum einen die
Titelmusik des Films Universalove und die Vertonung von Kafkas Amerika für
die Bühne.
Und jetzt sind sie wieder da: All is Fever heißt die neue Scheibe. Fieber, Schweiß, Schwäche, Krankheitszustände?! Nö! Es scheint mehr ein inneres Fieber zu sein, das vorantreibt. Ich habe mich sehr auf die Platte gefreut, auf den typischen, unverwechselbaren, Naked Lunch-eigenen Klang.
Es geht los mit „Keep it hardcore“ und einem über zweiminütigen instrumentalen Intro mit Drums, Orgel, Bass und Gitarre, bis Oliver Welters Stimme einsetzt. Dabei sind schon hymnische Zeilen zu hören und der erste Eindruck scheint ein unfassbar gut gelungener Mix zu sein aus den unterschiedlichen Klängen von Songs for the Exhausted und This Atom Heart of Ours.
Mit der Singleauskopplung „The Sun“ geht es fulminant weiter: die Sonne als Symbol für Hoffnung, Hitze, Licht. „I did it with my best friend's wife / it felt like paradise / but now i burn down like the sun.“ Muss man dazu noch etwas schreiben?! Eine schöne Wand aus Streichern macht diesen Song zu den stimmungsvollen Lichtblicken des Albums, denn eine gewisse Melancholie bei Themen wie Trennung, Tod und Abschied ist unvermeidbar.
Nach diesem sehr gelungenen Einstieg in den neuen Silberling geht es danach mit „At the lovecourt“, „Shine on“ und „Dreaming Hiroshima“ etwas ruhiger weiter. Bei Erstgenanntem besticht auf jeden Fall der schöne chorische Gesang, der sich durch das ganze Lied entweder refrainartig zieht oder in den Strophen in den Hintergrund tritt. Was Welter besonders gut kann, ist seine zerbrechliche Stimme in Szene zu setzen; das gelingt bei „Dreaming Hiroshima“ in Perfektion, wenn sie nur von einzelnen Streichern, einer Orgel und Drums im Hintergrund begleitet wird.
Über „Lonely Boy“ steigert sich die Stimmung und sogar ein wenig der Tanzfaktor, wenn „41“ beginnt - meines Erachtens der versteckte Hit im Album! Unverkennbar bei Zeilen wie „Get me more rock / more rolling more of everything.” Diese vier Minuten dürfen voll ausgekostet warden, danach geht es wieder ruhiger zur Sache, bis das Album schließlich mit „The Funeral“ endet.
Man könnte das Bild einer Beerdigung kaum
besser vor Augen haben, wenn der ruhige Orgelklang einsetzt, Welter davon
erzählt, dass die Hauptperson gebeten wird, sich um die Kinder und sich selbst
zu kümmern. Doch das ist genau die Art von Songs, die Welter, Zamernik,
Deisenberger und Jezdinsky zu perfektionieren wissen.
Was bleibt nach dem Hören des Albums? Zuerst muss es gerade mit den sehr melancholischen Tönen zum Schluss verarbeitet werden, doch dann kann man getrost sagen, dass es ein großartiges Album ist, fern ab von Indie-Musik, die sich selbst schon überholt und nachmacht. Die klassische Gitarre rückt in den Hintergrund, Klangwände kommen hervor, die Orgel gewinnt an Gewicht. Präzise Details in den Texten und viel Leidenschaft ist in den zehn Liedern zu hören. Definitiv eine Empfehlung.
Endlich geht die Band auch wieder auf Tour, zum Glück
auch in ein paar deutschen Städten. Und zwar hier:
14.03.13 A Graz, ppc
15.03.13 A Innsbruck, Treibhaus
16.03.13 A Dornbirn, Spielboden
19.0313 A Wien, Arena
21.03.13 A Salzburg, ARGE Kultur
22.03.13 A Linz, Posthof
23.03.13 A Klagenfurt, Theaterhalle 11
24.03.13 A Klagenfurt, Theaterhalle 11
29.03.13 CH Basel, Sommercasino
30.03.13 CH Zürich, Rote Fabrik / Ziegel oh Lac
07.04.13 D München - Feierwerk / Orangehouse
08.04.13 D Stuttgart – Zwölfzehn
09.04.13 D Köln - Studio 672
10.04.13 D Hamburg - Übel & Gefährlich/Turmzimmer
11.04.13 D Berlin - Privatclub
12.04.13 D Leipzig - NaTo
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