(mb) In der 1895 erschienenen Novelle „Dr. Jekyll und Mr.Hyde“ des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson experimentiert Doktor Jekyll in seinem Laboratorium und versucht das Böse vom Guten der menschlichen Seele zu trennen. Nach Einnahme des Präparates verwandelt sich der gutmütige Doktor immer häufiger und unfreiwilliger in den jähzornigen, gefährlichen Edward Hyde. Hat dieser düstere Buchklassiker Parallelen zu Hip -Hop Künstler Marteria und seinem Alter Ego Marsimoto? Oder alles nur totaler Humbug?
--> neuer Artikel zum neuen Album:
Marteria ist mit ZGidZ2 der CR7 des Rap und tanzt mit dem Volk.
Eine interessante Vergangenheit
Die Rede ist von Marten Laciny alias Marteria alias Marsimoto alias einer der erfolgreichsten deutschen Hip Hop Künstler der letzten Jahre. Der junge Mann hat eine interessante Vergangenheit.
Zunächst U17 Jugendnationalspieler unter Horst Hrubesch, dann international gefragtes Model, anschließend Schauspielstudium in seiner Wahlheimat Berlin und schließlich doch Back to the roots zum Rap, wo alles in Rostock mit pubertären 16 Jahren und der Underground Cru begann. Dort wurde er stets auf Tourneen mitgenommen, durfte rappen, sogar auf dem Splash. Der talentierte Mister Laciny nahm dann, inspiriert vom amerikanischen Beat Guru Madlib und dessen Alter Ego Quasimoto, seine erste LP auf. „Halluziehnation“ erschien, unter seinem Alter Ego Marsimoto. Der große Erfolg blieb aus. Die Textskizzen, hinterlegt wie beim amerikanischen Vorbild mit gepitcher Stimme, beeindruckten allerdings. Dennoch veröffentliche Laciny daraufhin sein zweites Album "Base Ventura" unter dem Pseudonym Marteria.
Zunächst U17 Jugendnationalspieler unter Horst Hrubesch, dann international gefragtes Model, anschließend Schauspielstudium in seiner Wahlheimat Berlin und schließlich doch Back to the roots zum Rap, wo alles in Rostock mit pubertären 16 Jahren und der Underground Cru begann. Dort wurde er stets auf Tourneen mitgenommen, durfte rappen, sogar auf dem Splash. Der talentierte Mister Laciny nahm dann, inspiriert vom amerikanischen Beat Guru Madlib und dessen Alter Ego Quasimoto, seine erste LP auf. „Halluziehnation“ erschien, unter seinem Alter Ego Marsimoto. Der große Erfolg blieb aus. Die Textskizzen, hinterlegt wie beim amerikanischen Vorbild mit gepitcher Stimme, beeindruckten allerdings. Dennoch veröffentliche Laciny daraufhin sein zweites Album "Base Ventura" unter dem Pseudonym Marteria.
Storytelling, Bass, Biss und Fressflash
Man muss die in jüngerer Vergangenheit erschienen Album betrachten, um eine vergleichende Auseinandersetzung zu gewährleisten, denn erst mit diesen Alben erreichte der junge Künstler seine volle Reife. Den Anfang machte Marten Laciny mit Marteria und dem 2010 erschienenen LP „Zum Glück in die Zukunft“. Mit dieser Platte stellte sich der kommerzieller Erfolg ein, was in Anbetracht der illustren Feature - Liste wie Jan Delay oder Peter Fox (u.a Produzent des Albums) auch nicht weiter verwunderlich ist.
Laciny ist mit Marteria ein echter Storyteller, dessen Lyrik jedem Jungpoeten Demut ins Gesicht zaubert. Seine bassige Stimme wird von noch bassigeren Beats und hervorragend abgemixten Cuts und Breaks untermalt.
Anfang 2012 kam nach Wunsch vieler Fans dann das neue Marsimoto Album „Grüner Samt“. Das Album wurde überraschenderweise sogar noch erfolgreicher als sein Vorgänger und stieg auf Platz 3 der Longplayer Charts in Deutschland ein.
Laciny ist mit Marteria ein echter Storyteller, dessen Lyrik jedem Jungpoeten Demut ins Gesicht zaubert. Seine bassige Stimme wird von noch bassigeren Beats und hervorragend abgemixten Cuts und Breaks untermalt.
Anfang 2012 kam nach Wunsch vieler Fans dann das neue Marsimoto Album „Grüner Samt“. Das Album wurde überraschenderweise sogar noch erfolgreicher als sein Vorgänger und stieg auf Platz 3 der Longplayer Charts in Deutschland ein.
Laciny ist mit Marsimoto ein grün maskierter, grüner Umhang tragender wirrer Alien - Dauerkiffer, dessen Lyrik jedoch jeden Einfallsreichtum und Wahnwitz toppt. Storytelling wird vergeblich gesucht, dafür gibt es irrsinnig geniale Gedankenfetzen. Seine bissige, gepitchte Stimme wird von noch bissigeren Beats und Cuts untermalt.
Marteria´s Album klingt oftmals allzu sehr nach Kalkül und Perfektionismus. Die Beats sitzen supertight und die Abmischung lässt vermuten, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören, wenn eine Stecknadel denn gefallen wäre. Marsimoto´s Album besitzt keinen roten Faden, ist total sinnlos und kreist allzu sehr um das omnipräsente Thema kiffen. Im Allgemeinen wird Marihuana schon pervers viel Aufmerksamkeit geschenkt. Noch schlimmer wird die groteske Glorifizierung auf der Marsimoto Homepage, wo man im Browserspiel „Fressflash“ Kekse abschießen muss und dafür Punkte und Zurufe wie „Jetzt hast du dir einen Joint verdient“ bekommt. Vorpubertäre Jungs sind begeistert, alle Anderen und Jugendschützer genervt bis alarmiert.
Genie oder Wahnsinn? Gut oder Böse?
Alles was Marteria nicht besitzt, hat Marsimoto und umgekehrt. So einfach. Marten Laciny hat mit seinen beiden Charakteren einen vollständigen Künstlertypus kreiert, welcher eine beeindruckende Tragweite an Tiefgang und Oberflächlichkeit, Ernsthaftigkeit und Leichtsinnigkeit, sowie Einfühlvermögen und Gleichgültigkeit besitzt.
Bei Dr. Jekyll und Mr.Hyde versucht der Doktor, das Böse vom Guten zu trennen. Marteria und Marsimoto sind jedoch nicht trennscharf gut oder böse, Sie sind beide Beides. Anders als in der Novelle sind die beiden Künstler komplementär und nicht etwa substitutiv.
Dieses Husarenstück muss man dem talentierten Mister Laciny im wahrsten Sinne des Wortes hoch anrechnen. Denn damit hat er, unter Berücksichtigung der Prämisse das Genie und Wahnsinn doch eng beieinander liegen, die Messlatte für Hip-Hop Deutschland sehr hoch gelegt.
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