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Foto: luserlounge |
Der Schlachthof ist in den letzten Jahren einer meiner liebsten Venues geworden. Er ist gut gelegen, sieht toll aus, hat mehrere Räumlichkeiten, faire Preise und ist einfach so großartig aufgebaut und der Sound ist stets richtig toll! So stabil muss ein Ort erstmal agieren. Ja, es war früh sehr voll und ich war froh, einen der Plätze auf der beginnenden Empore ergattert zu haben, dann ist die Sicht umso besser und der Weg zur Bar kurz. Doch je weiter der Abend voran schritt, desto enger wurde auch der, denn Menschen standen überall! Gesessen haben sie auch, als um 20 Uhr Cava die Bühne betraten und gezeigt haben, was Noiserock heutzutage so kann. Das Duo aus Berlin hatte richtig Wumms am Start - das hat sehr schnell sehr viel Spaß gemacht! Nicht nur dass die beiden Musikerinnen starke Ansagen gemacht haben, sie haben auch alle Effekte der E-Gitarre hervorragend ausgenutzt. Ich gehe stark davon aus, dass sie gestern einige neue HörerInnen gelockt haben. Hier schreibt einer davon. Merkt euch diesen Namen, nehmt euch Gehörschutz mit!
Knapp eine Stunde später sollten dann Tocotronic kommen. Nur es saßen noch immer einige Leute. Ja, mit meinen 34 Jahren habe ich den Altersschnitt sicher gesenkt, aber wer will diese Band denn sitzend sehen?! Das funktioniert vorne und hinten nicht und darauf hat dann auch ein Mitarbeiter des Schlachthofs sehr fair und freundlich aufmerksam gemacht - gutes Zeichen!
Dann betraten die Meister der Theatralik die Bühne und bewiesen für zwei Stunden, dass sie immer noch einen festen Platz auf dem deutschsprachigen Rockolymp inne haben! Die großen Gesten - Dirk von Lowtzow beherrscht sie alle! Applaus genießen, Applaus generieren, sich selbst abfeiern - kein Problem! Dabei werden die Zeichen immer kurz vor Divenhaftigkeit und Arroganz ins Unterhaltsame gezogen. Nein, ich hätte nicht vermutet, dass man so viel zu lachen hat bei einem Tocotronic-Konzert. Ist aber so! Einige der neuen Tracks von Golden Years haben sie gespielt! Über Wie Ich Mir Selbst Entkam habe ich mich sehr, sehr doll gefreut - ein großartiger Song! Das übrige Set bestand aus einem sehr ausgewogenen Mix ihrer Diskographie mit einem eindeutigen Akzent auf die früheren Stücke - das habe ich so nicht erwartet. Digital Ist Besser, Drüben Auf Dem Hügel, Sie Wollen Uns Erzählen, Let There Be Rock, This Boy Is Tocotronic, Hi Freaks, Gegen Den Strich, Aber Hier Leben Nein Danke. Eine lange Liste. Der emotionale Höhepunkt wurde aber mit Ich Tauche Auf erzielt, auch ohne Soap And Skin vor Ort. Das war sehr intim und weite Teile des Publikums haben es auch geschafft, dabei still zu bleiben.
Neugierig war ich auch, wie Felix Gebhard sich in die Band einfügt, um Rick McPhail zu ersetzen. Und siehe da - nahtlos! Ja, sie haben dort einen Engel gefunden, da hat Dirk von Lowtzow schon Recht gehabt! Wie Rock aussieht, haben sie zum Schluss auf Explosionen bewiesen. Es koppelte herrlich zurück, schrammelte, war laut und intensiv und genial! Und so richtig wollten die Menschen die Band dann gar nicht gehen lassen. Einige waren schon raus, doch es lag noch was in der Luft. Und tatsächlich haben sie nochmal zurück, um Freiburg zu spielen - genial!
Zugegebenermaßen habe ich den Rockveteranen nicht zugetraut, derart abzuliefern. Doch weit gefehlt - eine Band wie Tocotronic sollte man insbesondere live niemals abschreiben! Ein imposanter Auftritt! Im Stehen.
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