Freitag, 19. Mai 2023

KW 20, 2023: Die luserlounge selektiert

Quelle: Wikimedia.org
(Sb/ms) Minimalismus. Es ist und bleibt eine hartnäckige Mode in allen Einrichtungsfragen. Je übersichtlicher es ist, desto mehr spricht es an. Und desto wohler fühlen sich alle, die sich darin aufhalten. Oder? Es ist halt auch oft verdammt chic. Damit geht aber auch eine radikale Art einher. Denn Minimalismus kann nur entstehen, wenn ganz bewusst Dinge entsorgt werden. Denn Geschenke oder Erinnerungen häufen sich ja von ganz allein an. Also: Aufbewahren oder Wegwerfen? Dabei ist Aufbewahren oft gleichzusetzen mit hinstellen. Die wichtigste Frage dabei lautet schließlich: Ist es das wert? Muss das gesehen werden? Von mir und allen anderen. Und diese Frage stellte sich mir diese Woche auch in puncto Musik. Ja, jede Woche erscheint wirklich viel Neues und es gibt unzählige gute Menschen, die uns das schmackhaft machen wollen, damit wir berichten. Doch es muss schon irgendwie Klick! machen, damit Worte aus dem Hirn purzeln, die die Musik beschreiben. Für diese Ausgabe der Selektion standen unter anderem noch Daft Punk und Madsen auf dem Plan. Aber beides ödete mich enorm an. Also: minimalistisch bleiben. Hier sind zwei wunderbare Lieder, hört sie euch an:

Chrucchi Gang
(Ms) Kann eine Stimme perfekt zu einer Sprache passen? Also eine besonders Tiefe, Hohe, Eindringliche? Vielleicht ist eine besonders ins Mark gehende Stimme in allen Sprachen besonders beeindruckend. Doch wenn Tristan Brusch auf Italienisch singt, dann geht ein Zucken durch den Körper. Oder? Für (oder mit?! - egal!) der Crucchi Gang hat er sein Lied Am Wahn neu und selbstredend auf Italienisch eingesungen. Es heißt und L‘Altra Metà und klingt noch mal viel schöner als sein eigenes Original, oder? Genau das ist es, was dieses wundersame Musikprojekt von und um Francesco Wilking doch ausmacht: Bestehende Lieder durch den scheinbar einfachen Kniff, sie zu übersetzen und ein wenig anders zu arrangieren, noch besser zu machen. Dies hier ist das Paradebeispiel, dass diese Idee eine Brillante ist! Und bald gibt es das wieder auf Albumlänge. Am 26. Mai erscheint Fellini, die neue Platte der Gang! Noch nie war Vorfreude schöner!


Hania Rani
(Ms) Was wir als Hörende zu Ohren bekommen ist ja oft nur ein kleiner Ausschnitt der Stücke, die Künstler je erarbeiten. Wie viele unzählige Lieder hat Woche jede Band noch im Schreibtisch liegen?! Das müsste doch Material für zig Alben sein. Doch all diese Stücke werden für die Musiker genügend Gründe vorzeigen, warum sie genau dort liegen und keinen Platz auf der letzten Platte bekommen haben. Manchmal bekommen genau diese Lieder später aber doch eine zweite Chance, dass ihnen ein wenig mehr Leben eingehaucht wird. Genau das ist Hania Rani passiert. Die polnische Pianistin hatte Hello schon länger herumliegen und nun endlich die zündende Idee, wie dieses Stück schlussendlich klingen soll. Witzigerweise ist dies ein Lied über den Zustand, wenn die Nacht mal wieder keine Ruhe gibt. Vielleicht weil die Musikerin mit einer Liedidee einfach nicht fertig wurde. Das grüßende Hello geht an sich selbst zurück, eine kleine Versicherung, dass man immer noch da und noch nicht komplett durchgedreht ist, da der blöde Kopf einfach keine Ruhe gibt. In vielerlei Hinsicht ist dies ein wundervolles Stück Musik. Zudem eines auf dem die Entwicklung von Hania Rani sehr gut zu hören ist. Auf ihrem ersten Album hat sie ausschließlich Klavier gespielt, wurde als Neo-Klassik-Hoffnung tituliert. Hier bewegt sie sich immer stärker Richtung sphärischem Pop oder Ambient. Toll, solch einem Schritt lauschend beizuwohnen.



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