Freitag, 22. April 2022

KW 16, 2022: Die luserlounge selektiert

Quelle: 16tons.ch
(sb/ms) Füllwörter. Sehr unangenehm. Viele unterlaufen uns und nehmen scheinbar die sprachliche Macht an sich. In einem Rhetorikseminar an der Uni wurde der zum Scheitern verurteilte Versuch unternommen, uns das Wort 'quasi' auszutreiben. Ja, es ist ziemlich sinnentleert, aber ab und an rutscht es dann doch zwischen all den wunderbaren Worten hindurch und macht das ganze Gesagte kaputt. Dieser Tage war Monchi beim Wochenend-Podcast vom ZEITmagazin zu Gast. In einer unruhigen Zeit des berieselt-werden-Müssens quälte ich mich durch diese gut 50 Minuten. Zum Einen hat mich sein Buch aus bekannten Gründen nicht interessiert, zum Anderen wurde ich aufgrund seiner Wortwahl nicht müde (das eigentliche Ziel), sondern latent aggressiv. Monchi hat ein Wort in gruselig inflationärer Weise genutzt, das quasi auch sinnentleert ist: 'sozusagen'. Mitunter mehrfach pro Satz ist dieses Wort gefallen und es hat mich fuchsig gemacht. Je länger das eher uninteressante Gespräch mit Christroph Amend ging, desto aufgewühlter wurde ich. Deppert, dass ich es nicht einfach ausgestellt habe. Denn es wurde immer wilder in der Wahrnehmung. Monchi sagt nämlich nicht hochdeutsch 'sozusagen', sondern verschluckt es in seiner norddeutschen Schnodderigkeit zu einem 's-z-sgn'. Ahhhhhhh! Nach 50 Minuten war ich hellwach, schlecht gelaunt und bereit, das blöde Handy in seiner Einzelteile zu zerschmettern. Quasi. Sozusagen.

Für die gute musikalische Laune haben wir mal wieder die Woche durchsiebt und präsentieren:

Turbostaat
(ms) Lieder außerhalb eines Albums raus zu bringen, ist für viele Bands eine ziemlich ungewöhnliche Herangehensweise. Doch die letzten zwei Jahre zeigen ziemlich gut auf, dass das sein muss. Dass kreative Energie einen Kanal braucht. Dass man nicht einfach nur sitzen bleiben kann und von verschobener Tour zu verschobener Tour denken kann. Die Ideen sprudeln dennoch. Zugezogen Maskulin haben zu Beginn der Pandemie ein Album raus gebracht und haben gezweifelt, ob sie jetzt - wo es möglich ist - die Tour dazu spielen oder es sein lassen, um neues Material darzubieten. Sie halten an dem alten Plan fest. Turbostaat agieren ähnlich. Uthlande ist seit einer gefühlten Ewigkeit raus und konnte nur bedingt live gezeigt werden. Zahlreiche Livetermine haben sich angehäuft und Anfang Mai kann es dann los gehen, wenn alles klappt. Art Brut oder Pascow haben leidig erfahren, dass ausgerechnet vor den endlich anstehenden Shows Covid bei ihnen zuschlägt. Die Flensburger haben für die neuen Termine einen neuen Track dabei. Otto Muss Fallen ist ein typischer Turbostaat-Song: schnelle Gitarren, treibender Rhythmus, kryptischer Text, den die treue Fangemeinde aber sicher bald schon auswendig mitsingen kann!

03.05.2022 Kiel, Die Pumpe
04.05.2022 Hannover, Faust
05.05.2022 Wuppertal, Die Börse
06.05.2022 Bielefeld, Forum
07.05.2022 Erfurt, Halle 6
09.05.2022 Marburg, KFZ
10.05.2022 Freiburg, Cafe Atlantik
11.05.2022 München, Strom
12.05.2022 Stuttgart, Im Wizemann
13.05.2022 Bochum, Bahnhof Langendreer
14.05.2022 Osnabrück, Maiwoche
27.05.2022 LU-Esch/Alzette, Kulturfabrik
28.05.2022 Apen, Apen Air
17.06.2022 - 19.06.2022 Scheeßel, Hurricane Festival
17.06.2022 - 19.06.2022 Neuhausen ob Eck, Southside Festival
28.07.2022 Erlangen, E-Werk
28.07.2022 - 30.07.2022 Bausendorf, Riez Open Air
05.08.2022 Lübeck, Treibsand
06.08.2022 Düsseldorf, Zakk
10.08.2022 - 14.08.2022 Eschwege, Open Flair Festival
19.08.2022 - 21.08.2022 Großpösna, Highfield Festival
25.08.2022 Münster, Sputnikhalle
26.08.2022 Wiesbaden, Schlachthof
16.09.2022 Chemnitz, AJZ Talschock
18.09.2022 Berlin, Lost Evenings (Frank Turner Festival)
20.09.2022 CH-Zürich, Dynamo
21.09.2022 Karlsruhe, Substage
22.09.2022 CH-Bern - ISC
23.09.2022 Heidelberg, Karlstorbahnhof
24.09.2022 Mönchengladbach, Sound of Suburbia
30.09.2022 Rostock, M.A.U. Club
01.10.2022 Leipzig, Conne Island
02.10.2022 Leipzig, Conne Island
26.10.2022 Trier, Mergener Hof
27.10.2022 Aschaffenburg, Colos Saal
28.10.2022 Bremen, Schlachthof
29.10.2022 Oldenburg, Kulturetage


WIM
(ms) Ich find's trotzdem gut. Was bleibt beim Musikhören hängen? Welcher Typ ist man diesbezüglich? Brauche ich ein Angesprochensein vom Gesamtpaket Musik, Text und Aussage? Reichen mir einzelne Teile, um den jeweiligen Song gerne zu hören? Für mich habe ich herausgefunden, dass die Musik als solche das Element ist, das mich am schnellsten packt und oft über dem Text und seiner Aussage steht. So sieht das auch beim WIM aus. Hinter dem kurzen, einprägsamen Namen steckt Nina Müller und sie bring am 20. Mai mi Boxer ihr erstes Album raus, das insbesondere musikalisch ziemlich facettenreich ist. Sie macht sanften, klugen Pop, der zum großen Teil aus dem Herzen kommt. Kein Wunder also, dass die erste Single Löwenherz heißt. Ein Lied, das mich textlich wenig anspricht, wie andere Lieder des Albums auch. Doch das musikalische Gerüst ist sehr, sehr fein und extrem ausgewogen. Es spricht mich richtig doll an. Denn die große, große Stärke liegt bei allen Liedern darin, dass sie keinen statischen Bandsound generiert, sondern immer wieder geschickt einzelne Teile in den Vordergrund schiebt. Mal ein catchy Chor, dann eine Klarinette, oft ein toll arrangierter Rhythmus oder gut platzierte Streicher. Das ist ein tolles Gesamtbild und für ein Debut schon super reif und breit angelegt. Kein Wunder, dass sie von Alin Coen und Lina Maly eingeladen wurde, auf Tour zu gehen. Auch wenn die Texte mich nicht so ansprechen, freue ich mich auf ihren Auftritt in Oldenburg demnächst. Ich find's troztdem gut.

Support von Alien Coen:
12.5. Hannover, Pavillon am Raschplatz
13.5. Oldenburg, Kulturetage 
14.5. Lübeck, Rider’s Cafe
15.5. Rostock, M.A.U. Club

Support von Lina Maly:
21.05. Friedrichshafen, Caserne
02.06. Münster, Hot Jazz Club
03.06. Bremen, Tower
08.06. Köln, Gebäude 9
09.06. Leipzig, Täubchenthal
10.06. Berlin, Heimathafen Neukölln
12.06. Dresden, Groove Station
16.06. Rostock, M.A.U. Club
23.06. Hamburg, Knust
08.07. Buxtehude


Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen
(ms) Die besten Best-Ofs (ganz seltsamer Plural, oder?) sind die, die eben nicht dem Ende einer Ära hinterher trauern, sondern einen speziellen Abschnitt abfeiern. Das haben Kettcar zum Beispiel sehr gut mit ihrem Live-Album terminiert. Clever und geschmackvoll zieht das nun auch Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen durch! Zehn Jahre Liga = achtzehn Hits. Das ist eine logische Rechnung, die komplett aufgehen wird. Am 1. Juli (halt auch ein sehr, sehr gutes Datum so zu Monatsbeginn, sehr einprägsam) erscheint Alleine Auf Partys - 18 Gewöhnliche "Hits". Die Anführungszeichen (am besten mit Geste und dem Wort 'Gänsefüßchen') sind natürlich das beste Zeichen des Understatements. Denn Hits gibt es von der Liga ja am laufenden Band und mit extremem Niveau! Lebensweisheiten zwischen Pfandautomat und dem Leben als Bohemien... hier kommen alle auf ihre Kosten und das wird dort zelebriert:

11.06. Hamburg - Golden Pudel Club
30.06. Hannover - Lux
01.07. Hamburg St. Pauli Theater / Schauspielhaus tba
02.07. Berlin - Lido
09.09. Essen - Grend
10.09. Aachen - Raststätte
15.09. Erfurt - KunstQuartier Schauspielhaus
16.09. Köln - Gebäude 9
17.09. Mainz - Schon Schön
29.09. Weinheim - Café Central
30.09. Nürnberg - Club Stereo
01.10. München - Milla


Terror
(sb) Wir haben es ja schon des Öfteren gesagt: Manchmal lassen wir uns gerne anschreien. Weniger in der Arbeit oder im familiären Umfeld, sondern vielmehr aus den Boxen. Freiwillig. Laut. Ungefiltert. Hardcore nennt sich die Übung und Terror betreiben sie seit 20 Jahren. Nicht mal 20 Minuten dauert Pain Into Power (VÖ: 06.05.), das neue Album der Kalifornier, auf dem auch Gastkünstler wie George "Corpsegrinder" Fisher (Cannibal Corpse) zu hören sind. Es knallt gewaltig, keine Frage. Für den Weg in die oder aus der Arbeit genau das Richtige. Sänger Scott Vogel fasst zusammen: "Ich möchte, dass die Kids sich mit den Texten identifizieren können, weil sie wissen, dass sie von einer echten Person stammen, und ich möchte, dass sie von der Musik so mitgerissen werden, dass sie, wenn sie uns live spielen sehen, nicht anders können, als jemandem vom Kopf zu springen."
Das geht demnächst hier: 

17.06.2022 – DE – Düsseldorf – D-Town Distortion Open Air
19.06.2022 – DE – Saarbrücken – Reality Bites
07.10.2022 – DE – Stuttgart – Im Wizemann (Halle)
08.10.2022 – DE – Köln – Live Music Hall
15.10.2022 – AT – Weins – Simm City
18.10.2022 – DE – München – Backstage Werk
19.10.2022 – DE – Nürnberg – Löwensaal
20.10.2022 – DE – Berlin – Huxleys Neue Welt
21.10.2022 – DE – Hamburg – Markthalle
22.10.2022 – DE – Leipzig – Felsenkeller
23.10.2022 – DE – Wiesbaden – Kulturzentrum Schlachthof



Irnini Mons
(sb) Ihr müsst Euch nicht schämen, wenn Ihr noch nie etws von Irnini Mons gehört habt, denn die Band ist unter diesem Namen tatsächlich neu. Und doch verstecken sich dahinter bekannte Gesichter! Auferstanden aus den Ruinen der tollen Decibelles begeistert das Quartett aus Lyon mit französischem Noiserock. Sechs Tracks, die nicht nur sehr abwechslungsreich ums Eck kommen, sondern auch auf Konventionen hinsichtlich der Songlänge pfeifen, finden sich auf dem selbstbetitelten Debütalbum (VÖ: heute!). Das macht neugierig auf mehr und lädt geradezu dazu ein, sich das Ganze auch mal live zu geben. Die Franzosen begleiten Shellac auf deren bevorstehender Tour und sind demnächst hier zu sehen/hören/erleben:

29.05. Berlin, Festsaal
30.05. Hamburg, Kampnagel
31.05. Leipzig, Conne Island
01.06. Wiesbaden, Schlachthof


 
Friska Viljor
(ms) Ja, sie sind seit Jahren die (!) Sympathieträger schlechthin. Ob es die Lieder mit den ganz hohen Stimmen sind, die Mandolinen singen, die tiefsten Sehnsüchte aus dem Herzen triefen oder ein wilder Tanz stattfindet, Friska Viljor können alles gleichzeitig. Und das mit einer unverschämten Leichtigkeit, die die beiden Schweden seit jeher an den Tag legen. Wenn Daniel und Joakim die Bühnen betreten, dann wird sowohl das Leben als auch die schönste Seite der Melancholie abgefeiert. Vor dem letzten Album Broken versank Joakim in einem grauenhaften Tief, aus dem er sich zum Glück aufraffen konnte, um uns mit seinem Kompagnon erneut die Lieder zu schenken, die uns aus dem Herzen sprechen oder ausufernde Nächte bescheren! Inbreeds ist ein neuer Song, der sagt: Ganz ganz bald kommt ein neues Album raus. Ein Stück, das zuerst auf Englisch und zum Ende hin auf Schwedisch die Einigkeit in der Gesellschaft beschwört. 2015 wurde der Text geschrieben, er ist immer noch (oder wieder?!) hoch akuell! Zwei weitere Lieder sind letztes Jahr schon erschienen. Alles nimmt also wieder Form an und dürfte die Vorfreude noch weiter anheizen. Don't Safe The Last Dance heißt die neue Scheibe und wird am 13. mai erscheinen. Vorfreude wird auch generiert durch eine ganze Reihe an Konzertterminen. Hingehen ist da ja eh Pflicht!

22.05.2022 - Rostock, Helgas Stadtpalast
23.05.2022 - Hamburg, Uebel & Gefährlich
24.05.2022 - Berlin, Kesselhaus
25.05.2022 - München, Backstage
26.05.2022 - Köln, Gloria
27.05.2022 - Darmstadt, Centralstation
28.05.2022 - Zürich (CH), Mascotte
29.05.2022 - Salzburg (A), Rockhouse
30.05.2022 - Wien (A), Flex
01.06.2022 - Dornbirn (A), Conrad Sohm
02.06.2022 - Linz (A), Posthof
03.06.2022 - Aflenz (A), Sublime
10.08.2022 - Dresden, Beatpol
11.08.2022 - Münster, Sputnikhalle
12.08.2022 - Stuttgart, Im Wizemann


Love A
(ms) "Hallo, wir sind Turbostaat". Mit den Worten haben Love A vor vielen Jahren, als ich die Band das erste (und leider auch einzige Mal) live gesehen habe, ihr Publikum auf einem kleinen Festival begrüßt. Diese Art von Understatement braucht die Band überhaupt nicht mehr, wenn sie es denn je gebraucht hat. Und wirklich vergleichbar sind die beiden Gruppen eh nicht.
Jörkk Mechenbier halte ich für einen der umtriebigsten Musiker hierzulande, der BockBockBock hat, immer alles rauszuhauen, was durch seinen Kopf geht und immer den passenden Rahmen dafür findet. Wenn es ein wenig mehr aus dem Herz kommt mi Schreng Schreng & La La, wenn mal experimentiert wird mit Trixie und wenn mal wieder alle Emotionen von Mitgefühl bis Zorn hinaus gebrüllt werden wollen, ist es natürlich die Stammband. Und die bringt zum Glück mit Meisenstaat am 19. August ein neues Album raus - BockBockBock! Will Und Kann Nicht Mehr ist ein Love A-Song der allerersten Güte. Denn für mich liegen in vielen ihrer Lieder die große Stärke darin, dass sie für mich als Hörenden so viel persönlichen Interpretationsspielraum bieten, dass eine individuelle Geschichte dazu schnell und gefestigt geformt werden kann. Super gut! Und beim nächsten Auftritt einfach mit dem eigenen Namen und breiter Brust abliefern!

28.05.22 Hamburg, Markthalle (Ox Fest)
25.12.22 Trier, Tufa


The Damned Don't Cry
(ms) Ist das jetzt gemein, das zu sagen? Oder geht das schon irgendwie klar? Puh. Also: Das Duo The Damned Don't Cry haben im vergangenen Herbst eine EP veröffentlicht, die mich nicht so wirklich vom Hocker gerissen hat. Durchaus stabiler Gitarrenrock, dem es mir persönlich jedoch an Rafinesse und Wucht fehlte. Nun die Neuigkeit, dass Ingo Drescher und Carlos Ebelhäuser das Album Scaryland (24. Juni) veröffentlichen werden. Sprach mich als Meldung wenig an, doch ein Detail und das dazugehörige Hörmaterial machte mich dann wieder neugierig. Das Detail: Kurt Ebelhäuser hat die Platte nicht nur produziert, sondern ist auch noch offiziell als drittes Mitglied in die Band eingestiegen. Ist es jetzt gemein zu sagen, dass ausgerechnet deshalb die Chancen wesentlich besser stehen, dass das Album doch ziemlich gut werden könnte, da Kurt einfach eine lebende Legende ist?! Den anderen beiden möchte ich keinerlei kreative Energie absprechen, aber das ist nun ein irrer Zugewinn. Eine Minute ist bislang zu hören und es ist wahrzunehmen, dass ein wenig Geist von Blackmail und Scumbucket darin schlummert!


Joep Beving
(ms) Dass wir uns gerne anschreien lassen, zeigen ein paar Lieder in diesem Beitrag ja ganz gut. Zu der ganzen Wahrheit gehört jedoch auch, dass wir genauso oft auch Pause und Ruhe brauchen. Am besten in Form von leisen, etwas andächtigen und leicht melancholischen Klaviertönen. Joep Beving versorgt uns damit. Sein neustes Album Hermetism ist bereits Anfang des Monats erschienen und ist ein Paradebeispiel dafür, dass Musik heilende Kräfte haben kann. Wie ein Pflaster für die leicht verwundere Seele. "Ich hoffe, dass die Musik tröstet und Gemeinschaft stiftet", sagt der Niederländer dazu. Beides sind extrem gute Ansatzpunkte. Gemeinsam Musik hören geht (für mich) nicht immer, aber es kann wunderschön sein. Dann werden vielleicht auch gemeinsame Wunden geheilt. Das große Wunder Musik, es ist zu allem fähig. Vielen Dank!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.