Freitag, 3. Dezember 2021

Luserlounge Adventskalender, Türchen 3: Die luserlounge selektiert (KW 48, 2021)

Quelle: unser-barsinghausen.de

(sb/ms) Weihnachtsgeschenke einkaufen gehen, ist original die Hölle auf Erden. Für mich. Dann shoppen zu müssen, wenn der ganze Rest auch unterwegs ist. Jaja, das ganze Jahr über Listen führen, Wünsche von den Lippen ablesen und zeitig besorgen... dafür bin ich zu blöd. Wäre ich schlauer, würde ich mich weniger ärgern. Also. Es gab dennoch glückliche Umstände, die mich dieser Tage Zeit haben ließen, um dies zu erledigen. Vormittags. Was für eine Welt. Das ist eine Zeit, wo ich nie die Möglichkeit habe, einkaufen zu gehen (kleiner Einschub: Es ist ja klar, dass möglichst wenig online bestellt wird, außer bei wirklich guten Adressen). Es war verhältnismäßig stressfrei und das gefiel mir direkt. Wann ist man schon um zehn Uhr morgens in der Stadt?! Samstags kann man das getrost knicken - Hölle mal zwei. Also schlenderte ich durch die Gegend, schaute in Schaufenster und auf Wunschzettel und ließ es mir durchaus gut gehen. Schöne Erfahrung.
Die nur durch eine getoppt wird. Und die fand letztes Jahr statt. Da war nämlich wesentlich weniger möglich, sodass noch weniger Menschen unterwegs gewesen sind. Selbst nachmittags. Wahnsinn. Das war das schönste Weihnachtsshoppingerlebnis, das ich je hatte. Klar, 100% der Dinge sind noch nicht zusammen, aber der Anfang ist gemacht. Entgegen aller Regeln. Sonst bin ich Team 'Letzter Drücker'. Chakka. Eine uninteressantere Einleitung war selten zu lesen. Sorry dafür.
Nachtrag: Super zu sehen war, wie viele Menschen sich in der Stadt bei einem öffentlichen Impf-Punkt impfen lassen wollten. Yeah!

Dafür haben wir wieder allerhand super gute Musik. Dem ist so. Zurücklehnen, aufdrehen, genießen:

Lasse Matthiessen
(ms) Vor vier Jahren hatte ich für eine Jubiläums-Show von TV Noir Karten. Der Festsaal Kreuzberg ist eine absolute Pilgerstätte der hiesigen Musikszene. Was Tex dort seit Jahren macht, ist ganz wunderbare und wertvolle Arbeit. Er gibt MusikerInnen Zeit, hört ihnen zu, stellt gute Fragen und gibt genügend Raum für Klang, meistens in akustischer oder zumindest reduzierter Form. Vielleicht hätte ich dann auch Lasse Matthiessen gesehen. Der Däne ist ein klassischer Vertreter seiner Zunft und sticht doch aus dem großen Indierock-Milieu heraus. Zum Einen ist es seine markante Stimme, die haften bleibt, zum anderen eine ganz wunderbare Schwere, ja, Melancholie, in der immer wieder ganz viel Zauber steckt. Zudem ist er sehr wandelbar. Erklang er weitestgehend im Bandsound, ist er nun wesentlich elektronischer unterwegs. Vor zwei Wochen erschien seine neue EP Coordinates Remain mit fünf Stücken. Die Single Dancing With Air beweist, dass er genauso gut im Synthie-Sound ist! Trotz der leichten Sentimentalität soll dies ein aufbauender, positiver, nach vorne gerichteter Track sein. Es geht darum gute Erlebnisse auszuleben, bevor sie verblassen. Es klingt einfach und pathetisch, aber auch im Kern schlicht wunderbar! Hätte ich mir damals alles gern gegeben. Hätte. Hätte ich nicht unter ungeheurem Druck meine Masterarbeit fertig schreiben müssen, dann ginge das. Glücklicherweise kann das nun nachgeholt werden, denn es gibt Livetermine und wir drücken alle Daumen, dass sie stattfinden können:

12.01.22 - Dresden, Groovestation
13.01.22 - Leipzig, Moritzbastei 
14.01.22 - Berlin, Berghain Kantine 
15.01.22 - Erfurt, Franz Mehlhouse
24.01.22 - Münster, Pension Schmidt 
25.01.22 - Darmstadt, Schlosskeller 
27.01.22 - Köln, Stadtgarten 
28.01.22 - Essen, Zeche Carl 
29.01.22 - Hamburg, Molotow 
11.02.22 - Stuttgart, Merlin 
12.02.22 - München, Hebbel & Ettlich 
16.02.22 - Hannover, Lux 
17.02.22 - Bremen, Lagerhaus 

Laura Lee & The Jettes
(ms) Never change a winnig team. Das ist eine ewig richtige Aussage. Das gilt im Fußball genauso wie in der Musik. Wenn einzelne ProtagonistInnen von Bands Solo-Pfade bestreiten, ist dies oft der Anfang von Ende. Im schlimmsten Fall. Im besten Fall wird auf dem musikalischen Alleingang eine Ader ausgelebt, die im Bandkosmos keinen Raum hat. Dann ist es super. So wird es sicher auch bei Laura Lee & The Jettes sein. Laura ist die eine Hälfte von Gurr, der Band, die sich vollkommen zurecht in den letzten Jahren ein sehr, sehr gutes Standing erspielt haben; rotzig, sehr sympathisch und griffig im Klang. Sie nutzte einfach die elendige Corona-Zeit, um in sich hinein zu hören und hat bemerkt, dass dort ein grooßer Hang zu vergangenen Zeiten herrscht: Musik aus der Vor-Wende-Ära und der eigenen Jugend. Diesen Drang hat sie aufgenommen. Zwischen Krautrock und Noise Rock schlummerte etwas, das nun draußen ist. Heute (!) erschien ihr Album Wasteland, das zwischen wuchtigen Gitarren, deutschen Texten und ganz viel Finesse im Songwriting oszilliert. Ein tolles, sehr rundes Werk, das mich in den Momenten der Krautrock-Hommage am meisten anspricht! Das lässt sich (hoffentlich) auch demnächst hier erleben:

05.12.21 Berlin - Lido
09.03.22 New York - New Colossus Festival
14.03.22 Austin - SXSW
30.03.22 Köln - Bumann & Sohn
31.03.22 Stuttgart - ClubCANN
01.04.22 Darmstadt - Oettinger Villa
02.04.22 Hamburg - Molotow Skybar
03.04.22 Oldenburg - Umbaubar
05.04.22 Mainz - Schon Schön
06.04.22 Nürnberg - MUZclub
07.04.22 München - Sunny Red
08.04.22 Karlsruhe - Kohi
10.04.22 Berlin - Badehaus
11.04.22 Leipzig - Naumanns
12.04.22 Dresden - Ostpol

Wet Leg
(ms) Da es ja kein wirkliches Leitmedium in der Musikwelt mehr gilt (nein, wir sind es leider auch nicht), ist es immer schwerer auszumachen, wer denn nun das nächste große Ding ist. Ich glaube, dass durch die krasse Vereinzelung im Musikhören es sowieso ganz, ganz schwer für neue Bands ist, sich einen großen Status zu erspielen. Doch dann kommen immer wieder Bands vor, bei denen alles anders ist. Wet Leg ist das Beispiel dieser Tage; die könnten sich echt nach oben spielen. Sie sind ganz schwer zu fassen im Klang: irgendwas Rotziges mit Gitarre und Pfiff. Und sie legen viel Wert auf schräge Ästhetik, was all ihre Videos bis jetzt beweisen. Das spricht mich an, ich finde es direkt gut. Ihre erste Single Wet Dream ging schon ziemlich durch die Decke, alles was danach kommt, findet also einen geebneten Pfad vor sich. Ihr dem Bandnamen gleich betiteltes Debutalbum wird am 8. April erscheinen und zwei weitere Tracks sind nun draußen (verstehe einer diese VÖ-Strategien...). Das könnte also richtig gut werden, weil schräg und genial. Genau das bleibt haften. Und vielleicht setzen sie auch einen Trend mit der Bademantel-Handtuch-Kombination und treten in die Fußstapfen großer Bademantelträger wie Dittsche oder Udo Jürgens...

16.05.2022 Köln, Jaki
24.05.2022 München, Milla
25.05.2022 Berlin, Berghain/Kantine

Drens
(ms) Was soll Surfpunk denn sein?! Ich verstehe es einfach nicht. Insbesondere nicht, da ich nicht surfen kann und auch kein Punk bin. Also beschreibe ich die Musik von Drens lieber als energiegeladener Punkrock, der wenig Kompromisse macht ohne rotzig zu sein. Dicht im Klang und voller Drang, laut aus den Boxen zu wummern! Das Trio aus Dortmund hat bereits eine EP veröffentlicht und sich damit einen Namen erspielt - nicht jeder tritt beim Eurosonic auf! Im kommenden Jahr folgt dann die Platte mit dem herrlichen Titel Holy Demon. Zehn Stücke, die die inneren Kämpfe zwischen Engelchen und Teufelchen behandeln. So eine programmatische Herangehensweise gefällt mir gut. Dazu noch dieser starke Sound! Was soll also schief gehen, wenn die Scheibe am 20. Mai erscheinen wird?! Nichts, denn vorher - sehr ungewohnte Strategie - gehen die Ruhrpottler auf ausgiebige Tour. Und wenn sie diesen wuchtigen Klang auf die Bühne bringen, ist der Tinnitus am nächsten Tag schon vorprogrammiert! Sehr stark könnte das werden!

26.01. - Dortmund, FZW
03.02. - Bremen, Lagerhaus
04.02. - Hamburg, Molotow
05.02. - Lingen, Alter Schlachthof
16.02. - Frankfurt/Main, Nachtleben
17.02. - Karlsruhe, Kohi
18.02. - Erlangen, E-Werk
19.02. - München, Milla
02.03. - Berlin, Cassiopeia
03.03. - Leipzig, Moritzbastei
05.03. - Chemnitz, Weltecho
24.03. - Köln, Bumann & Sohn
25.03. - Essen, Zeche Carl

Herman Dune 
(sb) Herman Dune ist ein schwedisch-französisch-jüdischer Einwanderer in Kalifornien. Eigentlich sollte dieses Album zum Lichterfest am 2. Dezember 2018 erscheinen. Stattdessen wird Santa Cruz Gold nun am 10.12.2021 erstmals in physischer Form veröffentlicht. Aber was sind schon drei Jahre Verspätung unter Freunden? Korrekt, geschenkt! Der Musiker überzeugt mit Charme, Tapferkeit und einem großen Herzen und vermittelt eine emotionale Wärme, die es in Zeiten wie diesen besonders braucht. Wie sagte Matze Rossi so schön: Musik ist der wärmste Mantel. Isso. Auf diesem Release hat der Künstler sämtliche Instrumente mit Ausnahme des Saxophons selber eingespielt - ein echtes Selfmade-Projekt also, das persönlicher kaum sein könnte.
 
 
Sofia Portanet 
(ms) Es gibt Dinge, die mir völlig unbegreiflich sind. Klar, auf der einen Seite sind es Themen wie Quantenphysik, aber ich schweife ab. Auf der anderen stellt sich mir folgende Frage: Warum um alles in der Welt ist Sofia Portanet hierzulande nicht mindestens so erfolgreich wie Adele oder Lana Del Rey? Es ist mir ein komplettes Rätsel. Sind wir zu doof, um ihre große Kunst anzuerkennen?! Haben wir Angst vor einer großen Pophoffnung, die sich nicht im Schlagerbereich befindet. Denn dort wird ja alles schnell hochgejazzt. Bereits ihr Erstling Freier Geist aus dem letzten Jahr war ein wahnsinniger Wurf. So ein reifer, runder, harmonischer und genau im richtigen Maß programmatischer Sound war hier lange nicht zu hören. Das ist auf sehr kluge Weise eine Transformation vom 80er-Sound in unsere Zeit gepaart mit tollem, weitblickenden Songwiriting und entsprechenden Arrangements. Nun legt die Wahlberlinerin nach mit einem griffigen, großen Poptrack: Real Face geht nicht nur unfassbar gut nach vorne, sondern überzeugt erneut auf gesamter künstlerischer Ebene im Visuellen plus Auftauchen eines bekannten Gastes! Im Frühjahr geht sie auf Tour - don't miss it!
 
03.03.2022 Freiburg - Slow Club 
04.03.2022 Karlsruhe - Kohi 
05.03.2022 Mainz - Schon Schön 
08.03.2022 Köln - Blue Shell 
09.03.2022 Oberhausen - Gdanska 
10.03.2022 Hannover - LUX 
12.03.2022 Münster - Gleis 22 
14.03.2022 Dortmund - FZW 
15.03.2022 Dresden - Beatpol 
16.03.2022 Nürnberg - MUZclub 
17.03.2022 München - Milla 
19.03.2022 Wien - B72 
22.03.2022 Leipzig - Werk 2 
23.03.2022 Hamburg - Nochtspeicher 
24.03.2022 Berlin - Lido


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