Donnerstag, 23. Dezember 2021

Luserlounge Adventskalender, Türchen 23: Malte (ms)

Quelle: redbug-culture.com
(ms) Würde ich meinen last.fm-Account noch nutzen, wüsste ich ja automatisch, welche Lieder und Platten ich in diesem Jahr am meisten gehört habe. So bleibt das nur eine Vermutung. Und die Kategorie 'am meisten' ist ja nicht zwingend gleichzusetzen mit 'Favorit des Jahres'. Oft schleicht sich dann der eine Song oder das andere Album rein, was ich aktuell viel höre und verzerrt eventuell das Bild - aber so ist das nun mal. 2021. Vorbei. Erstaunlich und sehr gut so. Nur leider stehen die Ampeln nicht auf Hoffnung (wobei..., s.u.). Alles ist oder wurde verschoben. Nicht nur Auftritte, sondern auch die Welt und wie sie funktioniert. Sie wurde langsamer, weniger aber auch viel unruhiger gleichzeitig. Total schräg. Es gab viele Pläne, viele Änderungen, viel Euphorie - eine Portion blieb, eine andere verpuffte. Ich bin ehrlich: Keine Lust mehr auf spazieren gehen, Absagemails erhalten, Übernachtungen stornieren. Aber hey... jetzt mal echt... diese Schwarzmalerei geht mir auch ganz schön auf die Nerven. Am meisten von mir selbst. Denn was bleibt, ist immer Musik. Sie haut mir auf die zwölf, richtet mich auf, streckt mich nieder, lässt mich andere Welten erleben. Das geschah oft in diesem Jahr. Ein kurzer Moment, um ihr Danke zu sagen.

Top 3 Alben

Mädness – Mäd Love
Rap ist nicht mein Business. Versuche mich allmählich heran zu tasten. Klar, hören tue ich ihn schon lange. Verstehen aber nicht - seine Strukturen (spannend), Entwicklungen (super spannend), Lager (unspannend). Zudem habe ich nie geahnt, dass Rap mich emotional derart packen kann. Also wirklich persönlich berühren. So geschah es in diesem Jahr, dass ich mich das erste Mal dabei beobachtet habe, dass mir bei einem Rapkonzert die Tränen kamen. Ich war total belastet zu diesem Zeitpunkt, alles wackelte. Doch Mädness fing mich auf. Klingt kitschig, ist aber so. Nicht nur diese Platte ist absolut überragend, sondern auch seine Liveperformance! Ganz stark!

The Weather Station – Ignorance
Kunst. Kunst bedeutet für mich, dass Geniales erschaffen wird. Unvergleichliches mit einer eigenständigen Signatur. Das macht mich baff. Das begeistert mich. Da staune ich und reiße die Augen weit auf. Es kann im Lauten und Leisen geschehen. Bei The Weather Station war es eher im Leisen, Feinen, Zarten, durchaus Liebevollen. Eine Band, die ich vorher gar nicht kannte und sich zu einem ganz erlesenen Kreis für mich dazu gesellt. Dieses Album ist Kunst. Außergewöhnlich.

Oehl – 100% Hoffnung
Jaja, okay okay. Es ist eine EP und kein Album, ist mir aber egal. Doch sie hat durchaus Albumspiellänge. Und nicht, weil es sich irgendwie zäh und die Länge zieht, sondern weil es mit Herz, Verstand und wahrer Liebe gemacht worden ist. Auf dieser Platte zeigen Ariel und Hjörtur, was es bedeutet, einen eigenständigen Klang zu etablieren, aktuelle Themen sanft aufzunehmen, etwas auszusagen und den eigenen Songwritingstil reifer werden zu lassen. Dieser Track (s.u.) ist der Beweis dazu. Zudem ist die Aufnahme 'B-Seite' derart beeindruckend gemacht, dass sie mich seit Erscheinen der Platte immer wieder begleitet, zum Denken anregt und in mir etwas macht. Danke.

Top 3 Songs

The Joy Formidable – The Leopard And The Lung
Absolutes Novum! In meinen Jahresrückblenden gab es noch nie einen Song, der nicht aus dem aktuellen Jahr kommt. Diesen hier habe ich derart oft gehört - nein! -, hören müssen unabhängig von seinem Erscheinungsjahr. Im Frühjahr habe ich diese walisische Band erst kennengelernt, ein neues Album kam im Sommer. Doch dieser Track. Der steht außerhalb des Beschreibbaren. Er läuft hier satt und lauf aufgedreht und er macht mich fertig. Das ist die Kraft der Musik - was für ein Brett!

Sofia Portanet – Real Face
Das ist das Ding. Dieses Stück ist neu und läuft hier rauf und runter. Sofia Portanet hat den Dreh raus. Wenn ein Lied mich nicht mehr los lässt, dann nutze ich gern Worte wie "Groove" oder halt, dass es mich "packt". Das ist hier in Perfektion geschehen. Zum Einen spricht mich der Text total an, zum Anderen (und das och viel kräftiger) ist der Klang so ausgefeilt, mutig poppig und mit einem eindrücklichen Video versehen, dass es mich nicht mehr los lässt. Stark!

Audio88 & Yassin feat Nura - Garten
Fassungslosigkeit. Das ist ein Zustand, der mich in diesem Jahr begleitet hat. Oft bei der Arbeit und viel öfter beim Blick in die Nachrichten und was so passiert. Da staut sich etwas auf. So viel Dummheit und Rücksichtslosigkeit. Es braucht einen Kanal. Den finde ich herausragend in diesem Track. Wenn er laut und mit meiner angeschwollenen Halsschlagader durch die Wohnung pumpt, ist die Fassungslosigkeit passé. Dafür ein großer Dank an die drei:

Eindrücklichstes Liveerlebnis

Katrine Stochholm - Kopenhagen
Im Herbst musste ich fliehen. Ich war auf Entzug. Mir fehlte das Staunen vor den Bühnen. Das Genießen und Erleben. Mein Glück fand ich in Kopenhagen, wo es (zumindest im Oktober) keinerlei Restriktionen gab. Nein, keine Freiheit. Es war das ganz normale Beisammensein von Menschen. Keine Masken, Abstände, Nachweise, nix. In Christiania (der Ruft eilt diesem Ort voraus) ist das Loppen, ein toller Club mit verhältnismäßig moderaten Preisen. Was Katrine Stochholm dort abgeliefert hat, habe ich noch nicht erlebt. Also gar nicht. Ich kannte die Künstlerin vorher nicht. Umso stärker die Überraschung und Begeisterung. Dieser absolut runde, perfekte Mix aus Klang, Tanz und Visualisierung war mitreißend ohne Ende! Ich stand nur noch im Publikum, krallte mich an meinem Bier fest und bekam die Kinnlade nicht mehr runter. Kunst! Wow! Danke!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.