Quelle: tu.berlin |
Ich lese gerade „Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?“ - ein Sachbuch von John Green, in dem er mit den Erfindungen und Entdeckungen unserer Menschengeschichte, die ihn persönlich umtreiben, abrechnet. Ein bunter Mix mit zahlreichen Absurditäten – „Für jeden was dabei“, könnte man auch sagen. Oder was haltet ihr von Duftstickern und Velociraptoren? Naja, abschließend verteilt er großzügig Sterne von 1 bis 5. Eine gute Idee dachte ich mir. Das tue ich euch hier jetzt auch an. Nur ohne Sterne. Das überlasse ich euch.
Wie hat Ihnen 2021 bis jetzt gefallen?
1. „Musik ist eine Reflexion der Zeit, in der sie entsteht.“ – Diana Ross. Lese ich und denke „JA!“. Ich habe meine weltkritischen Gedanken noch nie so gut im Sound ertränken können. Guten Tag, was geht Ihnen heute gegen den Strich? Das weiße Patriachat? Dann empfehle ich WUP und die Todesliste von Audio88&Yassin und dazu einen Boxsack. Einen schönen Start ins neue Jahr!
2. Im Sommer mit einer quietschenden Luftmatratze über einen Pool treiben, die Wärme gerade so aushalten, die Soundkuppel über sich spüren. Genauso fühlt es sich an, wenn ich mit geschlossenen Augen auf dem Sofa liege und Maeckes` neues Album höre. Dabei sind die Themen gar nicht so luftig-leicht. „Die Katastrophe ist hier, wir liegen am Pool. Zäune hoch zum Himmel, el cielo es azul."
3. Ich bin ein großer Fan bewegter Bildkunst. Filme, in denen bewusst mit Schnitten, Perspektiven oder Effekten gespielt wird, entzücken mich. In „Kick ass“ wird aus der Kellogg’s-Packung durch Blitzeinschlag ein Grabstein. So irre muss man erst mal sein. Noch mehr fasziniert hat mich das Musikvideo zu Unfall von Mine. Im simpel wirkenden Photoshop-Style wird hier der absurd abgrundtiefe Widerspruch unserer Welt verbildlicht, den Mine zu dramatischer Musik besingt. Das Lied ist Teil des Albums „Hinüber“- ernste Gedanken und Speiseeis - „etwas wild“, könnte man sagen. Ich sage: „Ich fühle es!“
4. Es war irgendwann als es noch kalt war und es sich komisch anfühlte, sich wieder unter Menschen zu begeben. Corona-verkatert traute ich mich in die Innenstadt. Es war viel los. Wohlige Düfte lagen in der Luft – ein Wochenmarkt oder Rummel. Zwischen den wirren Geräuschen klang etwas lang nicht gehörtes hindurch, das mich in seinen Bann zog. Ich näherte mich der Menschentraube, die sich um die Klänge gebildet hatte. Während Julia Stielow und allanwhy mit Akustikgitarre morgendliches Katergefühl besangen, lag auf einmal Hoffnung in der Luft. Hoffnung darauf, dass bald wieder mehr Kultur möglich sein wird.
5. Ich glaub, es ist einer von wenigen Momenten in diesem Jahr, in denen ich alles um mich rum vergessen habe, was die Welt gerade aus den Fugen geraten lässt, als ich mit Bier in der Hand neben M. stehe und Montreal die Bühne vor’m Knust betritt. Vielleicht hab‘ ich mich wie 16 gefühlt und vielleicht bin ich auch so herumgehüpft. Endlich wieder Disco-Zeit!
6. Ich habe einen Balkon und einen Wintergarten. Zusammen sind es vielleicht acht Quadratmeter, auf denen ich es dieses Jahr geschafft habe, Tomaten, Zucchini, Gurken, Paprika, Aubergine und Bohnen anzupflanzen. Dazu lief es in Dauerschleife und das passt nun wirklich gut: Mein Garten von Dino Paris.
7. Mein Traum war es, dass Felix Kummer auf dem Dach meiner kleinen Eckkneipe sein neues Album präsentiert. Es wird dazu nun leider nicht mehr kommen. Zum einen, weil sich das mit der Eckkneipe noch hinzieht. Zum anderen, weil wir uns noch nicht kennen und zuletzt, weil er seinen Abschied angekündigt hat. Zum Schluss dieses Jahres gibt er uns noch die Gewissheit, dass es wirklich nicht mehr besser wird oder doch oder nicht? Alles wird gut.
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