Quelle: station-frankfurt.de |
Lieder des Jahres
Andreas Vey – Strangers
Wenn ein Künstler aus Ostwestfalen-Lippe kommt, dann ist das schon etwas Besonderes. Kreative Ausdrucksformen sind auf dem Dorf eher selten anzutreffen und man wird eher belächelt, als dass es ernstgenommen wird. Wenn man mit diesem Künstler sogar lange Zeit Musik gemacht hat, dann ist man vielleicht ein wenig voreingenommen, weil sich zeigt, dass das, was man damals schon vor Augen hatte, doch noch zu etwas Größerem geführt hat. Als Band, die den eigenen Wirkungskreis nicht über die Grenzen von Lippe ausweiten konnte, freut es mich umso mehr zu hören, was Andreas in diesem Jahr alles herausgebracht hat. Er bietet dem Zuhörer einen intimen Einblick in seine Gedankenwelt, während er sich musikalisch in Sphären zwischen zart und zerbrechlich und gleichzeitig ausdrucksstark und kraftvoll bewegt.
James Blake – Famous Last Words
Kaum ein Künstler vermag es so eine dichte Atmosphäre in seiner Musik zu erschaffen wie James Blake. Gefühlvoller Gesang wird untermalt mit elektronischen Klängen und lassen einen in einen dichte Soundkulisse eintauchen, welche unfassbar vielseitig aufgebaut ist. Elektronische Musik und Soul treffen aufeinander und bieten den perfekten Klangteppich für die Texte von Blake, welche direkt aus dem Leben gegriffen scheinen.
Jack White – Taking Me Back
Schon mit den White Stripes hat Jack White der Musikwelt seinen Stempel aufgedrückt und auch heute noch veröffentlicht dieser in verschiedensten Formationen (The Raconteurs, The Dead Weather und auch als Solokünstler) seine Musik. Der Stil dieser Musik variiert, jedoch erkennt man in fast allen Liedern das, was schon die White Stripes ausgemacht hat. Geradlinige Rockmusik, mitreißend, aber immer wieder mit überraschenden Wendungen. Und auch in diesem Jahr hat Jack White genau dieses Konzept bedient. Ein eingängiger Gitarrenriff, der sofort deutlich macht, was einem in den nächsten Minuten erwarten wird, welcher plötzlich durch überraschende Wechsel in neue, unerwarteten Parts des Songs führen. Der Song ist immer noch derselbe, aber man wird auf eine wilde Reise geschickt, gespickt mit verrückten Gitarren- und Soundeffekten. Die Ankündigung im nächsten Jahr dann nicht nur ein, sondern direkt zwei Alben herauszubringen, lässt Großes erhoffen.
Alben des Jahres
Greta van Fleet – The Battle at Garden’s Gate
Greta van Fleet haben direkt mit dem ersten Lied deutlich gemacht, in welche Richtung sie gehen möchten. Die Band klingt, als wäre sie ca. 40 Jahre in der Zeit stehen geblieben. Sie bedienen eine Sparte, die davon lebt davon zu schwelgen, dass die Musik damals besser, vielseitiger und noch handgemacht war. Und so bedienen sie sich aus einem reichlichen Repertoire aus der Vergangenheit, welches immer noch erstaunlich gut funktioniert. Wenn die Gitarrenriffs und der Gesang klingt wie von Led Zeppelin eingespielt, dann ist das nicht besonders einfallsreich, aber erfreulich, weil die Bands von damals selten noch etwas herausbringen. Greta van Fleet betreiben Fanservice und auch wenn das manchmal ein wenig deplatziert in der heutigen Zeit wirkt, so ist es dennoch schön, dass sich Musiker auf Altbewährtes berufen und alte Helden rezitieren.
We are Scientists – Huffy
Diese Band hat mich damals mit dem ersten Album schon abgeholt. Sie galten in den 2000-er Jahren als große Indie-Hoffnung und haben mit dem Album ‚With Love and Squalor‘ einiges an Bekanntheit erlangt. Nun sind die großen Zeiten des Indie-Rocks inzwischen vorbei und diese Band bringt weiterhin Alben heraus, welche das Gefühl von damals sehr gut auffassen und den Zuhörer ein wenig nostalgisch werden lassen, ohne dabei wie eine Kopie ihrer selbst zu klingen. Hier handelt es sich um astreinen Indie-Rock, der noch immer Spaß macht und erfrischend klingt.
Royal Blood- Typhoons
Schon die ersten beiden Alben dieser Band konnten mich mitreißen und auch das neueste Werk der Briten trifft genau diesen musikalischen Nerv in mir, der mich auf Anhieb begeistert. Zwar basieren die Lieder weiterhin auf dem gut funktionierenden Fundament aus Bass und Gitarre, jedoch wurden auf dem neuen Album die Lieder um ein paar zusätzliche Komponenten erweitert. Das klingt nun nicht nur wesentlich vielseitiger, sondern ermöglicht es auch mal ruhigere Momente auf dem Album zu inszenieren (‚All We Have Is Now‘), welche man vielleicht gar nicht so von dieser Kombo erwartet hätte. Aber auch hier finden sich prägnante Basslines und mitreißende Melodien, welche nur dazu verleiten sich diesen hinzugeben und das Tanzbein zu schwingen.
Bestes Live-Erlebnis
Bukahara – Picknickkonzerte Wiesbaden
Da auch in diesem Jahr die Live-Erlebnisse sehr rar gesät waren, war es umso erfreulicher, dass in der Phase einer Pandemie ein Konzertformat umgesetzt werden konnte, das sogar einige Vorteile mit sich brachte. Ein Konzert entwickelt eine ganz eigene Dynamik, das Publikum wird mitgerissen, Leute werden (je nach Musikrichtung) zum Tanzen animiert. Wenn es eine Band dann schafft, trotz aktuell geltender Abstandregelungen eine Masse zur Bewegung zu bringen, dann spricht das für die Musik und die Euphorie, welche diese Band vermittelt hat. Einen solchen Moment durften wir mit Bukahara in Wiesbaden erleben. Das Konzert hat entspannt auf der eigenen Picknickdecke mit dem selbst mitgebrachten Biervorrat gestartet und mündete darin, dass sich die Leute in den Armen lagen, nur ein wenig weiter entfernt als sonst üblich. Ein Moment, der Zuversicht geschenkt und Hoffnung auf (hoffentlich bald wieder) normal stattfindende Konterte gemacht hat.
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