Quelle: sanifeya.blogspot.com |
No1: Faber I Fucking Love My Life (Irrsinn Tonträger/Vertigo Berlin/Universal (VÖ: 1.11.))
Begründung: Für einen Mann mittleren Alters wie mich ist es gemeinhin peinlich, Musik von Youngsters zu konsumieren, nachgerade eine Übergriffigkeit. Nicht so bei Faber. Die Stimme wirkt so reif, dass sie auch für Bärenticketfahrer in Ordnung geht. Außerdem sind Texte paradoxal und selbstironisch angelegt, ohne zu kokettieren. Wohltuend die Abrechnung mit Sexsüchtigen, pathetischen Herrschaften, ein Schlag in die Fresse von potenter Bürgerlichkeit, die alles in ihrem übergriffigen Habitus zu verdient haben meint (top). Die Demaskierung genau dieses Habitus in „Das Boot ist voll“ als faschistoid gefällt so lange, bis der geneigte Hörer zugeben muss: An der ein oder allen Stelle ist er es selber, von dem hier gesungen wird. Die Musik wirkt wie eine Mischung aus Balkanbeats und „Liedermaching“, und es gibt keine klare Aussage, die einen vor der Hand Schubladen öffnen lässt, nein, dieser Faber ist nicht einzuordnen. Er schließt mit einem Stück in Zürcher Mundart, besoffen an Heiligabend. Und hier ist der junge Mann sich selbst voraus, denn genau das ist der Punkt, an dem manch beamteter Familienvater nicht hintrauen möchte, wohin es ihn aber zieht. Wenn mein Sohn die Treppe runter kommt, mach ich die Platte aus, ich will ihm nicht den Tag verderben, insgeheim hoffe ich aber, dass er ihn entdeckt, diesen „Faber“.
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