Abay. Foto: Christian Faustus |
10 Tracks liefern die vier auf einer guten Dreiviertelstunde Spielzeit ab. Und nach circa vierzig Sekunden kommt die Wucht aus den Boxen, die man ruhig erwarten konnte, die aus der markanten Stimme, Schlagzeug, Gitarre und Bass besteht. Land Of Silk And Money ist ein starker erster Song, der die berechtigen Hoffnungen auf ein irres Album belebt. Sie wird auch im zweiten Song direkt befriedigt. Plastic ist verhältnismäßig ruhig, weiß aber mit dem tiefgehenden Text und einem dazu wahnsinnig guten Video zu überzeugen (s.u.). Manche Lieder entfachen ja erst durch die dazugehörige Visualisierung die Kraft, die ihnen innewohnt. Die langsamen Bewegtbilder in schwarz/weiß sind hier ein überzeugendes, künstlerisches Mitte.
Die fiesen und schrägen Gitarrensounds in I Am The Believer erinnern dann halt wieder gewaltig an frühere Tage. Von der Assoziation zu Blackmail wird Aydo Abay in dieser Weise nie weg kommen, da der Klang halt so ähnlich ist. Vielleicht will er seine eigene Blackmail-Vision auch nur weiter leben lassen und aufrecht erhalten, nie etwas anderes machen.
Die ersten Takte von Lemonade aus Bass, Klavier und Schlagzeug hingegen sind so genial und catchy, dass ein enorm kreatives und musikalisches Potential hier richtig ausgeschöpft wird. Verzerrungen zwischendurch sind gut gesetzt, das Lied bewegt sich geschickt zwischen mehreren Polen - ruhig/laut, sanft/krachend etc. - und darf zurecht als Höhepunkt der Platte bezeichnet werden. Selbst das Saxophonsolo kommt super, nicht so wie bei anderen aktuellen Veröffentlichungen.
Auf Rhapsody In Red untermalen zusätzlich Streicher die immer wiederkehrenden Dynamiken. Ein Lied, das mit seiner Struktur - dem Auf und Ab - und dem Druck live sicherlich ein richtiger Kracher wird. Der Rausschmeißer In Transit ist nochmals richtig stark und energiegeladen. Doch beendet er ein nur phasenweise überzeugendes Album, das zu viel Füllmaterial hat, das immer wieder mit dem Crescendo-Motiv arbeitet: Der Song nimmt Fahrt auf, Strophen und Refrains wechseln sich ab, es wird ruhiger und durch lauter werdende Instrumente wieder wild. Das ist eine tolle Idee, doch sie wird hier ausgekocht, sodass der nachhaltig staunende Effekt ausbleibt. Gumo, Stop The Fever und Love halten extrem auf und schwächen die richtig guten Lieder. Schade drum. Zudem kann man eine Ähnlichkeit zu Ash bei den schnelleren Liedern kaum leugnen. Aber man kann ja skippen...
Abay sind als nächstes wieder hier zu sehen:
31.08. - Köln - Philharmonie
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