Donnerstag, 3. Mai 2018

Marsimoto - Verde

Grün, grün, grün ist alles was ich habe... Quelle: greenberlin.com
(ms) Marten Laciny ist vielleicht der umtriebigste Künstler unserer Lande derzeit. Innerhalb von zwölf Jahren stehen neun Alben zu Buche. Das ist Wahnsinn. Als unangemessenen Vergleich kann man Damon Albarn heranziehen, der in unterschiedlichsten Bands in 26 Jahren 16 Alben veröffentlicht hat. Wo nehmen Typen wie diese beiden solch eine Energie und Kreativität her? Das scheint dem Ottonormalverbraucher schleierhaft und unvorstellbar. Doch Kunst lebt von Faszination und dem sich-neu-erfinden. Nachdem es nun letztes Jahr ein neues Marteria-Album hab, Roswell, erschien letzte Woche die neue Marsimoto-Scheibe Verde!
Letzterer ist immer ein Stückchen weniger erfolgreich, wenn man das überhaupt miteinander vergleichen kann. Außenstehende würden um den Erfolg von Marsi Solo blass vor Neid.
Nun wird im Green Berlin-Kosmos wieder fleißig gekifft, grünes Licht gezündet, die Stimme aufgepitcht. 14 brandneue Tracks lassen den Subwoofer ordentlich zappeln und den Hörer tanzen.

Und das Bass zappelt direkt beim Opener Samstag, der 14. Die Art und Weise zu rappen ist zwischen Marteria und Marsimoto eigentlich nicht groß unterschiedlich, wenn man sich jeweils die andere Stimme vorstellt. Direkt zu Beginn hagelt es unter dem Namen The Friedly Ghost einen hochbekannten Gastsänger. Klar, unter anderem Name, wer es genau ist, sollte man besser erhören, statt nachlesen. So treten diverse Freunde auf Verde auf, die in ihren abgewandelten Künstlernamen eher als der erste zu erkennen sind.
Photoshop brilliert durch extremen Bass und orientalisch angehauchten Klängen - das wird live die absolute Ekstase - und spielt textlich mit Authentizität. Genauso I Love My Go Pro, das jedoch nicht so derbe knallt... Zwischendurch immer wieder das herrliche Lächeln der hohen Stimme, als ob er sich selbst nicht ernst nehmen würde.
Die Singleauskopplung Verde ist zurecht als solche erschienen: Es hagelt einen treibenden Beat und satt aneinander gereihte Punchlines. Das Kiffen wird hier erneut zelebriert, obwohl das nüchtern auch schon stark ist. Laut Onlinelexikon kifft Marten seit Jahren nicht mehr. 
Inhaltlich richtig zu überzeugen weiß Chicken Terror. Denn um die Seriosität hinter der schwer ernst zu nehmenden Stimme, ist es vielleicht nicht immer zum Besten bestellt. Wenn dann jedoch der Song aus der Sicht eines Massentierhaltungshuhns erklingt und die Perversion dieser Industrie in Musik gepackt ist, kann man nur den Hut ziehen. Also: Mit dem Rauchen anfangen und mit dem Fleischessen aufhören. Die Takte, in denen die Marteria-Stimme für ein paar Worte erklingt, sind stark, da der Kontrast so eindeutig ist. Und: Wer kann sich schon selbst featuren?
In DBFDM (Der Beste Freund des Menschen) - wieder mit hervorragendem Gast! - reißt die Gesellschaftskritik nicht ab: "Willst doch nur bellen, beißen, spielen. Hast nur noch Augen für deinen besten Freund." Na, um wen geht es hier? Richtig, genauso hat man sich das vorgestellt.
Danach flacht das Album dezent ab, die Songs wie Hollyweed, Aus Dem Nebel oder Friede Seit Mit Dir ballern nicht mehr so wie zu Beginn. Das wird jedoch wieder aufgeholt mit Email und die Detektive, auch wenn gepicht wird ohne Ende, man muss es halt mögen. Vesper Gang strömt energiegeladen dem Ende des Albums entgegen.

Marsimoto war schon immer Geschmackssache und ist halt nicht so glattgebügelte Poprap wie Marteria. Durch diese gewisse Provokation und den experimentellen Charakter weiß er jedoch zu überzeugen. Nicht jedes Lied auf Verde ist ein Hit, der Gesamteindruck ist hingegen vollkommen überzeugend. Und wenn Marteria diesen Sommer auf Festivals unterwegs ist, kann man nur hoffen, dass er wieder ein viertelstündiges Marsi-Set einlegt. Könnte geil werde!

Marsimoto Tour 2019
07.02. Granada, Planta Baja
09.02. Amsterdam, Melkweg
11.02. Hamburg, Große Freiheit
12.02. Rostock, Moya
13.02. Bremen, Aladin
15.02. Köln, Palladium
16.02. Leipzig, Täubchenthal
17.02. Berlin, Columbiahalle
19.02. Hannover, Capitol
20.02. Dortmund, FZW
22.02. Frankfurt, Batschkapp
23.02. Stuttgart, Waagenhalle
25.02. München, Muffathalle
26.02. Zürich, Volkshaus
28.02. Wien, Gasometer
01.03. Prag, Lucerna Music Bar





Diesen Hit hat sich Chefket (leider) für seine eigene Veröffentlichung gesichert:

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