Montag, 20. Februar 2017

Yuksek - "Nous Horizon"

Foto: Yuksek
(ms) Die elektronische Musik wurde in den letzten Jahren durch das Radio kaputt gemacht. Durch das Radio und David Guetta. Und allen David Guetta-Derivaten wie Felix Jaehn oder Robin Schulz.
Bei solchen steilen Thesen höre ich schon die richtig dollen Club-Gänger aufschreien: Das kann man doch nicht alles in einen Topf werfen! Doch, kann man. Ich würde sogar so weit gehen und noch Alle Farben mit reinschmeißen. Es ist völlig belanglose an-den-Knöpfen-rumdrück-Musik, die austauschbar sind wie Wincent Weiss und Max Giesinger. Bei diesen Namen könnte ich auch sofort im Strahl kotzen, aber das ist ein ganz anderes Thema, das aber ohne schlechten Gewissens mit gleicher Vehemenz angegangen werden kann. Wenn man sich dann ein bisschen beruhigt hat, kommt man wieder zum Kern des eigentlichen Themas dieses Beitrages: Der elektronischen Musik.
Hiermit ist reine, pure, klare elektronische Musik gemeint, bei der auch viel an Knöpfen rumgedrückt wird, aber mit Kopf. Auch mit Herz für Klang, Rhythmus und Energie. Der Franzose Yuksek verkörpert dies und bringt am 24. Februar sein drittes Album "Nous Horizon" auf dem eigenen Label Partyfine heraus.



Bei aller Liebe zum Künstler und einem sehr gut gewordenen Album, kann man nicht behaupten, dass man seine Anfänge als Pianist dabei heraushört. Doch man merkt, dass er einen breiten Horizont hat, wie das Wortspiel im Albumtitel schon suggeriert (Ja, unser Horizont müsste auf französisch notre horizon heißen, Künstlerfreiheit erlaubt das aber). Er holt sich auch ganz bewusst Gäste mit an Bord wie die Bands Her und Juveniles und andere Sängerinnen. Yuksek selbst will sich insgesamt eher im Hintergrund aufhalten, was bei Elektrokünstlern, die auch live spielen, gut funktioniert, da sie hinter den von ihnen erzeugten Klang treten. Satte vier Jahre hat er sich Zeit genommen, um sein drittes Album zu produzieren. Untätig war er zwischenzeitlich natürlich nicht, hat Filmmusik komponiert, die Gorillaz remixt und ein eigenes Label gegründet.
13 Songs gibt es auf dem Album, die alle sehr ausgewogen sind. Bei einigen Titel müsste man das Genre "Easy Listening" neu beschreiben, die "Härte" von früheren Songs wie "Extraball" ist nicht mehr zu hören, macht aber nichts. Dafür ist viel Groove dabei, der jeden Banausen schnell zu packen vermag. Das sehenswerte Raumfahrt-Video zum Song "Live Alone" ist noch nicht mal eine tanzbar ausgewählte Single. Eher geeignet wären "We Love / Nous Horizon", "Sweet Addiction" oder "Break My Heart", die alle vor Popallüren nicht zurückschrecken, aber nicht so schmierig sind wie oben Genanntes.
Dieses Album kann also beides: Locker nebenbei laufen, aber laut durchaus dazu dienen die Hüfte in Bewegung zu setzen. Er bewegt sich dabei souverän zwischen seinen Landsleuten C2C oder den frühen Daft Punk oder dem ehemaligen Wahlwiener SOHN.
Die nächsten fixen Livetermine beschränken sich auf Frankreich, wir halten Euch aber auf dem Laufenden, falls er hier den Mob zum tanzen bringt!

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