Foto: facebook.com/prototyper.band |
Album des Jahres:
BARONESS – Purple
BARONESS‘ „Purple“ ist streng genommen schon Ende 2015
veröffentlich worden, aber genau deswegen hat mich das Album durch das ganze
Jahr 2016 hindurch begleitet. Ich habe die Band auf jener schicksalsträchtigen
Tour vor einigen Jahren live gesehen – eine oder zwei Wochen bevor der Unfall
mit dem Tourbus der selbigen ein jähes Ende setzte – und sie waren „on fire“! Und dann: Wunden und Brüche, sowohl physische
als auch psychische, und daraus resultierende Besetzungswechsel. Aber das Herz
blieb intakt – und überstrahlt alles! Man hört, auch dank der sehr
„natürlichen“ Produktion, jedem Ton auf
dieser Platte seine Wurzeln in der emotionalen Reise durch Wut, Trauer,
Frustration, aber auch Antrieb, Heilung und Selbstfindung an. Für mich ist es
ein unglaublich lebensbejahendes Album. Das besuchte Konzert im April diesen
Jahres war ein Triumphzug und so unglaublich intensiv. Wenn man in John Dyer
Baizley’s Augen sieht wenn er vor einem stehend diese Songs singt, möchte man
das Leben umarmen. Nicht nur das eigene, auch das aller anderen.
Songs des Jahres:
1. LEONARD COHEN – You want it darker
2. DAVID BOWIE - Lazarus3. NICK CAVE & THE BAD SEEDS – Distant Sky
Das Leben an sich führt natürlich unweigerlich zum Thema Tod. Womit wir bei meinen Songs des Jahres wären. Natürlich kann man sich bei meiner Liste ganz in „High Fidelity“-Tradition denken: „Geht’s noch offensichtlicher?“ – aber an diesen Künstlern und deren Auseinandersetzung mit dem Tod kommt man im Jahr 2016 nicht vorbei. Die genannten Songs sind somit in allen drei Fällen eigentlich nur exemplarisch für die kompletten Alben gedacht. Ist es bei Cohen und Bowie die eigene Sterblichkeit, so ist bei Cave der Verlust eines geliebten Menschen die Antriebsfeder. Während die beiden Ersteren ihren musikalischen Abschied scheinbar akribisch vorbereiteten und in sich ruhend in feinfühlig ausarrangierte Songs münden ließen, schreibt sich bei Cave der plötzliche Schock und die innere Zerissenheit auch in den ausgefransten, wild hingeworfenen Songskizzen fort. Die dazugehörige Dokumentation war eines der intensivsten Kinoerlebnisse, an dem ich teilhaben durfte. Bei Cave kann man gespannt sein, was noch kommt. Bei Bowie und Cohen ist nun „nur mehr“ Rückschau auf ihr sehr umfang- und einflussreiches Werk möglich.
Es schmerzt mich, dass ich aufgrund der Kürze der Liste und
der erwähnten Strahlkraft der genannten keinen Platz mehr an eine der vielen großartigen Frauen, die heuer tolle
Platten veröffentlicht haben, vergeben konnte. Deswegen sei eine hier im Text
genannt: Polly Jean Harvey’s „The Hope Six Demolition Project“ und die
dazugehörige Tour war ganz, ganz groß. Da geht’s auch nicht um Quote … die
würde eigentlich auch in die Liste gehören!
Während ich das hier schreibe, bin ich in Mitten der
Aufnahmen zur neuen Platte „Wounds“ meiner Band Prototyper. Wenn ich zurückblicke auf die Texte, die ich
im Laufe des Jahres für diese EP geschrieben habe bzw. jene Erlebnisse, auf die
sie zurückzuführen sind, finde ich wieder genau jene Themen: Frustration,
Angst, Eskapismus, Wunden aller Art – und trotz alledem: Lebensbejahung und
Heilung aus einem inneren Antrieb heraus. Kein Wunder also, dass die genannten
Songs/Alben bei mir heuer so resonieren. Aber ich denke das geht vielen so. Die
Platte erscheint laut Plan im März 2017.
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