Mittwoch, 7. Dezember 2016

Adventskalender, Türchen Nummer 7: Das Jahr des Prototypers

Foto: facebook.com/prototyper.band
(sf/mxf) luserlounge-Freund Martin ist selber Musiker und hat nicht nur deswegen einen etwas anderen Blick auf die Musikszene als so Stereoanlagen-Experten wie wir. Mit seinen beiden Bands Sympathy For Strawberry und Prototyper hatte der Wiener auch schon des Öfteren die Möglichkeit, internationale Bands (z. B.  Torche) als Support Act aus nächster Nähe zu erleben. Heute stellt er uns seine Highlights des Jahres 2016 vor und gibt auch direkt einen Ausblick darauf, was von seinen Bands im kommenden Jahr zu erwarten ist. Man darf gespannt sein, denn meistens setzt Martin noch einen drauf und liefert mehr ab, als er vorher angekündigt hatte. Natürlich werden wir Euch auch hier über die bevorstehenden Releases seiner Bands auf dem Laufenden halten.


Album des Jahres:

BARONESS – Purple
 
BARONESS‘ „Purple“ ist streng genommen schon Ende 2015 veröffentlich worden, aber genau deswegen hat mich das Album durch das ganze Jahr 2016 hindurch begleitet. Ich habe die Band auf jener schicksalsträchtigen Tour vor einigen Jahren live gesehen – eine oder zwei Wochen bevor der Unfall mit dem Tourbus der selbigen ein jähes Ende setzte – und sie waren „on fire“!  Und dann: Wunden und Brüche, sowohl physische als auch psychische, und daraus resultierende Besetzungswechsel. Aber das Herz blieb intakt – und überstrahlt alles! Man hört, auch dank der sehr „natürlichen“ Produktion,  jedem Ton auf dieser Platte seine Wurzeln in der emotionalen Reise durch Wut, Trauer, Frustration, aber auch Antrieb, Heilung und Selbstfindung an. Für mich ist es ein unglaublich lebensbejahendes Album. Das besuchte Konzert im April diesen Jahres war ein Triumphzug und so unglaublich intensiv. Wenn man in John Dyer Baizley’s Augen sieht wenn er vor einem stehend diese Songs singt, möchte man das Leben umarmen. Nicht nur das eigene, auch das aller anderen.
 



Songs des Jahres:

1. LEONARD COHEN – You want it darker
2. DAVID BOWIE - Lazarus
3. NICK CAVE & THE BAD SEEDS – Distant Sky

 

Das Leben an sich führt natürlich unweigerlich zum Thema Tod. Womit wir bei meinen Songs des Jahres wären. Natürlich kann man sich bei meiner Liste ganz in „High Fidelity“-Tradition denken: „Geht’s noch offensichtlicher?“ – aber an diesen Künstlern und deren Auseinandersetzung mit dem Tod kommt man im Jahr 2016 nicht vorbei. Die genannten Songs sind somit in allen drei Fällen eigentlich nur exemplarisch für die kompletten Alben gedacht.  Ist es bei Cohen und Bowie die eigene Sterblichkeit, so ist bei Cave der Verlust eines geliebten Menschen die Antriebsfeder. Während die beiden Ersteren ihren musikalischen Abschied scheinbar akribisch vorbereiteten und in sich ruhend in feinfühlig ausarrangierte Songs münden ließen, schreibt sich bei Cave der plötzliche Schock und die innere Zerissenheit auch in den ausgefransten, wild hingeworfenen Songskizzen fort. Die dazugehörige Dokumentation war eines der intensivsten Kinoerlebnisse, an dem ich teilhaben durfte. Bei Cave kann man gespannt sein, was noch kommt. Bei Bowie und Cohen ist nun „nur mehr“ Rückschau auf ihr sehr umfang- und einflussreiches Werk möglich.
 
 

Es schmerzt mich, dass ich aufgrund der Kürze der Liste und der erwähnten Strahlkraft der genannten keinen Platz mehr an eine der  vielen großartigen Frauen, die heuer tolle Platten veröffentlicht haben, vergeben konnte. Deswegen sei eine hier im Text genannt: Polly Jean Harvey’s „The Hope Six Demolition Project“ und die dazugehörige Tour war ganz, ganz groß. Da geht’s auch nicht um Quote … die würde eigentlich auch in die Liste gehören!
 
 
 
Während ich das hier schreibe, bin ich in Mitten der Aufnahmen zur neuen Platte „Wounds“ meiner Band Prototyper.  Wenn ich zurückblicke auf die Texte, die ich im Laufe des Jahres für diese EP geschrieben habe bzw. jene Erlebnisse, auf die sie zurückzuführen sind, finde ich wieder genau jene Themen: Frustration, Angst, Eskapismus, Wunden aller Art – und trotz alledem: Lebensbejahung und Heilung aus einem inneren Antrieb heraus. Kein Wunder also, dass die genannten Songs/Alben bei mir heuer so resonieren. Aber ich denke das geht vielen so. Die Platte erscheint laut Plan im März 2017.
 


 

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