sehr geschätzter Künstlerinnen und Künstler, ist es nun an der Zeit, selber mal das zu Ende gehende Jahr Revue passieren zu lassen. Für mich persönlich hat 2016 eine sehr erfreuliche Wendung genommen: nach gesundheitlichen und beruflichen Problemen zu Beginn des Jahres läuft es nun endlich wieder rund und ich habe auch wieder mehr Zeit, mich der Musik und der luserlounge zu widmen. Zudem kann ich den ca. 40-minütigen Arbeitsweg ideal nutzen, um mir neue Alben sowie alte Lieblinge zu Gemüte zu führen und im Kopf bereits die Texte zu formen, die Ihr dann hier zu lesen bekommt. Wie sagt man so schön: Win-Win-Situation!
Dank unserer tollen Partner im PR-Bereich - seien es nun Labels, Konzertagenturen oder sogar die Musiker selber - durfte ich viele neue Eindrücke sammeln, habe massenhaft frische, unverbrauchte Musik gehört, einige Bands für mich entdeckt, auf die ich alleine nie gestoßen wäre (exemplarisch dafür möchte ich THE BOYS YOU KNOW, KEEGAN und die großartigen CHAPTER 5 nennen), wurde aber auch an renommierte Acts wie PLACEBO oder ROBBIE WILLIAMS erinnert, die 2016 neue Scheiben auf den Markt brachten.
Aufgrund dieser Vielfalt fiel es mir auch richtig schwer, mich für das beste Konzerterlebnis des Jahres, die drei besten Songs und mein persönliches Top-Album zu entscheiden, aber watt mutt, datt mutt und hier ist meine Auswahl:
Konzert des Jahres
Glen Hansard und Markéta Irglová in Bregenz
Als kurz vor Mitternacht der Vorhang fiel, nahm ein unvergesslicher Abend sein Ende. Ich bin unendlich dankbar, dass ich dabei sein und dieses Konzert miterleben durfte. Ich hatte viel erwartet, aber das war noch so viel besser und gehört sicher zu den fünf tollsten Konzerterlebnissen meines Lebens. Einen ausführlichen Bericht könnt Ihr hier nachlesen.
Songs des Jahres
3. Moop Mama - Meermenschen
Als Teaser fürs neue Album "M.O.O.P.topia" luden Moop Mama schon vor der Veröffentlichung "Meermenschen" in der Proberaum-Version auf Youtube hoch und der Song und sein Text berührten mich vom ersten Augenblick an. In Zeiten wie dieser erachte ich es als ungemein wichtig, dass sich Künstler wie Keno & Konsorten auf intelligente und eloquente Art und Weise mit so wichtigen Themen wie dem Umgang mit Flüchtenden (ja, bewusst nicht "Flüchtlingen"!) auseinandersetzen. Ob man so engstirnige Mitbürger erreicht, die bevorzugt montags spazierengehen, vermag ich nicht zu beurteilen, aber allen Unentschlossenen wird ein neuer Denkanstoß geboten. So sehr mich PEGIDA, AfD und besorgte Bürger auch ankotzen, so froh bin, dass Künstler, Sportler (an dieser Stelle nochmal ein riesiges Dankeschön an Christian Streich, Trainer des SC Freiburg, für seinen bewegenden Appell), andere Prominente, aber auch zahlreiche Bürger wie Du und ich, unermüdlichen Einsatz zeigen, um Mauern in Köpfen einzureißen und ein friedliches und integratives Umfeld in Deutschland, Österreich oder sonstwo zu schaffen.
2. Tex - Wenn sie lacht
Tex kannte ich lange nur als Moderator des Formats TV Noir, hatte jedoch das Glück, ihn Anfang des Jahres zusammen mit der wunderbaren Phela live im Münchner Milla zu erleben. Ein bezauberndes Konzert zweier herausragender Künstler, wobei mir ein Lied besonders im Gedächtnis blieb: "Wenn sie lacht" ist einerseits unendlich melancholisch und traurig, ruft in mir aber auch positive, lebensbejahende Gefühle hervor und ist wahrscheinlich der Song, den ich dieses Jahr am häufigsten vor mich hingesungen habe. Tex ist ohnehin ein Phänomen: seine Texte sind zwar mitunter arg kryptisch, metaphorisch und für Außenstehende unverständlich und dennoch gelingt es ihm, direkt in die Herzen seiner Zuhörer vorzudringen.
1. dicht & ergreifend - Imma no
Zugegebenermaßen wurde "Imma no" (ebenso wie das Lied von Tex) keinesfalls 2016 erstmals veröffentlicht, aber für mich ist es dennoch der Song des Jahres, da er die gesellschaftliche Situation meines Erachtens perfekt auf den Punkt bringt. Wo sich Moop Mama den Themen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit eher feinfühlig annähern, holen die Niederbayern auch mal die Keule raus und reden Tacheles. Dass das Ganze dann auch noch im Dialekt vorgetragen wird, macht die Sache noch sympathischer, unmittelbarer und zugänglicher. "Imma No" ist eine Hymne gegen Engstirnigkeit, ungesunde Stammtischbräune, Dummheit, Vorurteile und Scheinheiligkeit - und für mich das musikalische und vor allem textliche Highlight des Jahres!
Album des Jahres
Matze Rossi - Ich fange Feuer
Im Jahr 2008 hörte ich das erste Mal etwas von (damals noch Senore) Matze Rossi, fand es gut, behielt den Namen im Gedächtnis, verlor den weiteren musikalischen Werdegang des ehemaligen Tagtraum-Sängers aber leider immer mehr aus dem Blick. Als ich mich dann aufgrund des bereits erwähnten Konzerts von Tex und Phela ein wenig durch die auf Youtube vorhandenen TV Noir-Videos klickte, blieb ich bei Matze Rossi hängen - und komme seitdem nicht mehr los von der Musik des zudem überaus sympathischen Schweinfurters. "Ich fange Feuer" ist für sich schon ein hervorragendes Album, das den Titel verdient, die Auszeichnung erstreckt sich jedoch zudem über das bisherige Lebenswerk des Unterfranken, dem es praktisch mit jedem Lied gelingt, mich persönlich anzusprechen, obwohl wir uns nie begegnet sind. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie es Musikern gelingen kann, ganz genau das auszudrücken, was andere Individuen bewegt - aber wahrscheinlich liegt es einfach lediglich daran, dass sie halt auch "nur" Menschen sind mit Sorgen, Problemen, aber auch Freuden und Hoffnungen wie alle anderen.
Lieber Matze, ich danke Dir sehr für Deine Musik, dafür, dass Du sie auch nutzt, um karitative Einrichtungen zu unterstützen, das Herz am rechten Fleck trägst, mit Leib und Seele Musiker bist und - zumindest soweit ich das aus der Ferne beurteilen kann - wirklich das bist, was Du da singst. Jedes einzelne Deiner Alben ist eine Herzensangelegenheit und das spürt man. An dieser Stelle möchte ich nicht verpassen, Euch auch auf die überaus geniale und wunderschöne 6-LP-Vinyl-Box "Komm wir singen so lang" aufmerksam zu machen, in der alle Alben und EPs zusammengefasst sind, die es bislang nur auf CD oder online gab.
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