Montag, 21. März 2016

Albrecht Schrader - Leben in der Großstadt EP

Der Scheitel sitzt bei Albrecht Schrader. Quelle: gastspielreisen.de

(ms) Kevin. Kevin ist kein Name wie jeder andere. Er ist der Inbegriff von Dummheit, Hauptschule, schlechtem Kleidungsstil, Rattenschwänzchen am Hinterkopf, miese Ernährung, Ostdeutschland und Perspektivlosigkeit. Allein Kevin Spacey ist ein cooler Kevin, Costner vielleicht auch. Der Großkreutz passt eher in den oberen Teil. Dann gibt's noch Boateng oder Kuranyi. Zu denen guckt man auch nicht neidvoll hoch. "Kevin allein zu Haus" war allerdings noch irgendwie cool. Da war der Name auch noch nicht so verbraucht. Niemand will heute Kevin heißen. Er ist zu sehr Synonym geworden.

Bei dem Namen Albrecht ist das anders. Wir schieben hier mal ein paar Vorurteilsschubladen auf und zu. Albrecht ist eher Wohlstand, Hochnäsigkeit, Porsche, reiche Eltern, konservativer Gegensatz zum Establishment, Golf spielen, in die Kirche gehen, vielleicht auch zu den Rotariern. Gut gespielt wird er von Alexander Schubert in der "heute-show" als Albrecht von Humboldt: erzkonservativ, unwitzig, geleckt gekleidet. Sorry, aber der folgende Albrecht sieht auch genauso aus.

Albrecht Schrader heißt wirklich so und spielt auch weder allein zu Haus noch im ZDF. Er spielte bislang eher in der zweiten Musikreihe. Er war bei Anajo, tourte vor kurzem mit Herrenmagazin, dreht beim NeoMagazin Royale beim Geekchester Knöpfe oder spielt dort mal Klavier. Seit geraumer Zeit ist er jedoch auch solo unterwegs. Vor vier Jahren hat er eine EP Namens "Jill McBain" veröffentlicht. Das ist an den meisten Menschen vorbei gegangen. Nun legt er mit einer neuen EP nach, die letzten Freitag über Staatsakt das Licht der Welt erblickt hat.
Was für Musik macht aber Albrecht Schrader genau?
Man könnte sagen: Klavier-Easy-Listening. Oder auch: Piano-Chanson. Oder: deutschsprachiger Keyboard-Pop. Alles stimmt so ein bisschen. Auf "Leben in der Großstadt" sind vier Songs zusammen gekommen, die sehr unterschiedlich sind.
Der Titelsong hat Groove und ist ein brandgefährlicher Ohrwurm. Man versucht auch krampfhaft sich die wortspielerischen Strophen einzuprägen, schafft es aber nicht. Ein toller Song über Städtebau. "Ohne Sprünge, ohne Bräuche" ist ein Duett mit Tiana Wagner, das beinahe etwas kitschig daherkommt. Und genau das ist ein gewisser Punkt. Schrader arbeitet und spielt mit Kitsch und doppeltem Boden. Das geht auf der B-Seite weiter. "Mit Theorie mit Phantasie" genauso wie das gesprochene "Pathos im Alltag" muss man mehrmals hören. Beim ersten Hören ist es seltsam, beim zweiten will man den Text verstehen, beim dritten geht es ins Ohr.

"Leben in der Großstadt" ist eine ungewöhnliche EP, die trotz ihrer inneren musikalischen Gegensetzlichkeiten, sehr rund daherkommt. Man muss sich unbedingt Schrader mit Band angucken, um das System zu verstehen. Denn Albrecht Schrader holt den zweifelnden Zuhörer schnell auf seine Seite mit Selbstironie und gelungenem Humor.

Hier bald zu sehen:

12.04. - Köln - Studio 672
13.04. - Hamburg - Kleiner Donner
14.04. - Berlin - Monarch


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