Samstag, 18. April 2015

Fiva & Olympique: This Is The Reason I Came

(sf) Als ich mir Ende Januar mein Ticket für das Fiva-Konzert im Lindauer Club Vaudeville kaufte, war von Olympique als Vorband noch keine Rede. Wie Ihr Euch sicher vorstellen könnt, war die Freude meinerseits natürlich riesig, als die Österreicher bestätigt wurden, denn eine recht viel geilere und sympathischere Kombination ist kaum vorstellbar. Und ich wurde nicht enttäuscht: großartig wars und selbst jetzt, Stunden nach dem Konzert, hab ich noch ein fettes Smiling im Gesicht und den Kopf voller Melodien.

Keine Ahnung, wie lange ich den Club Vaudeville schon kenne, aber 20 Jahre sind es bestimmt. Gestern war ich dann endlich das erste Mal selber da und habe mich von Anfang an wohl gefühlt. Politik ist allgegenwärtig und man kann sich sicher sein, keine rechten Spacken um sich zu haben, was die Laune augenblicklich hebt. Langsam aber stetig füllte sich der Barbereich (dieses Fidelio von der Härle Brauerei aus Leutkirch ist übrigens ein geiles Zeug...) und nach Öffnung der Halle strömten die knapp 500 Besucher rüber in die Halle, wo Olympique um 21 Uhr ihr Set begannen.

Flashback 1: Februar 2015, Lustenau - die Salzburger rocken den Carinisaal in Lustenau, überzeugen musikalisch, menschlich und haben eine sehr geile Videoinstallation am Start, die perfekt zur Musik passt und die Stimmungen ideal unterstützt. Ein überraschendes und überragendes Konzept für so eine Newcomer-Band!

Diesmal müssen Olympique ohne Leinwand auskommen, haben nur gut 30 Minuten Zeit und müssen
ein Publikum für sich gewinnen, das nicht ihretwegen da und eher rap-affin ist. Als wenn es nichts wäre, gelingt es der Band aber, die Leute zum Mitwippen zu bewegen und erntet weit mehr als nur wohlwollenden Applaus. Die Jungs habens einfach drauf und hätten sicherlich einige Shirts verkauft, wenn diese nicht im Schweizer Zoll hängengeblieben wären. Es ist schon erstaunlich, wie viele potenzielle Hits die mittlerweile zum Quartett gewachsene Band bereits jetzt im Repertoire hat und mit welcher Leidenschaft sie bei der Sache ist. Ich kanns nur immer wieder sagen: die können es auch international schaffen. Da verzeiht man Sänger Fabian sogar gerne, dass er Lindau mit Lustenau verwechselt...

Nach einer kurzen Umbaupause setzt der Beat ein, Nina, DJ Radrum und ihre tolle Band entern die Bühne und von der ersten Sekunde an herrscht Euphorie. Ich weiß nicht, wie Fiva das jedes Mal wieder schafft, aber man nimmt ihr die Freude einfach ab und zweifelt nicht einen Moment daran, dass sie ein riesigen Spaß an dem hat, was sie da macht.

Flashback 2:September 2014 - ein regnerischer Tag in Oberschwaben und ausgerechnet da fand das Umsonst & Draußen in Weingarten mit Fiva als Headliner statt. Lange haben wir überlegt, ob wir uns den Matsch, die Nässe und die Kälte antun sollen, fuhren dann aber doch und waren pünktlich da, als Nina die Bühne betrat. Und siehe da: der Regen hörte auf und die Party konnte starten.

Auch dieses Mal verwandelt Fiva den Saal in eine Partymeile, genießt jeden Augenblick und zieht das Publikum in ihren Bann. Man begegnet sich auf Augenhöhe und trotz reichlich Erfahrung im Business (Musik, Poetry Slam, Radio, TV) hat man zu keiner Zeit den Eindruck, Nina sehe sich als Star. Ganz im Gegenteil: sie verlässt zeitweise sogar die Bühne in Richtung Zuschauer, fordert zum Tanz auf, klatscht ab, lacht über sich selber und ist einfach bezaubernd. Ihr geniales Phantom Orchester hält ihr dabei 90 Minuten lang den Rücken frei, rockt den Club Vaudeville vom Allerfeinsten und brilliert, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen.

Man lacht mit Nina, vergießt bei "Dein Lächeln verdreht Köpfe" Tränen der Rührung, beim (aus meiner Sicht) Überhit "Phoenix" herrscht aufgrund der Thematik respektvolles Schweigen bis über den letzten Ton hinaus und bei "Einen Sommer lang nur tanzen" wird genau das getan wie lange nicht. Als bei der letzten Zugabe auch noch Julia Viechtl, ihrerseits einst Mitglied der Band Fertig, Los! die Bühne betritt und mit Nina ein Duett singt, ist das Glück perfekt! Schon damals sind wir ganz gut miteinander ausgekommen und ich habe mich riesig gefreut, sie nach Jahren - und dann auch noch so unverhofft - wieder zu treffen.

Nach dem Konzert wurde der Merch-Stand geplündert (Vinyl!) und auch beide Bands gaben sich ein Stelldichein, was von zahlreichen Besuchern zum netten Plausch genutzt wurde. Ich finde es jedes Mal wieder sehr toll, wenn sich Musiker nach dem Auftritt die Zeit nehmen, sich mit ihren Fans zu unterhalten und das auch noch über das bloße Signieren von Alben oder Shirts hinausgeht. Auch in dieser Hinsicht sind Olympique und Fiva etwas ganz Besonderes, denn alle Künstler waren mindestens eine halbe Stunde in Gesprächen beschäftigt, bevor sie sich ganz unprätentiös unters Partyvolk mischten.

Das Beste ist noch nicht vorbei und wir sehen uns wieder. Vielen Dank für diesen ganz besonderen Abend!


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