Live im Uebel und Gefährlich am 3.10 |
Nun ja. Kleiner Schwenk.
Das letzte Konzert einer Band. Der wirklich allerletzte Gig. Für immer. Das ist echt übel. Aber Bratze haben es genau richtig gemacht und haben einen einzelnen Abend genommen, um genau das durchzuziehen. Die Scorpions spielen gefühlt seit zwanzig Jahren ihre Abschieds-Tournee. Was für tolle Bands gab es nicht alle schon, die einfach so versunken sind ohne ein Wort zu sagen, die es plötzlich einfach nicht mehr gab, keine Infos im Netz, kein Ton. Stattdessen spielen sie vereinzelt irgendwann irgendwo in neuen Konstellationen weiter. Daher nochmals: Bratze haben alles richtig gemacht, gesagt es ist Schluss und diesen dann auch fulminant abgefeiert.
Das Uebel und Gefährlich ist ein legendärer Club im vierten Stock, eine durchaus würdige Location für zwei Wahl-Hamburger, um einen Schlussstrich zu ziehen. Relativ zügig war der Club auch rappelvoll. Mit "UNS", der Zweitband des Petula-Sängers, ging es stimmungsmäßig schon gut ab. Und: die Temperatur im Club stieg. Und das ist kein Scherz. Es war in kürzester Zeit so verdammt warm darin, dass sicherlich jeder nach 20 Minuten das erste Mal komplett durchgeschwitzt war.
Und dann ging es los, der Anfang vom Ende. Frenetisch wurden die Protagonisten des Abend empfangen und gingen sofort in die Vollen. 90 Minuten Bratze, 90 Minuten Vollgas, 90 Minuten Eskalation auf und vor der Bühne. Hits ohne Ende, laut, brachial, genauso wie es sein soll. Zitate, Strafplanet, Die auswendigen Muster, Menschen im Minus, Jean Claude, Filzlaus, Im Auge des Lachs. Wahnsinn. Die Titel und Texte von Bratze waren immer genau so verwirrend wie tiefgehend. Zwischen den lauten, derben Beats schien immer wieder allerfeinste Sozial- und Gesellschaftskritik zu, zu der man wirklich feiern konnte. Wahrscheinlich das prägnanteste Merkmal der Band. Was nicht fehlen durfte war natürlich, dass Johannes von Frittenbude zu "Insel" mit auf die Bühne kam. Vor der Bühne: Crowdsurfing, Moshpit, Circlepit, gefühlt 80 Grad bis wirklich zum Ende irgendwann der Schweiß von der Decke tropfte. Irgendwie geil, irgendwie ekelig.
Bratze.
Das war es nun also. So ein Dreck.
Aber: Danke für sieben grandiose Jahre voller Energie, lauter Konzerte, wilder Mosherei, Ekalation mit Köpfchen. Man mag ja immer schreiben, Rest in Peace. Doch für Bratze sollte das Gegenteil gelten, sie sollen ewig weiterleben. Auf Partys, zu Hause, überall. Bis man zu dem kitschigen Zeitpunkt kommt, seine Kinder auf den Schoß nimmt und sagt: "Sag mal, soll ich dir mal richtig geile Scheiße zeigen?" Dann "Korrektur nach Untern", "Highlight", "Waffe" oder "Kraft" auflegen, aufdrehen und sagen: Ich war dabei!
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