Sonntag, 6. Oktober 2013

Erdmöbel besingen Kung Fu Fighting. Jetzt echt?!

(ms) "Wir arbeiten so lange an einem Lied, bis es allen aus der Band gefällt." Das ist eine ehrenwerte Aufgabe und man hört von vielen Bands und Musikern, dass sie nach einigen Jahren Abstand von eigenen Liedern nehmen, da sie sie nicht mehr gut finden oder sie einfach nicht mehr passen. Eine harte Aufgabe also, die sehr viel Zeit, Geduld und musikalisches Know-How fordert. Die Kölner Band Erdmöbel haben sich dieses Motto auf ihre Fahnen geschrieben und ernten seit Jahren höchste, allerhöchste Loblieder nicht nur aus den gängigen Musikfachzeitschriften sondern in einer gefühlt noch höheren Anzahl aus den etablierten Feuilletons der ZEIT, Welt, FAZ und, und, und...

Quelle: erdmoebel.de
Nun gibt es ein neues Album von Wolfgang Proppe, Ekimas, Markus Berges und Christian Wübben. Es hört auf den Namen "Kung Fu Fighting". Was soll das denn? Eine Hymne auf Carl Douglas? Ist das denn mit ihm abgestimmt? Doch wer die gleichnamige Single kennt, weiß, dass es damit überhaupt nichts zu tun hat. Nachdem sie vor einigen Jahren ein Album mit Coversongs rausbrachten, hätte man dies zumindest vermuten können.
Aber jetzt mal von vorne.
Fangen wir beim Klang an. Und hier kommt die erste von vielen Schwierigkeiten, die diese Band ans Tageslicht bringt. Diese vier Musiker sind nämlich so unsagbar gut und mischen diverse Sounds aus unterschiedlichen Stilen miteinander, dass es unmöglich scheint, den Erdmöbel-Klang in ein Wort zu packen. Pop ist zu wenig. Easy Listening, Sixties, Boogie oder doch schon am Schlager angeeckt? Nein, alles nicht. Und doch alles zugleich eventuell. Man muss es hören und dann begreifen, dass Erdmöbel etwas Eigenes geschaffen haben, das so gut ist, dass es sich zum Glück in keine Schublade stecken lässt. Neben der klassischen Besetzung Schlagzeug, Gitarre, Bass, Klavier, Gesang nehmen die Posaune und seit diesem Album die Querflöte einen großen Teil an. Und es passt hervorragend.

Quelle: egofm.de
Schwierigkeit Nr. 2: Die Texte. Hier schafft es Markus Berges doch tatsächlich in zeitgenössische Musik und ihre Texte Vokabeln à la "Schiffsschraubenschaum", "Batmans Prothesen", "Hauhechelbläulinge", "Ypsiloneulen", Kaffeesatzversicherung", "Glutamatcracker" und, und, und, einzubauen. Wahnsinn! Da die Musik sehr gut ins Ohr geht und gerne auch mal dort bleibt, braucht man einige ruhige Momente, um sich die Texte durchzulesen. Wenn man sie dann noch versteht: Hut ab! Berges nimmt den Höhrer nicht nur mit auf eine Reise an unterschiedliche Orte, wie nach Oer-Erkenschwick, Emsdetten oder Guangzhou, sondern er fordert auch viel vom Höhrer. Für das Lied "Vivian Maier" sollte man eben schon wissen, wer das ist. Und dass es sich dabei um eine amerikanische Underground-Fotographin handelt, deren Werk erst posthum  bekannt wurde, ist der nächste Schritt.
Hier sei angemerkt, dass es Zeit braucht, um irgendwann mal die Lieder mitzusingen. Das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der Grund, warum die Band von Intellektuellen mehr wahrgenommen wird als vom Indie-Kid.

Eine weitere Devise der Kölner ist, dass das nächste Album immer besser sein soll, als das vorherige. Nun war "Krokus" von 2010 ein unfassbar geniales Album. Kann "Kung Fu Fighting" da mithalten?! Eine gute Frage. Für ein abschließendes Fazit kann man für das Album als allein stehendes sagen: Ein weiteres großes Album, das der deutschsprachigen Popmusik voranläuft und als Maßstab gelten sollte.

Anspieltipps: "Blinker", "Kung Fu Fighting", "Zollstockbad"

Die luserlounge meint: 9/10!


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