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I guess this sounds good on the dancefloor
Aber den Sheffielder vorpubertären Punk- Britrock ließen die
AM´s nicht stehen wie etwa ihre Frisur am Morgen, sie feilten an ihrem Sound, der mittlerweile
so exakt wie Alex Turner´s Pomadenfrisur sitzt. Einen höchst wandelbaren Prozess sind die AM´s
da durchlaufen. Die Band klingt jetzt moderner, basslastiger, glatter, poppiger. I guess this sounds good on the
dancefloor. Wer braucht da noch Peter Crouch als Inspiration? Aber wenn
man selbst im Club auf der korpulenten Brünetten mit Zahnspange nicht mal mehr sein
Bier auf ihrem Arsch abstellen kann, weil der Bass ihre Hüften so massiert, das
Kelly Slater zum Surfen vorbeikommt, kann man sich sicher sein, dass der Sound
gehörig grooved. Grooved die Platte in Richtung Eintönigkeit? Nein. Man kann sich getrost mit den Buddies in die heiligen vier Wände
verziehen und die Seele baumeln lassen. Auch die Pausen gehören zum Rhythmus. Oder einfach nur sauer sein,
wenn der beste Freund wieder nur anruft, weil er stoned irgendwo auf der Bank
sitzt und nicht nach Hause kommt. Alex Turner hat ein ums andere Mal seine
dylan´schen anmutenden rhetorischen Fertigkeiten unter Beweis gestellt und
treibt selbst gestandenen Männern die ein oder andere salzig schmeckende
Träne über die Wange. Vor Rührung. „My days end best when the sunset gets itself behind that
little lady“ sind einfach zu wahre und zu schöne Zeilen, die selbst den Eisberg vor der Titanic zum Schmelzen gebracht hätten.
From AM to AM
Hinsichtlich genialer Rhetorik hat sich eine andere AM diese
Tage auch hervorgetan. Mit dem Schlussatz „Sie kennen mich“, verwies Angela
Merkel – pardon AM – Peer Steinbrück in dessen ungewollte Schranken. Floskel hier, Phrase da, Inhaltslosigkeit und Angepasstheit zum Einen, kann man AM zum Anderen ihre außenpolitischen Merkelnomics durchaus zu Gute
halten. Wie kann man aber auch eine Nörglergesellschaft, die unserige, der es eigentlich gut geht, den Stempel aufdrücken?
2005 war ein wichtiges Jahr für Beide. Die AM´s bekamen ihren ersten
Plattenvertrag, AM wurde auf den deutsch-imaginären Thron gehievt. Das war´s
dann aber auch mit oberflächlichen Gemeinsamkeiten. Die Unterschiede sind
signifikanter.
Als Band sollte man immer seinen eigenen (musikalischen) Weg
gehen, wenngleich das auch nicht immer auf Begeisterungsstürme bei den bereits
vorhandenen Fans stößt. In der Politik flanieren der Wandel und der Populismus Hand in Hand über die großen Bühnen (Grüße
an dieser Stelle an Drehhofer äh Seehofer), während die Authentizität einsam vor sich hinkauernd ein tristes Dasein im Kerker fristet. In der Musik ist das anders. Bands dürfen und sollen sich sogar neu
definieren, ohne den Idealismus dabei aus den Augen zu verlieren. Man braucht hier
keinen Wendehals, vielmehr Aufnahmefähigkeit, um verschiedene Einflüsse geltend zu machen. Kurzum, Vielschichtigkeit und Wandelbarkeit sind begehrliche, musikalische Eigenschaften, um sich von dem Einheitsbrei differenzieren zu können.
Das neue Album der Arctic Monkeys ist sicherlich anders als
erwartet, aber fuck, wo würden wir hinkommen wenn wir nur Altbekanntem eine
Chance geben würden? Das neue Album bringt frischen Wind, ist absolut Album of
the year tauglich, obgleich eine Eingewöhnungsphase von Nöten ist. Entweder oder. Manchmal muss man eben etwas
Neues probieren, um sich treu zu bleiben. Das
Altbekannte ist zwar die bequemste, aber nicht immer die beste Lösung. Wir alle haben eine Stimme, aber können wir uns damit auch vom bequemen Weg lossagen?
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