![]() |
| Foto: Tim Cavadini |
Am 24. Oktober veröffentlicht Tristan Brusch sein neues Album Am Anfang und beendet damit die Am-Triologie. Nach dem Rest und dem Wahn nun der Anfang.
Wenn Tristan Brusch singt, dann passiert etwas. Dann verändert sich das Koordinatensystem. Dann verschieben sich die Erdplatten. Dinge wechseln den Aggregatzustand. Das liegt an mindestens drei Dingen. Das Erste ist das Arrangement seiner Musik. Chanson? Kammer-Pop? Wie man es auch nennen mag, seine Klangwelten gehen nah, sind toll aufgebaut. Keine klassische Pop-Besetzung, das wird spätestens klar, wenn er live auftritt. Dann fehlt da unter Umständen ein Schlagzeug, dafür tauchen aber mehrere Bläser auf, ein Kontrabass, Klavier. Insbesondere die Streicher sorgen auf den neuen Stücken immer wieder für viel Tiefe. Das Zweite ist natürlich seine Stimme. Mein Gott, Gänsehaut pur, wenn sie so angenehm tief erklingt. Dazu hat sie ein unverkennbares Timbre! Das dritte Element: Seine Art zu texten. Mit wenigen Worten schafft es Tristan Brusch eine Szenerie zu eröffnen. Zudem schafft er es immer wieder mit ungewohnten Wortkombinationen erstaunlich große Präzision zu entfachen!
Grundsolider Schläger, die erste Single dieser Platte, ist der Opener des Albums und obendrein ein ganz phantastischer Track! Hier entfachen die Streicher schon die typische Tiefe der Brusch-Lieder. Hier erzählt ein Gegenüber des lyrischen Ichs, dass Tristan sich doch keine Sorgen machen müsse, er komme schon zurecht - zur Not auch mit den eigenen Fäusten. Vierzehn kommt dann früh als das Highlight seines neuen Werks daher. Ein Stück, auf dem der Musiker beweist, wie wenig Worte er braucht, um die Szenerie der Jugend zu eröffnen. Eine Zeit der Langeweile, des Verliebtseins, des über-den-Dingen-Stehens, der ungeheuren Wichtigkeit in allem. Hiermit katapultiert er alle Hörenden im eigenen Leben zurück, ob sie wollen oder nicht. Die unaussprechliche Macht der Musik schlägt hier eiskalt zu - wie wunderbar! Dazu ein Arrangement, das die große Welt, in der man sich damals sah, ganz phantastisch zeichnet.
Tristan Brusch ist ja auch einer der Musiker, bei denen man sich schnell fragt: Wie viel vom Menschen, der diese Musik macht, steckt auch in den Texten? Ich vermute - einfach aus Bauchgefühl - dass die Stücke, in denen keine private Handschrift mitschwingt, verschwindend gering sind. Lyrisches Ich und Texter sind eine Person. Und wenn er auf Wasser Und Licht - so heißt sein eigenes Label nun auch - „Ich möchte nie wieder ans Ufer zurück“ singt, dann glaube ich ihm das. Dass das Wasser der Ort ist, wo er sich von allem zurückzieht.
Auf diesem Album geht es wieder viel um die Liebe und all ihre Formen. Danke, Dass Du Mich Nicht Aufhörst Zu Lieben… da spricht der Titel ja schon für sich. Ein Lied über das Geben und Nehmen in einer Beziehung, über die Frage, ob die Liebe des anderen verdient sei oder eben nicht. Fragen, die weh tun können. Ein Lied über Demut und Dank und der Frage: Warum liebst du mich, wenn ich immer wieder so mies bin zu dir? Vielleicht weil es der Sinn des Lebens ist: Lieben und geliebt zu werden. Zumindest singt er davon auf Geboren Um Zu Sterben. Ja, vielleicht ist es so leicht und so schmerzhaft und so schön. So schön, dass die Liebe uns stets beschützt. Und hier ist kein Kitsch in Sicht, sondern nur Aufrichtigkeit. Wer oder was rettet uns denn, wenn die dunkle Nacht beginnt?! Eben. Genauso besingt er es in Die Lange Nacht. Hier zieht er sehr geschickt rote Fäden durch das eigene Schaffen.
So ist Am Anfang ein weiteres Album, auf dem Tristan Brusch großes Fingerpritzengefühl beweist, wenn es ums Arrangieren großer Melodien ohne viel Gewese geht. Ein Album, für das die Zeit wieder stehen bleibt, weil es so schön ist, zuzuhören. Auch wenn es manchmal zwickt. Er schenkt uns neue Lieder, in denen die Liebe viel Raum einnimmt, in all ihren Facetten und all ihrer Wichtigkeit für uns menschliche Menschen. Das klingt nicht nur auf Platte wahnsinnig nah und direkt, sondern das wird es live auch wieder tun, wenn er kommendes Jahr auf Tour geht:
11.03.2026 Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld
12.03.2026 Essen, Zeche Carl
13.03.2026 Bremen, Lagerhaus
14.03.2026 Hamburg, Mojo Club
18.03.2026 Dresden, Beatpol
19.03.2026 Erlangen, E-Werk
20.03.2026 München, Ampere
21.03.2026 Stuttgart, Im Wizemann
22.03.2026 Wiesbaden, Schlachthof
26.03.2026 Magdeburg, Moritzhof
27.03.2026 Leipzig, UT Connewitz
28.03.2026 Berlin, Huxleys

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.