Quelle: ventil-verlag.de |
Also: Worum geht es?
In dutzenden Beiträgen beschreiben ProtagonistInnen aus dem queer-feministischen Rap im deutschsprachigen Raum ihr Dasein. Jeder Beitrag ist einzigartig. Das nicht nur dadurch, dass natürlich alle Schreibenden Unikate sind, sondern auch völlig frei stand, wie sie sich einbringen wollen. Es gibt bis auf dieses sehr grobe Thema keinen roten Faden. Alle können so wie sie wollen. Und alle sind so wie sie sein wollen. Ob es nun ein Songtext von Babsi Tollwut, ein Interview zwischen sookee und Kreosin95, ein Brief von Sir Mantis oder die Geschichte von FaulenzA ist... dieses Buch ist genauso vielfältig wie queer-feministischer Rap an sich. Oder queerer Feminismus. Alle definieren es so, wie es am besten passt. Auch wenn es an einigen Stellen so scheint, hier widerspricht sich nichts. Nein. Vielmehr ergänzen sich die Beiträge zu einem großen Bild. Ein Ganzes ist es nicht immer. Schwer zu sagen, ob alle Schreibenden sich kennen. Viele sind miteinander vernetzt. Es geht (aus meiner Sicht nach der Lektüre) eher um Sichtbarmachung. Denn eines ist ja klar: Rap hierzulande ist ein brutal männlich dominiertes Genre. Hasserfüllt und aggressiv obendrein. Oft gegen Frauen und Geschlechter, die nicht klar zu benennen sind. Ekelhaft.
Eine der wichtigsten Aussagen des Buches ist also: Wir sind hier. Und wir sind viele. Wir sind reflektiert und klug. Und wir werden immer lauter und werden niemals nachgeben!
Dieses Sichtbarmachen und Lautsein findet auf vielen verschiedenen Ebenen statt. Viele sind als AktivistInnen am Start, andere organisieren im Hintergrund und viele stehen wiederum auf der Bühne und zeigen sich und ihre Kunst. Dass es nur zum Teil eine einheitliche Szene ist, zeigt am eindrücklichsten der Beitrag von That Fucking Sara. Das muss am besten selbst gelesen werden, da ich es nicht passend wiedergeben kann.
Zwischendurch beim Lesen dachte ich: Puuhh, das zieht sich aber ganz schön. Dann musste ich das Hirn lüften und die Augen öffnen, um mich zu besinnen, wie falsch dieser Eindruck ist. Er entstand sicher durch die hohe Anzahl an (zum Teil recht kurzen) Beiträgen. Spannend ist das Buch dennoch - oder deswegen. Denn jeder Beitrag ist ein weiteres Steinchen, das ein riesiges Mosaik zusammensetzt. Und dieses Bild ist noch lange nicht fertig. Super spannend wäre es, in beispielsweise fünf Jahren einen weiteren Band erscheinen zu lassen mit den Fragen: Was hat sich geändert? Wie laut sind wir? Sind die ganzen Macker immer noch am Start, so sichtbar, tonangebend und erfolgreich?
Dies ist also mehr als lesenswert. Für mich war es erlebenswert. Ab und zu mag ich behaupten, mich mit Musik einigermaßen gut auszukennen. Mit Rap aber nicht. Mit queer-feministischem Rap also schon gar nicht. Das hat sich nun wenigstens ein bisschen geändert. Und Musik bleibt ja auch immer Geschmackssache. Durchgehört habe ich mich bei vielen der AutorInnen. Am stärksten hängen geblieben für mich ist Yasmo - das finde ich ganz hervorragend. Auch eindringlichem Rap wie von Lena Stoehrfaktor kann ich einiges abgewinnen.
Also: Holt euch dieses Buch, lest es, verschenkt es, studiert es, seid bitte bitte begeistert!
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