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(ms) Die beiden Schreiber der luserlounge sind sich nicht immer einig in dem, was man so gut findet. Klar, normal. Geschmack. Insbesondere bei Musik. Es gibt auch nicht allzu viele gemeinsame KünstlerInnen, bei denen wir beide direkt Schnappatmung bekommen, wenn es etwas Neues gibt. Doch ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass uns beiden bei Monta der ein oder andere Herzschlag abhanden kommt. Tobias Kuhn ist einfach eine unscheinbare lebende Legende. Was waren Miles ihrer Zeit voraus, was hat er in seinen Solo-Veröffentlichungen für Lieder geschrieben, die mit einer wunderschönen, zeitlosen Melancholie gesegnet sind. Zwischen Traurigkeit und Liebeslied - Tobi Kuhn gelingt das alles. Er produzierte Uhlmann und Die Toten Hosen und ist aktuell mit The Kooks im Studio. Würzburg weltweit. Say Goodbye ist anscheinend ein etwas älterer Track, der aber jetzt erst ans Tageslicht kam. Dem Lied liegt die gute, alte Monta-Atmosphäre inne. Wunderbare Schwere, leichter Schwermut, tiefe Gefühle und jede Menge Aufrichtigkeit ohne Kitsch. Also bitte: Heavy Rotation! Danke!
PS: Da kommt natürlich der alte Hoffnung auf eine neue Platte auf. Die Wahrscheinlichkeit ist gering, doch das freudige, leise Warten hält an.
(ms) Wo fängt man an, wenn man über Mine berichten möchte? Gute Frage, schwere Antwort. Seit Jahren schärft sie mit ihrem Output ihr eigenes Bild einer kompletten Künstlerin. Zudem war sie für mich persönlich die absolute Heldin der Lockdown-Kunst. Ihre Quarantöne-Songs sind perfekt eingespielt, haben teilweise noch mehr Dichte bekommen, großartig und berührend! Mine ist halt jemand, der ungern Dinge alleine macht. Anstatt ihre neue Single Unfall mir-nichts-dir-nichts in den digitalen Raum zu hauen, veröffentlichte sie bereits im Dezember Text, Arrangement und Noten und war gespannt, was andere daraus machen. Ich mein: Wie cool ist das denn?! Dadurch kitzelt sie natürlich auch das künstlerische Potential Anderer heraus - es ist aufgegangen.
Seit gestern ist nun ihre eigene Version zu sehen und hören. Sie lässt einen baff zurück. Verzweifelt, dystopisch, hoffnungslos. Natürlich gibt es viele tolle Dinge, die auf der Erde gut laufen, keine Frage. Doch Mine sagt eben auch wie es ist: Viel zu viel läuft schief, die Welt brennt. In drei Minuten und vierzehn Sekunden stellt sie die großen Fragen: Freiheit, Hunger, Elend, Geborgenheit. Das Spannende hierbei sind die Gegensätzlichkeiten des Videos, dessen Optik mir nicht zusagt, doch die Botschaften sind knallhart. Es ist kritisch, selbstkritisch. Bei all den Fragen, die sie aufwirft, kann man behaupten, dass Mine sich auf der Seite der Privilegierten sieht. Hand auf's Herz: Ich bin es auch. Die nächste große Frage: Was stelle ich damit an? Nicht nur der Text haut direkt in die Magengrube - das ist ihre eine große Stärke: Mine ist eine phantastische, feinfühlige und knallharte Texterin. Und - ich lehne mich etwas aus dem Fenster - eine noch bessere Musikerin: Die Instrumentierung, die Dynamik dies Liedes sind bestechend. Fängt es verhältnismäßig dezent an, so steigert es sich immer weiter. Die Hoffnungslosigkeit des Textes wird durch die Dramatik der Musik ergänzt - das hier ist wahre Kunst. Ganz groß. Punkt.
Die Platte Hinüber erscheint am 30. April. Jetzt schon ein heißer Anwärter für Album des Jahres. Keine Übertreibung!
(ms) Wann, wenn nicht jetzt sich einmal völlig von der Realität entsagen?! Genau! Zeit ist ja hoffentlich da. Ablenkung ist notwendig und halt nur rar zu finden. Ein Glück, dass es Bands wie Mono gibt. Seit zwanzig Jahren prägen sie ihren eigenen Stil. Klingt komisch, ist aber so. Man könnte sagen, dass Mono eine härtere Entwicklung von Post-Rock erfunden haben und ihre eigenen Meister sind. Groß, cineastisch, fulminant, bildgewaltig. Und das alles weitestgehend ohne Gesang, sondern auch mit viel Krach, der sich perfekt mit Harmonie verschmolzen hat. Am 19. März veröffentlicht die Band eine absolute Rarität für jedermann: Ein Livekonzert mit Orchester! Das haben sie selbst nur wenige Male auf die Bühne gebracht, nun teilen sie es mit allen, die wollen. Und das Wollen wird belohnt. Der Trailer von Beyond The Past ist schon vielversprechend, Kenner der Band wissen, dass es breit und groß und phasenweise erdrückend sein wird. Wir dürfen schon die ganze Platte hören und können behaupten: Legt euch diese Platte zu, kapselt euch für zwei Stunden (!) ab und genießt dieses Klagereignis. Zur Veröffentlichung kommt dann eine ausführlicher Hörempfehlung!
(ms) Was klingt wie eine etwas langsamere Vereinigung von Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen und Bernd Begemann mit mehr elektronischer Gitarre und Drive ist niemand geringeres als Henning Seldmeir. Und der singt mitten aus seinem Leben. Die Neuen Alten ist eine Hymne auf die eigene Generation. Da hat er wohl gemerkt, zu welcher Gruppe er gehört mit 54. Ein paar Jahre älter und er hätte FFP2-Masken geschenkt bekommen qua Alter. So ist es. Er singt einfach darüber, wie es ist. Ist das nicht phantastisch? Hier werden keine Hirnwindungen künstlich verschraubt und neu zusammen gelötet bis man gar nichts mehr versteht. Ein Indierock-Song, wie er im Buche steht. Irgendwo zwischen harter Realität und "fick dich ins Knie". So einfach - so genial.