Freitag, 25. August 2023

KW 34, 2023: Die luserlounge selektiert

(ms/sb) Dies ist ein Platzhalter. Und dieser Platzhalter, diese kleine Einleitung, die oft nichts direkt mit Musik zu tun hat, hat diese Woche kein Thema, weil die Idee fehlt. Trump mal wieder angeklagt? Putsch in Niger? Der mögliche Tod des Wagnerchefs? Streit in der Politik? Ätzendes Wetter zwischen Regen und Hitze? Aufregen über Nebensächlichkeiten? Keine richtige Meinung finden zum aktuellen Spiel von Sankt Pauli? Geschichten der Handwerker, die bei mir werkeln? Geschichten aus dem Beruf?! Nein, die gibt es heute alle nicht, sondern mal wieder richtig gute Musik. Voilà:
 
Calman
(sb) August 2020, Kann grad nich - Schockstarre! Was für ein geiles Album von A bis Z! Damals wurde das Thema "Verantwortung" in allen Facetten beleuchtet, diesmal dreht sich (fast) alles um die "Sehnsucht". Ich mag, wie Calman rappt und ich mag, wie er es tut. Auch diesmal fühle ich mich bestens unterhalten, aber nicht ganz so gut abgeholt. Vielleicht erreicht mich Mensch aus Fleisch thematisch nicht vollständig, vielleicht ist es mit aber auch musikalisch zu unrund. Ich kann es ehrlich gesagt nicht näher beziffern, zumal es sich dabei um Jammern auf hohem Niveau handelt. Denn klar ist auch, dass die 14 Tracks, die sich mit emotionaler Verschlossenheit, dem Versuch des Sich-Öffnens, Sterblichkeit und natürlich der Liebe befassen, vieles in den Schatten stellen, was das Musik-Business so Woche für Woche auskotzt. Hört es Euch an, macht Euch selber ein Bild!


Mola
(sb) Oh Mola, führst Du wirklich dieses Leben, das Du besingst? Wenn ja, dann weiß ich nicht, ob ich Dich beneiden soll oder ob ich froh bin, dass es Dich noch gibt. Wie schon auf dem Vorgängeralbum erzählt die Münchnerin von Sehnsüchten, Hochgefühlen, Abstürzen und dem ganz normalen Wahnsinn des Lebens. Auch wenn diesmal die ganz großen Highlights fehlen, so gelingt es Mola auf Das Leben ist schön doch einmal mehr treffend, Gefühle zu transportieren und tut dies - nicht zuletzt dank ihrer einzigartigen Stimme - so dramatisch, dass man als Zuhörer manisch-depressive Anwandlungen bekommt. Wieder ganz, ganz stark und leider (oder Gott sei Dank?) immer noch unter dem Radar des Mainstream. Highlights: 1000 km, Letzte Kippe, Fred und Ohne mich. Das ist Populärmusik, wie sie sein sollte!


Ash
(sb) Seit mehr als 25 Jahren verfolge ich nun schon das Schaffen der Nordiren und ja, ich bin Fan. Es ist nicht so, dass Ash bei mir ständig rauf und runter laufen, aber man kann mit dem Trio aus Downpatrick einfach nichts falsch machen. Das gilt auch für das neue Album Race The Night, das einmal mehr eine Handvoll Perlen bereithält, die - ergänzt um ein paar solide Pop-/Rock-Songs - die Tradition fortsetzen. Ich hab mir das gute Stück auf einer längeren nächtlichen Autofahrt mehrmals am Stück angehört und, äh, der Fuß blieb stabil auf dem Gaspedal. Den Albumtitel zum Programm gemacht... Egal! Anspieltipps: Usual Places, Race The Night, Peanut Brain und ganz besonders Oslo.


Fatoni
(Ms) Kommt ein Album raus, sind vorher meist zwei, drei Singles bekannt, die - wenn vieles gut läuft - auch echt starke Songs sind. Kommt dann die Platte in Gänze, sind das die Orientierungspunkte. Als die aktuelle Platte von Fatoni, Wunderbare Welt, veröffentlicht wurde, ging mir die Nicht-Single Links Rechts sofort ins Ohr, weil es - wie im Text ja auch untermauert - ein geiler Banger ist und endlich wieder gehated wird. So einfach sind die Zutaten für einen starken Rap-Track! Nun ist dies endlich auch eine Single, wurde also ein wenig geadelt, herausgeputzt, zurecht gemacht. Das sind die Lieder, die auf der Tour in fünf Jahren dann immer noch gepumpt werden. Dazu gibt es das passende Video mit Ausschnitten von seinen Sommer-Openairs inklusive einiger bekannter Gesichter. Macht das laut!


Tristan Brusch
(Ms) Musik und Theater. Eigentlich keine Beziehung, die es explizit zu erwähnen gilt, weil sie so normal ist. Sie sind füreinander gemacht und funktionieren gemeinsam hervorragend. Wenn aber Bands oder MusikerInnen ins Theater gehen, um dort zu performen, wird es spannend. Wenn sie dann wiederum nicht schauspielern, sondern die Musik zum Theater machen, bin ich dabei. Das geschah schon bei Kettcar zu den Räubern oder bei Kante, die zahlreiche Stücke musikalisch begleitet haben. Nun reiht sich der famose Tristan Brusch in diese Reihe ein. Hier bleibt nichts anderes zu sagen als: Das passt zu 100%! Nicht nur, dass seine kommende Tour durch Theaterhäuser führt, auch seine Stücke haben etwas Dramatisches, etwas, das aufgeführt gehört. Nun hat er sich Woyzeck angenommen, passend zur neuen Inszenierung von Ersan Mondtag am Berliner Ensemble. 17 Stücke hat er dafür geschrieben und der erste Einblick, Ein Loch In Die Natur, klingt genauso, wie es klingen soll: kräftig, dynamisch, abgründig, auf seine Stimme und sein Timbe ausgerichtet! Wow, richtig großartig! Hier kommt wirklich zusammen, was zusammen gehört. Die ganze Platte erscheint am 22. September, einen Tag später findet die Uraufführung statt! Mal wieder nach Berlin, oder?


Marie Curry
(Ms) 3 MCs, ein DJ, nein das ist nicht Fanta4. Sondern Neonschwarz, die schon viele, viele Jahre unsagbar starken Rap abliefern. Aus Hamburgs Herzen hinaus in die Welt. Mit Punchlines und Haltung und Jogginghose und Ananas und viel, viel Groove. In der Zusammenstellung der MCs gibt es eine Besonderheit: Johnny Mauser und Captain Gips waren vorher schon im Rap aktiv, keine ganz unbekannten Gesichter. Marie Curry hingegen debütierte quasi bei Neonschwarz am Mikrophon. Auf der letzten Platte gab es dann den ersten „eigenen“ Track und nun folgte, was folgen musste: die erste Single unter eigenem Namen. Und wie stark ist Um Den Block denn bitte?! Und, worum geht es so?! Es ist der perfekte Sommertrack, ganz ohne Anbiederung oder Mitmachtanz. Sondern eine super entspannte, sehr groovige, ohrwurmtaugliche Nummer, die das Sichtreibenlassen in Hamburger Nächten zelebriert. Ich kann es so nachvollziehen und wünsche nichts lieber, als diese Zeilen mal wieder Realität werden zu lassen! Was habe ich diese Stimme vermisst…


Die Zärtlichkeit
(Ms) Der Zauber der Musik beginnt in meinen Augen auch da, wenn nicht ganz klar ist, was genau mich denn bei einem Lied so anspricht. Was ist es, dass ich es nochmal höre? Was passiert zwischen den Synapsen, dass ich mitschwinge? Was packt mich daran? Als ich die Gruppe Die Zärtlichkeit letztes Jahr als Vorband von Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen in Bremen sah, dachte ich mir: Ja, das ist richtig schön, glaube aber nicht, dass ich die Band verfolgen werde. Nun ist es schon das zweite Mal, dass ich die Band hier erwähne. Also: Was ist da denn los?! Ich vermute, dass die Musik dieser Gruppe einfach ganz herrlich schwingt und gut tut. Vielleicht spricht der Rhythmus oder die sanfte Gitarre in Stimmen etwas im Unterbewusstsein an, das mich beruhigt und das ich dann automatisch gut finde. Das ist eine äußerst spannende Begebenheit, die mir sehr gefällt. Ich mag diesen Zauber des Nichterklärbaren! Am 8. September erscheint dann das erste Album der Kölner Gruppe, Heimweh Meisterwerke. Vielleicht sind es auch diese wunderbaren Titel, die Klick bei mir machen!

 
Thees Uhlmann
(sb) Kaum wartet man zweieinhalb Jahre, kommt auch mal wieder ein neuer Track von Thees Uhlmann um die Ecke. Bei Egal was ich tun werde, ich habe immer an dich gedacht handelt es sich um einen Song aus dem Soundtrack zu "Sophia, der Tod & ich", dem Roman des Künstlers. Was den Hörer erwartet? Ein typischer Thees, also herausragende Lyrics, eine eingängige Melodie, ein sperriger Titel und ganz viel Herz. Und sind wir doch mal ganz ehrlich: Könnte Thees wirklich singen, wäre seine Musik nur halb so geil. Er ist einfach einzigartig und ein Großer!



Sonntag, 20. August 2023

KW 33, 2023: Die luserlounge selektiert

Bundesautobahn 33
Quelle: de.Wikipedia.org

(ms/sb) Der langsame Tod eines sehr großen Tieres. Ist nicht nur ein Klasse Titel eines Liedes von Herrenmagazin (Was machen die eigentlich momentan?), sondern auch ein Naturspektakel, dem ich kürzlich beiwohnen durfte. Okay, das ist nun dezent übertrieben, denn das sterbende Tier war eher mini. Und ich habe es gar nicht direkt erkannt. Ein Geräusch fiel mir auf und ich kannte es nicht. Dann sah ich, dass es aus dem Fensterwinkel kam, ein verzweifeltes Summen und letzte Flugversuche. Eine Fliege saß im Netz zweier Spinnen und wurde gerade nach allen Regeln der Kunst eingewickelt. Erinnerte mich direkt an die Szene, als Frodo auch eingewickelt wurde. Die zuckte und versuchte noch zu flattern, doch es war schon viel zu spät. Was ist die richtige Reaktion? Gar keine, glaube ich. So läuft das halt. Und den allergrößten Denkapparat hat so eine Fliege sicherlich auch nicht. Daher war alles weniger schlimm als es aussah… 

Molden & Seiler feat. Das Frauenorchester
(sb) Was ist Ernst Molden denn bitte für eine Maschine? Eben erst hat er mich mit seinen Möadanumman beeindruckt, schon kommt das nächste Werk des großen Meisters. Diesmal hat er sich Christopher Seiler (Seiler und Speer) und das Frauenorchester zur Unterstützung ins Boot geholt und das Album De Zwidan Zwa eingespielt. Darauf zu finden sind in erster Linie Coverversionen englischsprachiger Titel - neuinterpretiert auf Wienerisch natürlich. Alles andere wäre ja auch undenkbar... Dass das Ganze wieder mal ganz großartig gelungen ist, versteht sich von selbst. Höhepunkt der Scheibe ist jedoch die Neuauflage des Lindenberg-Klassikers Ich lieb Dich überhaupt nicht mehr, die das Original spielerisch bei Weitem übertrumpft.


ZAHN
(ms) Soundtrack ohne Film. Klingt im ersten Moment ein wenig schräg und sinnlos, aber im Zweiten wird ein Schuh draus. Wenn die Musiker Fans bestimmter Komponisten sind, erweckt irgendwann der Wille, ihnen in gewissen Maße Tribut zu zollen. So ist es auch mit der Gruppe ZAHN geschehen, die unter anderem Angelo Badalamenti verehren. Dieser wiederum hat unter anderem den Soundtrack zu Twin Peaks geschrieben. Mysteriös, geheimnisvoll, mitunter erdrückend. So geht es auch in Idylle zu, dem neuen Track der Berliner Band. Auch hier sind Synthies die Grundlage und ein Saxophon bahnt sich seinen Weg zu einem einnehmenden, beinahe psychedelischem Klang! Wenn am 24. November ihre nächste Platte Adria erscheint, gibt es noch zehn weitere Stücke, die uns Hörende in den Bann ziehen werden. Versprochen. Ah, eine Bitte habe ich noch: Ich wünsche mir eine Kooperation mit der Gruppe Karies!

 
SarahBernhardt
(sb) Die Musik der österreichischen Band SarahBernhardt kommt gerne mal völlig harmlos daher, hat es aber des Öfteren textlich ganz schön in sich. Wolf im Schafspelz Hilfsausdruck. Drei Stimmen, eine Haltung und eine sagenhafte Begabung, Beobachtungen in Worte zu fassen. Die Künstler*innen aus dem Mostviertel gehören zwar alles in allem eher zu den ruhigeren Vertretern ihrer Spezies, ihre Aussagen hingegen sind laut und schreien mitunter die Ungerechtigkeiten dieser Welt hinaus. Urlaub in Sepia strotzt inhaltlich vor Absurditäten, aber genau das macht das Album so liebenswert. Sicher nicht jedermanns Sache, jedoch absolut mit Geheimtipp-Potential!
 


Platzgumer / Tokujirô
(Ms) Wenn Musik so richtig große Kreise zieht, bin ich dabei und lasse mich faszinieren. Auch von Klängen und Melodien, die sonst nicht bei mir laufen. Bis auf Mono kenne ich beispielsweise keine Band aus Japan, die bei mir laufen würde. Auch japanische Texte sind mir gänzlich unbekannt. Verstehen tue ich sie zwar nicht, aber das hat nun ein Ende. Hans Platzgumer, österreichischer Schriftsteller, hat ein Buch über die Taisho-Ära, einer Zeit in Japan, als sich das Land im massiven Umbruch Umbruch befand, genau vor einhundert Jahren. Soweit, so gut. Platzgumer hat auch vor über zwanzig Jahren mit Carl Tokujirô angefangen zu musizieren. Mit elektronischer Musik haben sie sich in Europa und Japan Bekanntheit erspielt. Nun haben sie gemeinsam zum Buch Lieder verfasst. Ganz dick aufgetragen könnte man nun sagen, dass es wie eine japanische Version von Tom Waits klingt. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn die Texte stammen von Lyrikern, die vor einhundert Jahren in Japan kreativ tätig waren. Also eine Art Hommage und eine starke Zusammenführung von Geschichte, Lyrik, Schriftstellertum und Musik. Das Buch Großes Spiel erscheint morgen und die Platte namens Taisho Romantica am 1. September. Lesen und hören gleichzeitig, hier ergibt es wahnsinnig viel Sinn und ich verneige mich vor so einem irren kreativen Output!

Hier sind die Lieder zu hören.

Teenage Fanclub
(sb) Teenage Fanclub spielen für mich in gewisser Art und Weise in einer Liga mit so Bands wie Nada Surf oder Death Cab For Cutie: Man macht mit ihnen nie etwas falsch (ganz im Gegenteil!), der große kommerzielle Erfolg blieb ihnen aber trotz mainstreamtauglicher Musik größtenteils verwehrt. Warum eigentlich? Auch ihr neues Album Nothing Lasts Forever geht wieder wunderbar ins Ohr, bietet eingängige Melodien und ist reich an Höhepunkten. So viel Gefühl!



Freitag, 11. August 2023

KW 32, 2023: Die luserlounge selektiert

Straßenschild
Quelle: de.Wikipedia.org

(Sb/ms) Schilder und Werbung. Ich las mal über eine Statistik, die aufzählte, wie vielen Schildern, Hinweisen und Werbung wir im Alltag ausgesetzt sind. Und das nur auf Schildern, die wir im Straßenverehr sehen. Unzählige Informationen, Regeln, Aufforderungen, Verbote. Viele davon funktionieren gut, Verkehrrschilder beispielsweise. Andere so gar nicht. Auf dem Weg von der Arbeit nach Haus fahre ich am Rande eines kleinen Industriegebiets entlang. Dort sitzt auch eine Firma, die allerhand Fahrzeuge ankauft. In deren Schaufenster ist so eine durchlaufende LED-Schrift. Klar, tendenziell eine gute Idee. Aber dort läuft sie derart langsam, dass die Info nur ankommen würde, wenn ich davor stehen bliebe und ein, zwei Minuten warte. Was für ein unglaublicher Quatsch. Soll ich denen wohl mal Bescheid sagen?

Gregor McEwan
(Ms) Zu Studienzeiten las ich gerne mal Die ZEIT. Insbesondere das ZEIT Magazin hat es mir angetan, ein tolles Format bis auf die Ausflüge in eine mir unbekannte Mode- oder Uhrenwelt. Auf der letzten Seite gab es über viele Jahre die Kolumne ‚Das War Meine Rettung‘. Bestimmt haben auch einige Interviewpartner dort ihre Liebe genannt, die sie aus einem tiefen Tal gezogen hat. So könnte man auch bei der neuen Single von Gregor McEwan denken, wenn er davon singt: „And I wonder who you are / Wonder where you came from.“ Wenn es da diese eine Person gibt, die mich mit all dem akzeptiert, was ich bin und was ich tue. Mit meinen schönen Seiten und den Lastern, die an mir haften. Dann kann man von großem Glück sprechen und das ist auf Halo: Reach zu hören! Ein sanftes, schönes Liebeslied, das nicht umhereiert , sondern klar bleibt. Eine der großen Stärken in den vielen, tollen Liedern von Gregor McEwan! Es ist fast egal, worüber er singt, seine Texte sind stets bedacht, nicht um den heißen Brei herumzulabern. Davon kann man sich nun bald auch auf Albumlänge wieder überzeugen. Am 1. September erscheint seine neue Platte Going Solo. Könnte ziemlich toll werden!



Bernd Begemann
(Ms) Mein Vater war zu Besuch und erzählte über die Tricks und Kniffe, wie Dieter Krebs seine Sketsche gemacht hat. Einige Dialoge waren so speziell, dass der Wortlaut auf Tischen oder Schränken stand, damit die Schauspieler draufschauen können. Dieter Krebs schaffte es immer wieder, sein Gags aus dem Leben oder ein kleines Stückchen darüber hinaus zu fischen. Oft ulkig und lustig, meist aber auch ganz schön tragisch. So ist es auch bei den Liedern von Bernd Begemann. Zwischen lustig und tragisch gibt es manchmal gar keinen Unterschied. Das beste Beispiel dazu ist sein neuer Song Scheiße Mann, Echt Jetzt?! Der Titel sagt doch schon alles, oder? Und - alte Frage: Wer kennt das nicht?! Wenn Erwartungen und Realität mal wieder meilenweit voneinander entfernt sind und riesige Enttäuschung das Ergebnis ist. Dazu gibt es sogar ein offizielles Musik von Bernd Begemann, ein seltenes Ding! Bei ihm finde ich es nach wie vor enorm, wie er seit 30 Jahren (oder mehr oder weniger?) Musik macht, treffende Texte schreibt und unaufhörlich auf Tour ist. Seine Konzerte gehen mindestens drei Stunden und sind großes Entertainment! Geht da bitte hin! Die Daten findet ihr hier


Fortuna Ehrenfeld
(Ms) Elektronisch ist klar. Melancholisch auch. Nur beides zusammen gab es bei Fortuna Ehrenfeld noch gar nicht so oft zu hören. Jetzt ist es soweit! Leck Mich Am Arsch, Amore Mio ist natürlich ein Titel in altbewährter Bandmentalität, bisschen gaga, bisschen drüber, alles ganz normal hier. Auf diesem Lied legt Martin Bechler Sprechgesang an den Tag, so schnell sind seine Gedanken, die alle in diese dreieinhalb Minuten müssen. Ist das Lied tanzbar? Ja, schon irgendwie. Aber wenn er davon singt, wie er gelernt hat, seine Angst zu verlieren, möchte ich lieber in die Ferne schweifen als mich dazu zu bewegen. Ein kontrastreicher Song, der mal wieder viel schneller läuft, als dass die ganzen guten Gedanken im Kopf hängen bleiben können. Typischer Ehrenfeld also. Am 8. September gibt es dann noch mehr davon, wenn das neue Album Glitzerschwein ans Tageslicht kommt! Lassen wir uns also elektrisieren!

11.08.2023 - Kultursommer, Wuppertal
16.08.2023 - adiAkusik Liedermacherfestival, Deutzen
25.08.2023 - Rock am Dom, Gelsenkirchen
13.09.2023 - Glow Up Cologne, Philarmonie Köln
06.10.2023 - Liedermacher Tage, Bergneustadt
28.09.2023 - Lido, Berlin
29.09.2023 - Kupfersaal, Leizpig
30.09.2023 - Beatpol, Dresden
12.10.2023 - TOWER Musikclub, Bremen
13.10.2023 - Knust, Hamburg
14.10.2023 - Musikzentrum, Hannover
15.10.2023 - Gloria, Köln
19.10.2023 - Z-Bau, Nürnberg
20.10.2023 - clubCANN, Stuttgart
21.10.2023 - Ampere, München
22.10.2023 - Brotfabrik, Frankfurt am Main
29.10.2023 - Gloria, Köln


Still Talk
(Ms) Letztens sah ich eine richtig gute kleine Doku über die Geschichte des Skatebordfahrens in Deutschland. An diese Kultur angelehnt sind natürlich auch HipHop und Skatepunk! Von letzterem sind die besten Zeiten gefühlt schon länger vorbei. Doch wenn man das ganze ein wenig weiter denkt, ein Duett draus macht und noch ein paar Bläser mit einbindet, entsteht was richtig Gutes! Dann sind wir nämlich bei Sad For Fun von Still Talk, die hier zusammen mit Emmerich singen. Dieser ist Gitarrist bei den Blackout Problems und der abwechselnde Gesang ist nicht nur harmonisch und dynamisch gut, sondern auch inhaltlich. Sucht Sängerin Tanja Kührer auf ihrem Part danach, warum wie immer wieder ähnliche Probleme hat, wird danach durch den Gast eine Antwort versucht. Und nochmal: Die Bläser knallen so richtig gut, ein tolles, sehr passendes Element! Dies ist der letzte Vorbote, bis am 15. September das Album St. Banger erscheinen wird. Poppunk und Skatepunk leben auch 2023 noch, diese Band weiß, wie diesem Genre neues Leben einzuhauchen ist!

11.09. Köln, Club Volta
12.09. Hamburg, Logo
13.09. Berlin, SO36
15.09. Münster, Skaters Palace
16.09. München, Strom
17.09. Wiesbaden, Schlachthof
24.09. Offenbach, Hafen 2
28.09. Köln, Artheater (Album Release Show)
01.10. Berlin, Frannz Club (mit Captain Planet)
02.10. Dresden, Chemiefabrik (mit Captain Planet)
21.10. Wiesbaden, Kreativfabrik
27.10. Neunkirchen, Stummsche Reithalle

Dienstag, 8. August 2023

My Ugly Clementine - The Good Life

Foto: Mala Kolumna
(Ms) Rockmusik aus Österreich ist ein ganz eigenes Kapitel. Eines, das in den letzten Jahren immer länger und aufregender wurde. Als ich letztes Jahr mal wieder Wanda live sah, dachte ich mir: Jau, das ist Rockmusik, geil! Bilderbuch würde ich irgendwie gar nicht mehr dazu zählen. Danach fällt mir aber auch echt keine Rockband aus diesem Land ein. Insbesondere eine, in der Frauen das Sagen haben. Oder das Singen und Spielen. Halt! Doch nicht! Clara Luzia kenne ich noch, die seit Jahren wunderbare Indiemusik macht! Aber dann ist wirklich Schluss.
Nun bringen My Ugly Clementine am 11. August ihre zweite Platte raus und bevor ich von der Band las, kannte ich sie gar nicht. Was für ein Fehler. Was für eine große Lücke! Denn was Mira Lu Kovacs, Sophie Lindinger und Nastasja Ronck zusammen singen, spielen und produzieren ist die Definition von Rock! Saftige Gitarren, starkes Tempo, hohe Ohrwurmgefahr und den unbedingten Willen, dazu tanzen zu wollen!

The Good Life heißt die Platte, die nun in den Startlöchern steht. Ist es als Wunsch zu verstehen? Als Status Quo? Als Rückblick? In meinen Augen ist das ein wenig egal, da das Album vor Freude sprüht und richtig viel Spaß macht, es immer wieder und wieder hören zu wollen!
Der Klang der ganzen Platte ist sehr direkt. So, als ob die Drei beim Aufnahmeprozess in Tschechien einiges direkt so gelassen haben, wie sie es eingespielt haben, ohne es nochmal zu ändern oder klarer klingen zu lassen. Ich finde es auch ziemlich cool, dass sie mit zwei Gitarren und ohne Bass spielen. Das hat was, schwer zu sagen, was genau, aber es fetzt!
So startet das Album mit Circles, schnell, direkt, schnörkellos. Eine Hymne auf die Freundschaft und Zusammensein. Rockmusik - das ziehen sie auch konsequent durch, wenn sie beispielsweise in Are You In mit beiden Gitarren die gleiche Hookline spielen. Mehr ist eben mehr. Der Track ist eine Aufforderung. Eine, um einen Sparringspartner zu haben, der einem in miesen Zeiten auch beisteht. Bist du dabei? Machst du trotz dem ganzen Mist mit? Ja, super! Zu spüren ist (nicht nur) bei diesem Lied, dass die drei Musikerinnen mit ihren anderen Projekten auch sehr erfolgreich unterwegs sind, kanalisieren ihre guten Erfahrungen und Erfolge und diese großartige Platte ist das Ergebnis. 
Gute Rockmusik braucht aber auch ein ganz wichtiges Element. Und das zeigen sie auf Let Me Go. Wenn immer nur die Gitarren scheppern, wird es mir fad. Die ruhigen Parts, die auf diesem Lied Oberhand haben, sind zwingend notwendig, um den Rest in hellem Licht erstrahlen zu lassen. Ihre Texte wiederum bewegen sich im zwischenmenschlichen Bereich, allem, was so auf uns eindrischt. Eben noch das große Versprechen, dass man immer füreinander da ist, auch wenn man ewig nichts gehört hat oder eine bewusste Pause braucht. Nun das immerwährend blinkende Display. WWW ist die ernüchternde Einsicht, dass wirklich schnell Dr. Google gefragt wird, bei welchem Problemen auch immer. Selbst scheinbare Probleme bei anderen werden dort in Betracht gezogen. Mit der bitteren Einsicht, dass ich selbst Hilfe im Netz suche. Auch bei diesem Lied wird schön aufs Schlagzeug eingedrischt und die Saiten bearbeitet! Hach, das gefällt mir alles sehr!
Das auffälligste Lied ist sicherlich No durch den schnellen Gesang, das immer wiederkehrende Motiv, die gestellten Suggestivfragen, die aber energisch beantwortet werden. Es folgt eine kurze Aufhebung durch den Refrain und dann geht es wieder los, immer wieder No, No, No! Hier muss neidlos anerkannt werden, dass die Regeln des Rock nicht nur verstanden und verinnerlicht, sondern auch astrein umgesetzt wurden! Auch Feet Up ist ein grandioser Track! Es macht so unsagbar viel Freude, dieser Musik zuzuhören! Natürlich nicht nur musikalisch, sondern auch thematisch, und da packt mich dieses Lied sehr! Ein Hoch auf die Langeweile und das Nichtstun! Weg mit dem Gestresse und diesem seltsamen Gefühl, dass man irgendwas verpassen würde. Das habe ich noch nie verstanden und bin glücklich, dass ich nun auch eine musikalische Leitlinie dafür habe.

Knapp 40 Minuten sind ideal für eine Gitarrenrockplatte mit vielschichtigen Texten und ganz viel Energie, die in jedem Takt wahrnehmbar ist. Das kling alles so reif, so rund, so richtig stark! Die Geschichte der Band nahm unglaublich viel Tempo an und hört allem Anschein nicht damit auf. My Ugly Clementine sind mit diesem Album auf dem besten Wege eine der ganz großen österreichischen Bands zu werden!

29.09.23 Graz, PPC Halle
30.09.23 München, Ampere 
01.10.23 Wiesbaden, Schlachthof 
10.10.23 Köln, CBE
11.10.23 Hamburg, Knust 
12.10.23 Berlin, Hole44
13.10.23 Dresden, GrooveStation 
10.11.23 Wien, Arena


Freitag, 4. August 2023

KW 31, 2023: Die luserlounge selektiert

31 - Rob Zombie.svg
Quelle: Wikipedia.org
(Sb/ms) Das doppeldeutige Sommerloch. Es ist das Wetter, in jedem Fall. Hier in Norddeutschland regnet es seit Tagen unentwegt. Hätte ich einen Kamin, ich hätte ihn letztens am Abend entfacht. Eigentlich waren noch ein paar längere Radtouren geplant, stattdessen kann ich nur die Reifen aufpumpen und die Kette ölen. Ein seltsamer Sommer ist das. Eher ein Herbst. Aber die Hoffnung, jaja, ihr wisst schon. Das Trostpflaster, dass es schon viele gute Tage gab, beruhigt irgendwann auch nicht mehr so richtig. Aber hey, lieber August, zeig uns doch nochmal, was geht. Und schenke den Menschen beim Appletree oder in Wacken eine entspannte Zeit!

Paul & The Microcosm
(Ms) Langsame Rockmusik ergibt für mich ganz wenig Sinn. Es darf gerne scheppern und knallen und richtig verzerrt sein. Es muss eine wichtige Bedingung geben, damit mich langsame Rockmusik packt. Und das ist Dynamik, Dichte, Kraft. Genau das schaffen Paul & The Microcosm sehr, sehr gut auf ihrer Single Bacillus! Das gleichnamige Album der jungen Band aus Köln erscheint am 27. Oktober und könnte ein irrer Soundtrack für den Herbst werden, wenn es früher dunkel wird und die Stürme fegen. Dann will ich diesen Track rauf und runter hören. Die Band ist im Sound wahnsinnig konsequent, ziehen es zum genau richtigen Anteil durch, die Gitarren langsam zum dröhnen zu bringen. Dazu diese unsagbar einnehmende Stimme und es passt einfach vorne und hinten und klingt so, als ob die Gruppe schon ewig im Geschäft sei! Das macht richtig Bock, das knallt gut! Langsam und eindringlich!

13.10. Stuttgart, Werkstatthaus
27.10. Köln, Cologne Music Week
30.10. Berlin, Monarch
31.10. Kassel, Goldgrube
02.11. Leipzig, Noch Besser Leben
05.11. Hamburg, Astra Stube


Riskee and the Ridicule
(sb) Grime, Hip Hop, Metal - und das alles in wunderschönem britischem Kent-Akzent! Riskee and the Ridicule habe ich vor ein paar Monaten dank des Kindergarten-Erziehers meines Sohnes (es lebe die musikalische Früherziehung!) mit Molotov Cocktails kennengelernt, nun gibts endlich ein neues Album. Platinum State kommt am 25.08. in die Läden, bei mir läufts schon seit ein paar Wochen auf Heavy Rotation. Und es ist ein ganz schönes Luder! In den ersten paar Tracks versucht es zu sehr zu gefallen, ist auffallend mainstreamtauglich (sofern man diese Musikrichtung überhaupt dem Mainstream zuordnen möchte) und biedert sich geradezu an. Ja, mir gefällt das auch - so ist es nicht - aber seine wahre Stärke findet die Scheibe dann erst in der zweiten Hälfte, wo man eher wieder das Dreckige und Rotzige bekommt, was die Briten ausmacht. Insgesamt aber natürlich wieder ein klasse Ding, das die Jungs da raushauen.
 

 
Peter Broderick & Ensemble 0
(Ms) Wenn Musik ihre Kreise zieht und mich in Gebiete vordringen lässt, die vorher für mich weitgehend verschlossen blieben, blühe ich auf. Ich liebe es, über Umwege Neues kennenzulernen. Oder Verschollenes. Wie zum Beispiel das Werk von Arthur Russell. Den Namen habe ich vorher noch nie gehört, scheint aber in den leider nur 41 Jahren, die er gelebt hat, ein großer Pionier der Avantgardemusik gewesen zu sein. 1983 ist sein Album Tower Of Meaning erschienen. Vierzig Jahre ist das her. Nun schnappt sich Peter Broderick zusammen mit dem Ensemble 0 diese Stücke, um sie neu arrangiert wieder zum Leben zu erwecken! Broderick, der mal Teil von Efterklang war, fand eine der wenigen Aufnahmen Russells und arbeitete sie mühsam und sehr feinfühlig wieder auf. Das Ergebnis wird ab dem 6. Oktober zu hören sein, denn dann erscheint Give It to the Sky: Arthur Russell’s Tower of Meaning Expanded. Ein wenig kann man schon in diese Platte reinhören, die 80 Minuten Spieldauer aufweisen wird. Nicht nur die Tower Of Meaning-Stücke werden darauf enthalten sein sondern auch noch ein paar weitere Lieder von Russell, die es so, so, so wert sind, wieder ans Tageslicht geholt zu werden! Große Klasse!


Bayuk
(Ms) Eine Entwicklung mehr oder weniger aktiv mitzuerleben, ist eine überaus spannende und freudemachende Angelegenheit! Wie der Kürbis im Garten abgeht, macht Spaß. Wie Freundschaften über viele, viele Jahre gedeihen ebenso. Oder Künstler selbstredend. Recht früh in seinem musikalischen Schaffen habe ich Bayuk gehört. Haaappiiiiiiiiiiiiinneeeeezz ist und bleibt ein überragender Track! Aufmerksam verfolge ich sein Schaffen. Mit seinen neusten Liedern schlägt er eine noch poppigere Ebene ein, als zum zweiten Album bereits. Ja, der klang und die Harmonien haben sich ein wenig geändert, aber die Stimme und sein Timbre sind gleich geblieben und das ist auch hervorragendes Wiedererkennungszeichen. Auch wenn mir 18 beispielsweise nicht mehr so stark zusagt, habe ich im Gefühl, dass Bayuk selbst in seiner Musik viel gefestigter ist! Am 25. August kommt seine nächste EP raus. Sie heißt But I Want Magic, auf dessen Liedern er sich immer noch über wackelige Beziehungen zwischen uns Menschen auslässt. Ein Thema, das sich zurecht auch unendlich bearbeiten lässt! Ein Leitgedanke, der sich durch sein Schaffen zieht, die Musik ändert sich. Eine wunderbare Entwicklung. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht!

Mittwoch, 2. August 2023

Ein Tag beim Watt En Schlick

Foto: luserlounge

(Ms) Dangast ist ein kleiner Touri-Ort direkt am Jadebusen zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven. Ein sehr beliebtes Reiseziel für alle, die im Umland wohnen, um mal eben ein paar Stunden am Strand zu verbringen und den Gezeiten beim Treiben zuzusehen. Ein schöner, kleiner Strand zeichnet sich aus durch einen großen Regenbogen an einer Backsteinmauer und einer Penisstatue mitten im Sand. Ein netter Ort, an dem ich oft am Wochenende für zwischendurch mal war und an dem dieses Jahr zum zehnten Mal das Watt En Schlick Fest stattfand. Fest, nicht Festival! Die große Bühne steht so, dass die KünstlerInnen aufs Wasser schauen und auch die Kleinen zeichnen sich durchs örtliche Ambiente aus. Ein Ort zum Wohlfühlen und Genießen. Immer, wenn ich sonst da war, konnte ich mir das gar nicht so richtig vorstellen, wo was aufgebaut wird. Doch am Sonntag war ich vor dort, recht spontan und nur für einen Tag, doch mit genügend Eindrücken, die keinen Zweifel daran lassen, wieso am Montag danach die Tickets fürs nächste Jahr nach nur sechs Minuten ausverkauft waren. Es ist ein phantastischer Ort für Livemusik!

Auch in der zehnten Ausgabe schaffen es die Veranstalter, ein außerordentliches Line-Up für dieses kleine Fest zu organisieren. Roisín Murphy (die leider krank war, aber dennoch), Bukahara, Roy Bianco, Moop Mama, Nina Chuba, Maximo Park, Sleaford Mods, Fatoni, Blond, Alli Neumann, Sophie Hunger mit Bonaparte undundund. 

Foto: luserlounge
Ankommen, orientieren, den Duft der Nordsee genießen, Bändchen holen, Bierbuden auf dem Strand sehen, gute Laune bekommen. Große Teile des Geländes wiesen schon Zeichen des nassen Wetters auf. Schlammige Wiesen, tiefe Pfützen. Aber an der See ist das ja eh normal. Auf der kleinsten Bühne, dem „Floß“, spielte Albrecht Schrader, dessen halbes Set ich direkt sah. Super sympathisch, etwas umständliche Texte, aber schön schwungvoll. Bis der Regen einsetzte. Zum Glücke reichte man mir ein Regencape. Schrader spielte weiter, saß einigermaßen im Trockenen und hatte richtig Freude! Sehr schön zu sehen!
Danach blieb ein wenig Zeit, um die Atmosphäre vor Ort zu erspüren. Wie manch anderes kleine Festival ist auch das Watt En Schlick ein Fest, das Menschen ab 30 besuchen. Auch viele Kinder waren zu sehen. Der Ort lässt natürlich die perfekte Kombination aus Urlaub und Livemusik zu! Und ehrlich gesagt bin ich froh, dass das studentische Ballerpublikum nicht da war. Es war super entspannt, keine Hektik zu spüren, viele freudige Gesichter. Nur ein 0.4l-Jever für 5€ ist zu teuer! 

Dann durch den Matsch zu Ghost Woman. Das britisch-belgische Duo braucht nur Schlagzeug und eine Gitarre mit zahlreichen Effekten, um den Leuten ordentlich einzuheizen. Der Gesang stand nicht im Vordergrund, sondern eher die Dynamik, die die beiden in ihren Lieder aufbauten. Das hat richtig Spaß gemacht, selbst mit nassen Füßen! Danach zum persönlichen Highlight des Abends: Fatoni! Kurz vor seinem Auftritt peitschte der Regen schon schräg auf die Bühne - kein Grund, nicht aufzutreten. Kurz vorher zog auch er sich einen Poncho über, der schnell zerrissen war. Die Tracks des neuen Albums standen im Fokus. Über Du Wartest oder Links Rechts habe ich mich richtig gefreut! Stark! Aber auch die Klassiker wie Das Alles Ist Kunst oder Lassen Sie Mich Künstler Ich Bin Durch knallten gut! Bis das Gewitter so nah vor der Küste stand, dass das Gelände evakuiert werden musste. Und da machte sich eine Schwachstelle des sonst so einmalig schönen Festivals bemerkbar. Über einen großen Zuweg ging es schnell. Der einzig andere ging über eine (!) schmale Treppe, wo mehrere hundert Leute vor standen und es ging kaum voran. Dafür schlug der Regen mit großen Tropfen zu. Zum Glück nur für kurze Zeit, sodass Fatoni danach noch zwei, drei Songs inklusive Moshpit spielen konnte. Richtig gut!
Danach Maxïmo Park. Klar, vor 15 Jahren eine der ganz großen Bands. Die aktuellen Sachen kenne ich gar nicht. Was aber ziemlich egal war, denn das Set der Briten bestand aus ihren Hits und nur wenig neuen Stücken. Festhalten muss ich, dass das unsagbar viel Spaß gemacht hat, das war ein richtig tolles Konzert, das Erinnerungen zurück holte und zeigte, dass Indierock 2023 immer noch zündet! Anschließend zeigten Audio88 & Yassin, dass sie zurück im Spiel drin sind!
Dass Nina Chuba die Headlinerin für Sonntag ist, wurde erst am Freitagmorgen bekannt gegeben. Nicht zwingend ein Name, der für Begeisterung sorgt. Zwei Lieder sah ich und dass ich dann gegangen bin, war die richtige Entscheidung. Egal, viele andere hatten großen Spaß!

Watt En Schlick. Entspannt, klein, super gemütlich, sehr übersichtlich, hohe Qualität, toll gemacht! Nur, dass es nur einen Toiletten-Ort gibt, möchte ich kritisieren. Da geht bestimmt noch was im nächsten Jahr. Dann schaue ich mir in jedem Fall auch die Schlickrutschweltmeisterschaft und eventuell den Sonnenaufgang am Meer mit einem Bier oder Kaffee in der Hand an! Starkes Fest und richtig beeindruckend, dass das an einem verhältnismäßig entlegenen Ort geht. Die Besuchenden und Bands, die nicht schlecht staunen, wenn sie das Wasser von der Bühne aus sehen, sind der beste Beweis!