Quelle: kiwi-verlag.de |
Montag, 28. März 2022
Leselounge: Hendrik Bolz - Nullerjahre
Freitag, 25. März 2022
KW 12, 2022: Die luserlounge selekiert
Bild: android-developers.googleblog.com |
06.10.2022 Wiesbaden, Schlachthof
07.10.2022 Jena, Kassablanca
14.10.2022 Hamburg, Uebel & Gefährlich
15.10.2022 Berlin, Festsaal Kreuzberg
02.11.2022 Leipzig, Conne Island
03.11.2022 Nürnberg, Z-Bau
04.11.2022 München, Freiheiz
05.11.2022 AT-Wien, Flex
09.11.2022 Saarbrücken, Garage
10.11.2022 Düsseldorf, Zakk
11.11.2022 Münster, Skaters Palace
12.11.2022 Bremen, Schlachthof
Mittwoch, 23. März 2022
Placebo - Never Let Me Go
Foto: Mads Perch |
14 Sekunden braucht die Platte nur, um mir den Atem zu rauben. Diese unsagbar stark verzerrten Gitarren kombiniert mit den brachialen Percussions und einer satten Portion Bass! Bäm! Forever Chemicals ist ein Start nach Maß! Und eines ist ja hoffentlich logisch: Wie klar, stark und unverkennbar Brian Molko (immer noch) singt, macht mich ganz weich! Ein Lied, das ich immer lauter stelle, je länger es läuft! Wenn er einem dann wieder Zeilen für die Ewigkeit zusingt! Gut, dass besagte erste Single direkt an zweiter Stelle kommt. Nicht, dass es dann abgehakt ist, aber dann ist schlicht mehr Zeit für die anderen Meisterwerke! Denn dann kommt Hugz! Wieder treibende typisch verstimmte Gitarren, rasch Gesag oben drauf und nach wenigen Takten hat dieses rauschhafte Lied komplett Fahrt aufgenommen! Die kleinen Pausen werden ausschließlich dazu genutzt, um dann wieder dort weiterzumachen, wo angefangen wurde: voran, voran, temporeich, voller Dynamik und nach einer Minute und fünfzig Sekunden wird alles noch wenige Töne nach unten gestimmt und mir bleibt fast das Herz stehen! Ein Track wie ein irrer, drogenummantelter Rausch durch einem beengten Tunnel!
Happy Birthday In The Sky nimmt ein wenig das Tempo raus. Das ist auch eine sehr gute Idee. Erstmal durchatmen. Diese Phase währt nicht lange, zeigt aber in heller Schönheit, dass die Band sowohl ein Händchen für die Eskalation als auch für sanfte Melodien hat. Hier zeigen sie, wie Songwriting auch funktionieren kann: Mit vielen, klug eingesetzten Elementen, die sich sachte aufeinander legen. Was mir seit jeher bei Placebo so unsagbar gut gefällt, dass sie Kitsch perfekt kontrolliert einsetzen können. Wenn bei The Prodigal zu Beginn großflächig die Streicher erklingen, ist das saugut und sauschön gemacht! Und wenn Brian Molko mit dem Zauber seiner Stimme davon erzählt, wie er die Welt verlassen wird, erlöst ist (was später aufgelöst wird), dann bin ich mir ganz unsicher, ob mir die Tränen kommen sollen oder in mir eine Woge der Berührung sich breit macht. Oder beides?!
Dann die nächste Single Surrounded By Spies. Ein Lied, das mir langsam, kräftiger werdend, mit Samtthandschuhen bestückt die Kehle zuschnürt. Gerne gebe ich mich dem hin, lass mich in die Ohnmacht fallen. Ein Song der inhaltlich ganz, ganz stark zwischen Individuum und großer Politik oszilliert. Es ist ein typisch für die Band sich entwickelnder Track, quasi mit dem Küchengeheimnis zubereitet, das seit 26 Jahren zurecht die Gehörgänge verzückt!
Foto: Mads Perch |
Zugegebenermaßen knallt die Platte zum Ende hin nicht mehr so außerweltlich wie vorher. Das ist aber nicht wild. So kann man ein wenig mehr auf den Text achten. Und ohne viel vorweg zu nehmen lohnt sich das insbesondere bei This Is What You Wanted. Irgendwo her hat Brian Molko ja ein irres Talent die düsteren Seiten des menschlichen Wesens ins sehr treffende Worte zu fassen!
Es ist kaum zu glauben, dass Loud Like Love neun Jahre her ist! Enorm! Die Zwischenzeit haben sie offensichtlich perfekt genutzt, um eine irre Scheibe rauszuhauen! Und ja, das letzte Drittel der Platte ist in meinen Ohren nicht mehr so überzeugend wie vorher. Dort liegt die Messlatte allerdings auch jenseits von Gut und Böse! Schwamm drüber, dass die Platte ein wenig austüdelt. Fazit: Wow!
Live wird das dann im Herbst knallen:
01.10. Frankfurt, Festhalle04.10. Stuttgart, Schleyerhalle
06.10. Berlin, Mercedes Benz Arena
19.10. Leipzig, Quarterback Immobilien Arena
22.10. Hamburg, Barclaycard Arena
26.10. München, Olympiahalle
29.10. Zürich, Samsung Hall
02.11. Wien, Stadthalle
07.11. Köln, Lanxess Arena
Freitag, 18. März 2022
KW 11, 2022: Die luserlounge selekiert
Quelle: br.de |
Johanna Amelie
(ms) Es kommt auf die richtigen Worte an. Auf die passenden Bilder. Die geglückten Vergleiche. Wenn es um schwere Zeiten, harte Zeiten, wackelige Zeiten geht, sind Durchhalteparolen selbstredend fehl am Platz. Selbst jedes noch so gut gemeintes Wort kann oft nicht helfen. Dann sind es Gesten und Handlungen, die Menschen auffangen. Wenn das wiederum in richtig sanfte, empathische Musik voller Güte und Menschlichkeit eingebettet ist, vermag ich von großer Kunst zu sprechen. Das ist Johanna Amelie mit ihrem Lied Swimsuit mehr als geglückt. Denn es ist ein Werk, das komplett stimmig ist. Damit meine ich das zarte, poppige Arrangement ohne allzu melancholisch zu werden, die treffenden, gesungenen Worte und vor allem das irre gut dazu passende Video, das die Haltung der Hilfe, der Unterstützung, des Beistandes einfach aber eindrücklich zeigt. Das hier ist sehr, sehr gelungen. Hut ab! Ihr neues Album Fiction Forever erscheint nächsten Monat!
Helge Schneider
(ms) Kunst ist nicht dazu da, um die Realität auszublenden. Aber sie ist für mich das beste Mittel, um in der Realität mal auf die große Pausetaste zu drücken. Das scheint dieser Tage mal wieder mehr als nötig. Sonst bringen mich Kriegsbilder und -berichterstattung um den Schlaf. Da ist es auch absolut legitim, wenn nicht sogar geboten, ein bisschen Quatsch und Klamauk aufzudrehen. Und wer wäre da nicht besser geeignet als Helge Schneider?! Eben. Heute bringt er mit Live in Luxmbourg mal wieder einen Bühnenmitschnitt raus. Ein schräger, kurzweiliger Abend, nur mit Klavier und Gitarre und allerhand Blödsinn, für die Schneider seit jeher bekannt ist. Das weiß schnell zu gefallen. Eine Stunde Quatsch zwischen Klassikern und neuem Material. Herrlich. Doof. Super. Pause.
Ghost
(ms) Hörgewohnheiten. Das ist oft ein Buch mit sieben Siegeln. Woher tauchen Bands auf, die gerade in Heavy Rotation daheim laufen? Wie verschwinden sie wieder? Wie gelangen sie auf den Radar und verschwinden wieder? Manchmal kann ich es mir erklären, manchmal ist es schleierhaft. Bei Ghost sind beide Seiten für mich zu sehen. Sie ploppten auf, da ich die Show und den Sound sehr geil finde. Habe sie zwei Mal live gesehen und war irre begeistert. Starkes Gesamtarrangement, das meines Erachtens ins Theater statt auf die Bühne gehört. Irgendwie verschwanden sie mit dem Album Prequelle aus meiner Sicht- und Hörweite. Nun erschien letzte Woche das neue Album Imperia und Tobias Forge ist als Papa Emeritus IV wieder in neuem Gewand am Mikophon zu hören. Die Nameless Ghouls erscheinen in Steampunkmanier und zeigen erneut, was 80er Heavy Metal und Hardrock kann. Wird bei mir nicht auf Dauerschleife laufen, doch die Faszination bleibt!
14.05.2022 Dortmund - Warsteiner Music Hall
15.05.2022 Köln - Palladium AUSVERKAUFT
21.05.2022 Weissenburg - Heimspiel Open Air
04.06.2022 Innsbruck - Olympiahalle
17. & 18.06.2022 Wien - Stadthalle
23.06.2022 Thun - Cholelerock Open Air
24.06.2022 Zürich - Komplex 457
25.06.2022 Bad Ragaz - Quellrock Open Air
09.07.2022 Linz - Donaulände
16.07.2022 Graz - Freilufthalle B
21.07.2022 Erlangen - Kulturinsel Wöhrmühle
22.07.2022 Lörrach - Stimmen Festival
23.07.2022 Tüssling - Raiffeisen Kultursommer
19.-21.08.2022 Grosspösna - Highfield Festival
20.08.2022 Klagenfurt - Freigelände Wörthersee Stadion
10.09.2022 Dresden - Junge Garde
25.11.2022 Potsdam - Waschhaus
26.11.2022 Osnabrück - Rosenhof
27.11.2022 Rostock - Moya
29.11.2022 Hannover - Capitol
30.11.2022 Bremen - Modernes
02.12.2022 Mannheim - Alte Feuerwache
03.12.2022 Ulm - Roxy
04.12.2022 Bern - Bierhübeli
06.12.2022 Erfurt - Club Central
07.12.2022 Augsburg - Ostwerk
08.12.2022 Stuttgart - LKA Longhorn
10.12.2022 Saalbach - Bergfestival
10.03.2023 Würzburg - Posthalle
11.03.2023 Regensburg - Donau-Arena
13.03.2023 Ravensburg - Oberschwabenhalle
14.03.2023 München - Zenith
16.03.2023 Wiesbaden - Schlachthof
17.03.2023 Berlin - Max-Schmeling-Halle
18.03.2023 Hamburg - Edel-Optics-Arena
20.03.2023 Köln - Palladium
Dienstag, 15. März 2022
Herzrhythmusstörung: Sigur Rós gehen auf Tour
Quelle: facebook.com/sigurros |
Die isländische Band um Jónsi ist für mich klanglich und emotional das Non-plus-Ultra. Klar, ihre Texte versteht kein Mensch, das muss auch gar nicht sein. Es geht ‚einfach‘ nur um die pure Schönheit und Intensität, die sie mit ihren Liedern erschaffen. Ob das nun Postrock, Dreampop oder Ambient ist, ist ja vollkommen egal. Es geht um Zauber, Magie, Unaussprechliches, ja, Mystisches. Wer die Gruppe mal live gesehen hat, weiß wovon ich hier spreche. Und glücklicherweise lässt sich dieses Wundersame auch daheim in ihren Alben nachholen, nachspüren, nachfühlen. Wenn es laut aufgedreht ist und alles rückkoppelt und Musik ertönt, die keinen Vergleich mit sich zieht.
Zwar habe ich schon an vielen Stellen erwähnt, dass Kettcar für mich die liebste Band ist, dabei bleibe ich auch. Doch gibt es einen wesentlichen Unterschied. Bei Kettcar fühle ich mich zu Hause, verstanden, die Texte sprechen mir aus dem Herzen. Bei Sigur Rós passieren ganz andere Dinge. Es ist, als ob die Seele aus dem Körper tritt und die Welt von oben sieht. Ja, ich lasse so viel Pathos zu und behaupte, dass der Besuch eines Sigur Rós-Konzertes durchaus ein religiöses Erlebnis sein kann. Für mich war das drei Mal so. Derartige Zustände bei mir selbst, waren mir bis dato fremd. Es ist die pure Energie, die auf der Bühne herrscht. Reine Dynamik. Glasklare Schönheit. Musik mit ihrer zauberhaften Kraft an ihr definitorisches Ende geführt. Was soll danach noch kommen?! Genau!
Lange habe ich es mir gewünscht, doch die Hoffnung war gering. Zu sehr sah ich Jónsi in seiner künstlerischen Entfaltung wachsen und wer sollte dieser Band wieder zuwachsen? Neben Bassist Georg Holm, der immer dabei war, ist nun Kjartan Sveinsson wieder zurück, der 2012 die Band verlassen hat. Momentan sind sie in einem Londoner Studio und Daten für Amerika und Europa sind bekannt. Oft habe ich behauptet, dass ich alles dafür tun würde, sie wieder zu sehen. Ich würde echt überall hin fahren, egal wann und was es kostet. Nun kommen sie zu mir. Wie wunderschön! Wann neue Musik zu hören ist, ist noch unklar, doch die Termine für ein außerweltliches Ereignis im Herbst sind da:
05.10.2022 - München, Zenith
07.10.2022 - Zürich, Halle 622
08.10.2022 - Wien, Gasometer
11.10.2022 - Berlin, Tempodrom
27.10.2022 - Köln, Palladium
30.10.2022 - Frankfurt, Jahrhunderthalle
Samstag, 12. März 2022
KW 10, 2022: Die luserlounge selektiert
Bild: www.welt.de |
Freitag, 4. März 2022
KW 9, 2022: Die luserlounge selektiert
Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Kanal_9_(Schweden) |
Donnerstag, 3. März 2022
Roedelius & Story - 4 Hands
Story und Roedelius. Foto: Emily Ramharter |
Das Klavier ist nicht nur aufgrund seines Einsatzes in verschiedenen Stilen so geschickt. Sondern auch aufgrund der wundersamen Art, wie dieses enorme Instrument gespielt werden kann. Oft hat es mich schlichtweg sprachlos gemacht. Hauschka und Martin Kohlstedt haben ihren eigenen Stil. Wenn Martin Bechler von Fortuna Ehrenfeld am Klavier seine Lieder singt, bin ich komplett mit drin. Wenn sich Tom Smith von den Editors an die Tasten setzt, funken wiederum andere Synapsen.
Vollkommen stutzig verließ ich im Herbst ein Konzert von den Grandbrothers. Das war irre. Kaum zu glauben, wie das Duo gleichzeitig am selben Instrument gespielt hat und welche Töne dabei herauskamen. Tanzbar, gefühlvoll, eindringlich.
Am selben Instrument spielten Tim Story und Hans-Joachim Roedelius auch ihr gemeinsames Album 4 Hands ein, das seit Ende Februar zu hören ist. Nur ihr Ansatz ist ein gänzlich anderer als beim Düsseldorfer Duo. Der Klang auf diesem etwas mehr als dreiviertelstündigen Album ist wesentlich reduzierter. Pur fast. Ab und an sind kleine Modifikationen wahrzunehmen. Im Grunde bleibt es bei dem Klang, wenn die kleinen Hämmer an die Saiten schlagen. Beide Musiker kennen sich seit vielen Jahren. Tim Story ist Komponist aus den Staaten und Hans-Joachim Roedelius eine lebende Legende. Der Zodiak-Club, Kluster, Harmonia. Das sollte reichen. Wem das nichts sagt, sollte kurz recherchieren. Er hat Ambient mit erfunden. Und mit Ende achtzig (!!!) ist er nicht müde zu komponieren. Also ab zu Story in die Staaten und er spielte los. Story nahm das auf aber beließ es nicht dabei. Er hat den Grundtönen eine weitere Form gegeben und darüber gespielt. Am selben Instrument, nur ein paar Wochen später. Was für ein tolles Werk, was für eine irre Idee. Klar, der Albumtitel ergibt somit viel Sinn und besticht durch seine Ungleichzeitigkeit.
Und selbstverständlich durch seine Qualität. Hier möchte ich keine einzelnen Lieder herausstellen, da das Album für mich in seiner Ganzheit nur Sinn ergibt. Es fühlt sich an wie ein warmer, weicher, zarter, leicht nebliger Traum. Weitestgehend leichtfüßig ohne platt zu erscheinen. Ab und an ist zu erahnen, welches der Ausgangspart von Roedelius ist und was Story darüber legte. Doch häufig genug verschwimmt es im besten Sinne zu einer großen Harmonie. Das ist unglaublich unaufgeregt und unglaublich gut gelungen!